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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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der Gründer werden weder gelehrt, noch ausgesprochen, und die wenigen Berichte, die von frühen Gelehrten verfasst wurden, sind allesamt widersprüchlich und vereiteln jeden Versuch, ihnen die Wahrheit abzuringen.

 
K APITEL 37
     
    Es war Tharin, der Arkoniel von der Fehlgeburt der Prinzessin schrieb. Tobin und Ki hatten die Ereignisse zwar aus größerer Nähe miterlebt, doch sie brachten es nicht übers Herz, darüber zu berichten.
    »Es war wohl am besten so«, schrieb Tharin, womit er auf die Missbildungen des Kindes anspielte.
    »Es war Illiors Wille«, murmelte Nari. Es war eine bitterkalte Mittwinternacht, und die beiden saßen eingehüllt in Mäntel mit den Füßen auf den Ziegeln des Kamins am Feuer in der Küche. »Der König hat nie wieder ein gesundes Kind gezeugt, nachdem seine Kleinen gestorben waren. Jetzt ist der Fluch auf seinen Sohn übergegangen. Bevor Iya mich in Rhius' Haus brachte, hatte ich nie gedacht, dass der Lichtträger grausam sein könnte.«
    Arkoniel starrte in die Flammen. Selbst nach all den Jahren war die Erinnerung an jene verhängnisvolle Nacht nie verblasst. »Wissen und Wahnsinn.«
    »Was soll das heißen?«
    »Iya hat mir einmal erzählt, dass nur Zauberer das wahre Antlitz Illiors sehen; dass nur wir die volle Berührung der Macht des Gottes spüren. Dieselbe Macht, die uns Wissen schenkt, kann auch Wahnsinn herbeiführen. Allem, was geschehen ist und was noch geschehen wird, liegt ein Zweck zugrunde, aber es kann bisweilen grausam erscheinen.«
    Nari seufzte und zog den Mantel enger um sich. »Aber doch sicher nicht grausamer als der König und seine Spürhunde, die all diese Mädchen meucheln, oder? In meinen Träumen sehe ich immer noch das Gesicht des Herzogs vor mir, den Ausdruck in seinen Augen, als er über der armen Ariani stand, während sich unten all die Soldaten scharten. Diese Hexe hat in jener Nacht ihre Arbeit gut gemacht. Was glaubst du, dass aus ihr geworden ist?«
    Arkoniel schüttelte leicht den Kopf, ohne den Blick von den Flammen zu lösen.
    »Unter uns gesprochen, ich habe mich immer gefragt, ob Iya sie nicht beseitigt hat. Sie ist mit mir verwandt, und ich meine das keineswegs respektlos, aber in jener Nacht hätte ich es ihr ohne Weiteres zugetraut.«
    »Sie hat sie nicht getötet. Selbst, wenn sie es gewollt hätte, ich bezweifle, dass sie dazu in der Lage gewesen wäre.«
    »Also nicht? Nun, das freut mich zu hören. Ein Tod weniger, der auf ihrem Gewissen lastet.«
    »Und auf meinem«, fügte Arkoniel leise hinzu.
    »Du bist anders geschnitzt als Iya.«
    »Tatsächlich?«
    »Natürlich. Das habe ich auf den ersten Blick erkannt. Und ist dir nie aufgefallen, dass der Dämon dich nach jenem ersten Mal, als er dir das Handgelenk brach, nie wieder angerührt hat?«
    »Er hat mein Pferd erschreckt, und es hat mich abgeworfen. Er selbst hat mich überhaupt nie angerührt.«
    »Na siehst du. Iya hingegen greift er jedes Mal an, wenn sie sich in seiner Nähe sehen lässt.«
    »Er hat einmal zu mir gesprochen. Er meinte, er hätte meine Tränen geschmeckt.« Nari bedachte ihn mit einem fragenden Blick, und er zuckte mit den Schultern. »Ich habe geweint, als ich ihn begrub. Meine Tränen sind auf ihn gefallen. Anscheinend hat es ihm etwas bedeutet.«
    Nari schwieg einen Augenblick. »Ich glaube, abgesehen von seiner armen Mutter warst du der Einzige, der um ihn geweint hat. Rhius' Tränen galten ausschließlich seiner Gemahlin. Außerdem warst du derjenige, der zurückgekommen ist, um sich um Tobin zu kümmern. Und jetzt nimmst du dich all der anderen an, die hier sind. Gib's zu, du kannst dir ebenso wenig vorstellen wie ich, dass Iya dasselbe tun würde.«
    »Ohne sie wären sie gar nicht erst hier«, erinnerte Arkoniel sie. »Diese Vision, die sie und der Rest der Zauberer hatten? Ich habe sie nie gesehen.«
     
    Weitere Zauberer, die einzeln oder in Paaren eintrafen, fanden den Weg zur Feste. Als die Kunde von Korins Vermählung und Aliyas Fehlgeburt eintraf, waren sechs neue Flüchtlinge sowie eine Handvoll Bediensteter angekommen. Auf einer Lichtung im Wald, verborgen vor den neugierigen Augen der Händler, graste eine kleine Herde von Pferden und Eseln.
    Cerana, eine alte Freundin von Iya, war die Erste, die in jenem Herbst eintraf. Lyan und Vornus kamen danach zusammen angeritten, ein graues, altes Paar, beide in ihrem vierten Zeitalter, begleitet von einem stämmigen Diener namens Cymeus. Die Zauberer sprachen so innig miteinander, als wären sie

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