Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
versicherte ihr Imonus. »Und niemand würde Korin folgen, sollte er einen solchen Frevel begehen.«
    »Ich hoffe, Ihr habt Recht«, meinte Tharin. »Trotzdem braucht sie eine ausreichende Garde zum Schutz.«
    »Meine Leibgarde sollte reichen, zumal wir Iya und Arkoniel dabei haben«, sagte Tamír. »Mit etwas Glück bin ich zurück, bevor Korins Spitzel die Botschaft meiner Abwesenheit überbringen können.«
    »Saruel hat gebeten, uns begleiten zu dürfen«, ergriff Iya das Wort. »Die Aurënfaie halten das Orakel in hohen Ehren, und sie möchte den Ort gern besuchen.«
    »Es wird mir eine Freude sein, sie dabei zu haben«, gab Tamír zurück. »Sie ist eine eurer mächtigeren Zauberer, oder? Mit ihr werde ich mich umso sicherer fühlen.«
     
    In der Nacht vor der Abreise war Tamír zu unruhig, um zu schlafen. Sie blieb lange auf und spielte mit Ki und Una. Beim letzten Spiel saß sie am Fenster, beobachtete, wie der abnehmende Mond aufging, und zupfte abwesend an einem Zopf. Una gewann schließlich und ging. Sie konnte es kaum erwarten, am nächsten Tag aufzubrechen.
    »Was ist denn los? Ich dachte, du freust dich auf die Reise«, sagte Ki, als er die Bakshi-Steine zurück in die jeweiligen Beutel schaufelte und das hölzerne Spielbrett verstaute.
    »Tue ich auch.«
    »Also, für jemanden, der vor einer Schlacht so ruhig wie ein spiegelglatter See ist, erscheinst du mir äußerst zappelig wegen eines kleinen Ausritts. Fürchtest du dich vor den Anhängern Illiors? Ich weiß, dass sie mir Angst einjagen.«
    Sie drehte sich ihm zu und sah, dass er sie angrinste. »Hör auf, mich zu hänseln. Du bist nicht der vom Gott Berührte. Die Vision, die ich hatte, war ziemlich schauerlich, und dabei war es nur eine kleine. Wir reden hier vom bedeutendsten Orakel im Land.«
    »Und wer wäre dort sicherer als du?«, gab Ki zurück. »Raus damit, da ist doch noch etwas, oder?«
    »Was, wenn mir nicht gefällt, was das Orakel mir sagt? Was, wenn es mein Schicksal ist, zu versagen oder wahnsinnig zu werden wie der Rest der Familie oder … Ich weiß auch nicht.«
    »Und?«
    »Und Bruder. Er setzt mir immer noch wegen seines Todes zu. Einerseits will ich die Wahrheit erfahren, andererseits fürchte ich mich davor. Ich kann es nicht erklären, Ki. Es ist bloß so ein Bauchgefühl.«
    »Wovor hast du mehr Angst? Dass er nicht verschwindet, sobald du getan hast, was er verlangt, oder dass er es tut?«
    »Ich will, dass er verschwindet. Ich weiß nur nicht, ob ich ihm geben kann, was er dafür will.«
     
    Früh am nächsten Tag brachen sie auf und trabten durch die schlafende Ortschaft. Tamír spürte, wie sich Erregung in ihr rührte, als sich die südliche Landstraße vor ihnen erstreckte. Und diese lag nicht nur an der Vorfreude darauf, endlich dem Orakel zu begegnen, das ihr Leben geprägt hatte. In vollem Galopp mit bewaffneten Reitern hinter sich dahinzupreschen, gehörte zu den schönsten Gefühlen, die sie kannte.
    Lain, der jüngste der Priester aus Afra, die mit Imonus nach Norden gekommen waren, ritt als Führer vorne bei ihr, obwohl auch Iya und Arkoniel den Weg kannten. Er war ein stiller Bursche, dem Tamír bisher nicht viel Beachtung geschenkt hatte, doch an diesem Tag strahlte er unverkennbar übers ganze Gesicht.
    »Es ist eine große Ehre, Majestät, eine neue Königin nach Afra zu geleiten. Ich bete dafür, dass Ihr dort eine klare Antwort und Trost erhalten werdet.«
    »Ich auch«, gab sie zurück.
    Arkoniel hatte Wythnir diesmal mitgenommen. Der Junge ritt stolz auf einem eigenen Pony, gekleidet in eine feine neue Jacke und Stiefel, wodurch er älter wirkte. Die Zauberer verbrachten beim Reiten viel Zeit zusammen, und obwohl der Junge so wortkarg wie immer war, sah Tamír, dass er jedes Wort aufsog, das sein Meister sprach. Klaglos ertrug er die langen Stunden des Ritts, zufrieden damit, in Arkoniels Nähe zu sein.
     
    Die zweite Nacht schliefen sie in Ero, und am Tag darauf zeigte ihr Illardis Verwalter stolz die neue Ortschaft, die entlang des nördlichen Hafenrands entstand. Viele Menschen hausten nach wie vor in Zelten und behelfsmäßigen Unterständen, aber überall arbeiteten Männer, schleppten Steine und hämmerten an Rahmen neuer Häuser. Der durchdringende Geruch von Kalk und frischem Holz erfüllte die Luft. Tamír hielt häufig inne, um die Handwerker zu beobachten. Arkoniel lächelte, als sie einem Holzschnitzer bei der Arbeit an einem kunstvollen Türsturz zusah. »Hast du dir je gewünscht, du

Weitere Kostenlose Bücher