Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
dazu zwingen, oder?«
»Nein, ich will dich hier haben«, erwiderte sie und verfluchte sich, weil sie errötete. »Aber jetzt, wo du zurück bist und es keine Kämpfe auszutragen gibt, wird dir da nicht langweilig werden?«
Ki holte seinen Beutel mit Bakshi-Steinen hervor. Herausfordernd rasselte er damit und sagte: »Es gibt Kämpfe anderer Art, die wir hier bestreiten können. Und jetzt besitze ich eigenes Gold, das ich setzen kann.«
Sie spielten ein halbes Dutzend mal, ohne wirklich darauf zu achten, wer gewann und wer verlor, und als sie fertig waren, erhob er sich zum Gehen. Kurz fingerte er unruhig an dem Beutel mit den Spielsteinen herum, dann murmelte er: »Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, es habe sich nicht richtig angefühlt, ohne dich zu kämpfen.« Damit beugte er sich hinab und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Bevor sie sich von ihrer Überraschung erholte, war er verschwunden.
Tamír blieb eine Weile sitzen, die Finger dort auf der Wange, wo seine Lippen sie berührt hatten. Sie überlegte, was sie davon halten sollte, und versuchte, sich keinen falschen Hoffnungen hinzugeben.
Kapitel 29
Niryn hatte bemerkt, dass Nalia am Abend der Auspeitschungen von ihrem Balkon herabgespäht hatte. Er war erfreut darüber, wie sehr sie das Schauspiel eingeschüchtert hatte. Seither verhielt sie sich sehr still. Sogar Korin war es aufgefallen. Als Korin ursprünglich eintraf, hatte sie noch etwas Schneid gehabt. Ihr Hass und ihre Wut waren regelrecht greifbar gewesen, genau wie ihre Verzweiflung. Vor Sorge war Niryn sogar so weit gegangen, den Balkon und die Fenster mit einem Bann zu versehen, um zu verhindern, dass sie in den Tod springen würde.
Die Zeit und Korins Aufwartungen hatten sie beruhigt. Der Anblick der unbarmherzigen Gerechtigkeit ihres Gemahls schien den letzten Widerstand niedergeschlagen zu haben. Sowohl bei Tisch als auch bei ihren abendlichen Spaziergängen auf den Mauern gebärdete sie sich lammfromm. Niryn achtete sorgsam darauf, dass sie stets an den zur Schau gestellten Köpfen der Verräter vorbeiging. Der Einzige, der fehlte, war der des Unbekannten, der Caliel und die anderen hatte entkommen lassen.
Hingegen wurde es zunehmend schwieriger, Korin im Griff zu behalten. Seine Trinkgelage forderten ihren Tribut, und Alben und Urmanis waren unfähig, ihn davon abzuhalten. In den schlimmsten Augenblicken schwankte Korins Stimmung zwischen rastlos und verdrießlich. Der Verrat seiner Gefährten hatte ihn tief verletzt; Niryn hatte diesen Schmerz behutsam für seine Zwecke genährt. Außerhalb der Mauern der Festung mussten mehrere neue Galgen errichtet werden. Die aufgedunsenen Leichname, die daran baumelten, dienten als Mahnmal für andere.
Was Niryn allerdings nicht zu beeinflussen vermochte, war das Verlangen nach Kampf unter Korins Verbündeten, das umso stärker wurde, als Spitzel die Kunde überbrachten, dass Tobin seine Armee gegen einige Adelige entsandt hatte, die sich weigerten, seinen Anspruch anzuerkennen, und dass seine Generäle einen Erfolg nach dem anderen verzeichneten.
Korins Kriegsherren waren gleichermaßen erfolgreich, als sie gegen einige geringere Adelige von der Leine gelassen wurden, die sich ihm widersetzten. Manche kämpften für des Königs Ehre, deutlich mehr jedoch ging es vornehmlich um die Beute. Es gab etwas Gemurre über ihren Anteil am beschlagnahmten Land und Gold, doch Korin hatte eine Armee zu bezahlen und Männer zu ernähren. Es strömten zwar Steuern aus dem Norden nach Cirna, aber ohne königliche Schatzkammer als Rückhalt musste Korin den vollen königlichen Anteil an jeglicher Kriegsbeute fordern.
Als Niryn eines Abends in seinen Gemächern die täglichen Berichte durchlas, stieß er auf einige vertraute Namen. Fürst Jorvai weilte bei Tobin in Atyion, und die Streitkräfte, die er auf seinem Anwesen zurückgelassen hatte, waren Herzog Wethring und dessen Heer nicht annähernd gewachsen. Die Festung und die Ortschaft waren ebenso niedergebrannt worden wie die Felder.
Nevus belagerte derzeit ein kleineres Besitztum. Es handelte sich um eine schäbige kleine Burg namens Rilmar, doch Niryn lächelte, als er den Namen des alten Ritters las, der sie besaß: Marschall der Straßen, Sir Larenth.
»Meine Güte.« Er grinste, als er Moriel den Bericht zeigte. »Ich glaube, das ist die Familie des jungen Ki, nicht wahr?«
Moriels hämisches Grinsen wirkte giftig. »Ja, Herr. König Erius hat ihm diesen Landbesitz als
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