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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sagte ihnen: »Falls die Spürhunde irgendwann beschließen, uns einen Besuch abzustatten, möchte ich ihnen eine angemessene Begrüßung bereiten.«
    Im Verlauf des Winters wurde allerdings klar, dass sich viele Zauber, besonders die schwierigeren, nicht allgemein lehren oder erlernen ließen.
    Wie erwartet stellte sich heraus, dass Virishans Waisen nur die einfachsten Zauber zu erlernen vermochten. Dafür offenbarte sich, welche Möglichkeiten in Wythnir schlummerten. Mit so vielen Lehrmeistern blühte der Junge regelrecht auf, und bereits Mitte des Winters war er in der Lage, eine Kastanie in einen silbernen Fingerhut zu verwandeln, und er hatte die Stallungen in Brand gesteckt, als er in einem unbeaufsichtigten Augenblick versuchte, einen Zauber nachzuahmen, den er sich von Malkanus abgeschaut hatte. Arkoniel ermahnte ihn streng, war jedoch insgeheim zufrieden.
    Die Diener erwiesen sich als ebenso nützlich wie ihre Herren. Noril und Semion, die mit Malkanus gekommen waren, besaßen geschickte Händchen für Pferde, und Kiran, Malkanus' dritter Diener, fertigte aus Holz und Lumpen Spielzeug für die Kinder. Vornus' Bediensteter Cymeus war ein begabter Zimmermann und machte es sich zur Aufgabe, das Haus instand zu halten. Dabei gab er sich nicht damit zufrieden, etwas nur zu richten, wenn er es verbessern konnte, und so brachte er über dem Brunnen einen mit Gewichten versehenen Holzarm an, mit dessen Hilfe sogar der kleine Totmus Wasser heraufziehen konnte, indem er auf das ferne Ende des Armes drückte. Er zeigte Köchin, wie sie ihren stetig wachsenden Garten durch einen Wasserkasten auf dem Dach und Rohre aus Ton bewässern konnte, und er brachte eine ähnliche Vorrichtung am hölzernen Waschbecken in der Küche an, sodass man das schmutzige Wasser nicht mehr herausschöpfen, sondern lediglich einen Stopfen entfernen musste, um es durch ein Rohr abrinnen zu lassen, das er in den Garten verlegte.
    »Also, so etwas von einfallsreich!«, rief Köchin aus, als sie sich versammelten, um zu beobachten, wie das Wasser den Abfluss hinabstrudelte.
    Cymeus, ein großer, bärtiger Bär von einem Mann, errötete wie ein Mädchen und meinte verlegen: »Bloß etwas, das ich auf unseren Reisen aufgeschnappt habe, mehr nicht.«
    »Wie immer bist du zu bescheiden, mein Freund.« Vornus kicherte. »Auch ohne Magie ist dieser Mann ein Zauberer.«
     
    Bei der Preisgabe seiner eigenen Zauberkünste ließ Arkoniel Vorsicht walten, denn sie waren unwiderruflich mit jenen Lhels vermengt. Zauber, die er mittlerweile als selbstverständlich betrachtete, hätten seine geheime Lehrmeisterin verraten. Und es war sie statt Arkoniel, die auf Geheimhaltung bestand.
    »Wie würdest du meine Anwesenheit hier erklären, hm?«, fragte sie, als er in einer Winternacht bei ihr schlief.
    »Keine Ahnung. Könnten wir nicht einfach behaupten, du seist aus den Hügeln hergekommen und hättest dich hier niedergelassen?«
    Liebevoll streichelte sie ihm die Wange. »Du bist schon so lange mit mir zusammen, dass du die Gesinnung deines Volkes vergessen hast. Und da wir gerade von deinem Volk reden, hast du die hübsche kleine Vogelzähmerin in dein Bett geführt?«
    »Einmal«, gestand er, da er ahnte, dass sie es bereits wusste.
    »Nur einmal? Und was hast du dabei erfahren?«
    »Den Grund für das Gelübde, das Zauberer ablegen.« Lhel mochte weder wunderschön noch jung sein, aber ihre Macht hatte ihn unwiderstehlich angezogen, sowohl in ihr Heim als auch in ihr Bett. Sich mit ihr zu vereinen, fühlte sich an, wie von Blitzen durchströmt zu werden. Mit Ethni hatte in ihm Dunkelheit geherrscht. Seine Macht war in sie geflossen, doch die einzige Erwiderung hatte in ein wenig Zuneigung bestanden. Im Vergleich zur Vereinigung der Macht nahm sich der körperliche Höhepunkt unbedeutend aus. Er hatte versucht, seine Gefühle zu verbergen, aber Ethni hatte sie gespürt und war nicht mehr in sein Bett gekommen.
    »Euer Lichtträger gibt euch einen schmalen Pfad vor«, meinte Lhel, als er es ihr zu erklären versuchte.
    »Ist es bei deinem Volk anders? Könnt ihr Kinder bekommen und Magie wirken?«
    »Unser Volk ist völlig anders. Du hast es vergessen, weil du mich bereits so gut kennst. In den Augen deiner neuen Freunde hingegen wäre ich bloß eine Totenbeschwörerin. Dieser hochmütige junge Zauberer würde mich beim ersten Anblick wie Zunder verbrennen.«
    »Dafür müsste er erst an mir vorbei«, beteuerte Arkoniel, doch er wusste, dass sie Recht hatte.

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