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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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wärst in eine Handwerkerfamilie geboren worden?«
    »Manchmal. Ich habe all mein Schnitzwerkzeug verlo ren, und ich hatte noch keine Zeit, mir neues zu besorgen.«
    Arkoniel fasste in seinen Beutel und reichte ihr einen kleinen Klumpen aus frischem Bienenwachs. »Wird das vorerst reichen? Früher hattest du immer welches dabei.«
    Tamír grinste; Arkoniel hatte zu den Ersten gehört, die ihre Begabung erkannt und gefördert hatten.
    Aber er war nicht der Allererste gewesen.
    Der süßliche Geruch rief Erinnerungen an kostbare Augenblicke des Friedens mit ihrer Mutter wach – ein seltenes Lächeln, als ihre Mutter ein Stück Wachs zwischen den Händen erwärmt hatte. Es riecht nach Blumen und Sonnenschein, nicht wahr? Die Bienen speichern in ihren Wachshäusern den Sommer für uns.
    Das Brennen von Tränen hinter ihren Lidern überraschte sie. Tamír besaß so wenige gute Erinnerungen an ihre Mutter. Sie blickte auf das ernste Antlitz auf ihrem Ring hinab und fragte sich, was Ariani wohl denken würde, könnte sie ihre Tochter in ihrer wahren Gestalt sehen. Würde sie Tamír endlich so sehr lieben, wie sie Bruder geliebt hatte? Hätte sie beide Kinder geliebt, und wäre sie nicht wahnsinnig geworden, wenn Bruder überlebt hätte?
    Tamír schüttelte den bittersüßen Gedanken ab, ging weiter und hoffte, dass Arkoniel und die anderen ihre Schwäche nicht bemerkt hatten.
     
    Bald ließen sie die Straße am Meer hinter sich und hielten die nächsten Tage Richtung Süden und Westen auf die Berge zu. Dies war derselbe Pfad, dem Tamír bei ihrer ersten Reise nach Ero gefolgt war. Sie und Ki wechselten einen sehnsüchtigen Blick, als sie an der Kreuzung vorüberkamen, über die sie zur Feste von Alestun gelangt wären. Wer vermochte zu sagen, wann sie Zeit haben würden, wieder einmal dorthin zu reisen? Ihre alte Amme, Nari, schrieb ihr oft, und Tamír antwortete immer, konnte ihr jedoch keinen Besuch versprechen.
    Jenseits der Straße nach Alestun führte Lain sie über Nebenwege, die größere Ortschaften mieden und nie ins Landesinnere verliefen. Die ersten Nächte schliefen sie in kleinen Herbergen entlang der Straße, wo die Menschen sie respektvoll und mit vor Erstaunen geweiteten Augen begrüßten, umso mehr, als die neue Königin damit zufrieden war, im Gemeinschaftsraum mit ihnen zu speisen. Abends stimmten sie und ihre Gefährten um den Kamin in Lieder mit ein, und Iya und Arkoniel unterhielten die Anwesenden mit einfachen, bunten Zaubern und wirkten Instandsetzungszauber für jene, die sie darum zu bitten wagten.
    Im Gegenzug sprachen die Dörfler mit Tamír über die Ernte und Banditen. Gesindel aller Art war seit Eros Untergang verwegener geworden. Tamír schickte einen Reiter mit der Botschaft an Illardi zurück, einige seiner untätigen Krieger zu entsenden, auf dass sie sich der Unholde annahmen.
    Die mächtige Gebirgskette, die das Rückgrat der skalanischen Halbinsel bildete, ragte jeden Tag näher vor ihnen auf. Auf den schartigen Gipfeln lag immer noch Schnee.
     
    Am Nachmittag des siebten Tages führte Lain sie auf eine stärker bereiste Straße, die sich in die Berge erstreckte. Immergrüne Wälder wichen allmählich lichteren Hainen aus Espen und Eichen.
    Der Weg wurde steil, begann, sich zu winden, und zwang sie, die Pferde auf Schritt zu zügeln. Die Luft wurde zunehmend kühler und strotzte vor Pflanzengerüchen, die Tamír nicht kannte. Verkümmerte, vom Wind gekrümmte Bäume klammerten sich an felsige Hänge. Zähes Moos und kleine Pflanzen säumten die Straße. In Atyion herrschte noch Sommer, doch in der Luft hier schwangen bereits erste Anzeichen des Herbstes mit, und die Blätter der Espen wiesen goldene Ränder auf. Hoch über ihnen schillerten die in Schnee getünchten Gipfel so grell vor dem klaren, blauen Himmel, dass es in den Augen schmerzte, sie zu lange zu betrachten.
    »Das erinnert mich an die Heimat. Viele dieser Pflanzen gibt es dort auch«, bemerkte Saruel, die neben Tamír ritt.
    »Ihr stammt aus den Bergen?«
    »Ja. Als Kind sah ich nur dann ebenes Gelände, wenn wir zu den Klanversammlungen nach Sarikali reisten.« Sie atmete tief ein, und die schwarzen Schnörkel um ihre Augen zogen sich zusammen, als sie lächelte. »Ich habe diese Gerüche und diese Kühle vermisst. Die Zeit in der Hauptstadt habe ich zwar auch genossen, trotzdem war es dort völlig anders als das, was ich gewohnt bin.«
    Tharin kicherte. »Stinkendes Ero. Den Namen hat sich die Stadt wahrhaft redlich

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