Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Gemahl und Gemahlin; Arkoniel vermutete, dass auch sie sich in ihrer Jugend keine Enthaltsamkeit auferlegt hatten.
Melissandra, eine Zauberin aus dem Süden, folgte bald darauf eines Nachts wie ein von einem Sturm gepeitschter Vogel. Sie war dunkeläugig und still, und Furcht ließ sie jünger als ihre etwa hundert Jahre wirken. Bevor die Spürhunde Jagd auf sie gemacht hatten, war sie wohlhabend gewesen. Ihre Dienerin Dara verwaltete eine Geldtruhe.
Hain langte mit dem ersten Schneefall ein. Er war ein vierschrötiger, gewöhnlicher junger Mann mit einem lichten Bart und noch Lehrling gewesen, als Arkoniel ihn zuletzt gesehen hatte. Doch ungeachtet seiner Armut und Unerfahrenheit umgab ihn dieselbe Aura wahrer Macht wie die älteren Zauberer.
Fürst Malkanus und sein kleines Gefolge schafften es gerade noch rechtzeitig zur Feste, bevor der Schnee die Straßen verschloss. Er war nur einige Jahrzehnte älter als Arkoniel und besaß bestenfalls mittelprächtige Begabung, aber er hatte die Schirmherrschaft und das Bett einer reichen Witwe in Ylani geteilt und traf mit drei Dienern, einer Kiste voll Gold und einer äußerst hohen Meinung von sich ein. Arkoniel persönlich hätte getrost auf ihn verzichten können. Malkanus hatte sich schon immer herablassend gebärdet und Arkoniel – wahrscheinlich auch Iya – als wenig mehr als verwahrloste Wandersleute betrachtet. Weder die Zeit noch die Umstände hatten seine Manieren gebessert. Arkoniel bedauerte, dass Iya ihm einen ihrer Talismane gegeben hatte, und konnte immer noch nicht nachvollziehen, weshalb der Lichtträger zu einem solchen Mann sprach.
Zimmer wurden entstaubt und Liegestätten aufgetrieben. Bald hatten sich alle mehr oder weniger gemütlich eingerichtet. Malkanus hatte sich beschwert, weil er das Zimmer mit niemandem teilen wollte, deshalb hatte Arkoniel ihm sein ehemaliges Schlafgemach im zweiten Stock zugewiesen, vergaß jedoch zu erwähnen, wer diesen Teil des Hauses heimsuchte. Zu seiner großen Enttäuschung jedoch schenkte Ariani dem neuen Bewohner keine Beachtung.
Köchin und Nari waren verzückt darüber, mehr Leute im Haus zu haben, und die Diener halfen bereitwillig bei den anfallenden Arbeiten mit. Trotz der merkwürdigen Zusammensetzung der Bewohner fühlte sich die Feste allmählich wieder wie ein richtiges Zuhause an.
Arkoniel hatte noch nie so viele Zauberer an einem Ort gesehen, und er brauchte eine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Er wusste nie, wann er mit jemandem zusammenstoßen würde, der in der Halle einen Unsichtbarkeitszauber oder eine Schwebebeschwörung übte, doch er war dankbar für die Gesellschaft. Lyan und Vornus erwiesen sich als mächtig, und Hain besaß eine vielversprechende Begabung. Melissandra verfügte zwar über bescheidenere Kräfte, entpuppte sich aber als Meisterin in Sachen Wächterbanne und hatte die Weide und die Straßen binnen kurzer Zeit mit Warnzaubern versehen. Danach atmete Arkoniel ein wenig leichter. Außerdem zeigte sie sich freundlich im Umgang mit den Kindern und schloss sich Lyan und Vornus dabei an, Arkoniel bei deren Unterricht zu helfen. Der kleine Wythnir verliebte sich auf Anhieb in sie, und Arkoniel begann zu fürchten, er könnte seinen ersten Lehrling verlieren.
Auf sein Drängen hin gingen ihm alle Zauberer bei den Kindern zur Hand, ergründeten deren Fähigkeiten und unterwiesen sie in ihren eigenen besonderen Begabungen. Kaulin und Cerana übten mit ihnen Zaubersprüche und schlichte Hausmagie. Lyan konnte Botschaften in bunten Lichtpunkten versenden, eine fürwahr seltene Gabe. Vornus und Melissandra teilten sich ihre Begeisterung für Verwandlungszauber, und sie besaß zudem ein Gespür für Wächterbanne und Schlösser. Eyolis Geistverneblungskünste mochten schlicht sein, dennoch boten sie einen beträchtlichen praktischen Nutzen, waren aber, wie sich bald herausstellte, nahezu unmöglich zu lehren. Es war eine natürliche Begabung wie die Fähigkeit, einen Ton zu halten oder die Zunge zu einer Röhre zusammenzurollen. Wythnir und Arkoniel gelang es, ein Trugbild einige Augenblicke lang aufrechtzuerhalten, den anderen hingegen blieb selbst das versagt.
All das waren nützliche Fertigkeiten, doch es war der stolze, geckenhafte Malkanus, der sie alle mit dem gefährlichen Können überraschte, Feuer und Blitze zu beeinflussen. Den jüngeren Kindern wurde nicht gestattet, dies zu erlernen, aber Ethni und die Erwachsenen ließ Arkoniel eng mit Malkanus zusammenarbeiten und
Weitere Kostenlose Bücher