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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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verdient.«
    »Ich kann Euch gut verstehen. Auch ich bin in den Bergen aufgewachsen«, sagte Tamír.
    »Das fühlt sich wie einer unserer Jagdausflüge an, nicht wahr, Tharin?«, fragte Ki. Dann fiel ihm etwas ins Auge, und er beugte sich weit aus dem Sattel, um eine Blüte aus einem Grüppchen glockenförmiger, rosa Blumen zu pflücken, die an der Felswand wuchsen. Er klammerte sich mit den Knien wackelig an den Seiten des Pferds fest, richtete sich wieder auf und überreichte Tamír grinsend die Blume. »Schau. Ein wildes Stiefmütterchen. Für schönere Erinnerungen.«
    Tamír schnupperte daran, genoss den vertrauten, berauschenden Duft und steckte sich die Blüte hinters Ohr. Ki hatte so etwas noch nie zuvor getan. Der Gedanke sandte ein schwindelerregendes Flattern durch ihre Brust, und sie trieb das Pferd in Trab, damit die anderen nicht bemerkten, wie sie errötete.
    An jenem Abend lagerten sie neben einem Bach in einem hoch gelegenen, windgepeitschten Tal. Die Sterne funkelten am samtenen Himmel so groß wie in Alestun und so strahlend, dass sie den Schnee auf den Gipfeln in Silber verwandelten.
    Saruel und Lain sammelten kleine blaue Beeren und brauten daraus einen süßen, harzigen Tee.
    »Die meisten von euch sind noch nicht durch so hohe Pässe gereist. Je weiter wir aufsteigen, desto dünner wird die Luft«, erklärte der Priester. »Manchen wird davon übel, aber dieser Tee hilft dagegen.«
    Tamír hatte bislang noch keine Unbilden gespürt, doch Nikides, Una und die neuen Knappen gestanden, gegen Ende des Tages von leichtem Schwindel erfasst worden zu sein.
    Die Eulen erwiesen sich als zahlreicher und größer als im Flachland. An den runden Köpfen hatten sie Büschel, die an Katzenohren erinnerten, und an den Enden der Schwanzfedern strahlten weiße Streifen. Ki fand einige Federn in den Ginsterbüschen neben ihrem Lager und brachte sie Tamír. Sie warf sie ins Feuer und murmelte ein Gebet, in dem sie um Glück bat.
    Sie schliefen auf der Erde, eingehüllt in ihre Mäntel und Decken. Als sie erwachten, herrschte im Tal dichter, frostiger Nebel vor, der ihr Haar und das Fell ihrer Pferde mit juwelengleichen Tropfen benetzte. Geräusche erklangen merkwürdig. Tamír konnte kaum die Unterhaltungen der Männer vom gegenüberliegenden Ende des Lagers hören, aber das Hämmern eines Spechts vernahm sie so deutlich, als befände er sich auf ihrer Schulter.
    Nach einem kalten Frühstück und Saruels Tee brachen sie wieder auf und führten ihre Pferde zu Fuß, bis sich der Nebel lichtete.
    Die Gipfel ringsum rückten näher, der Pfad wurde schmaler. Zu ihrer Rechten bedrängte sie eine steile Felswand, die den engen Weg bisweilen sogar überhing, sodass sie sich ducken und gefährlich zur Seite lehnen mussten, als sie in einer Reihe hinter den Zauberern und dem Priester herritten. Zu ihrer Linken fiel ein ebenso steiler Abhang in den anhaltenden Nebel ab. Tamír warf einen Stein über den Rand, hörte ihn jedoch nie aufschlagen.
    Der Nachmittag schwand, als Tamír die ersten von anderen Wandernden und Pilgern in den blanken Fels geritzten Halbmondformen und Schriftfetzen bemerkte.
    »Wir sind schon nah«, sagte Iya zu ihr, als sie die Pferde ausruhen und an dem spärlichen Gras rupfen ließen, das den Pfad säumte. »In wenigen Stunden gelangen wir zu dem bemalten Tor, das du in deiner Vision gesehen hast. Afra liegt unmittelbar dahinter.«
    Arkoniel ließ den Blick suchend über die Inschriften wandern, als sie weiterzogen. Alsbald zügelte er das Pferd und deutete auf eine bestimmte. »Sieh nur, Iya, hier ist das Gebet, das ich hinterlassen habe, als du mich zum ersten Mal hierher mitgenommen hast.«
    »Ich erinnere mich.« Iya lächelte. »Von mir müssen hier irgendwo auch einige Zeichen sein.«
    »Warum macht man das?«, fragte Saruel.
    »Aus Brauchtum, würde ich sagen. Und damit es Glück bringt«, antwortete Iya.
    »Sagen das die Leute nicht immer über derlei Dinge?«, warf Luchs ein, trotz allem, was er gesehen hatte, immer noch ein standhafter Verfechter Sakors.
    »Ihr tätet gut daran, Euch nicht über die Andachtsbekundungen für Illior lustig zu machen, junger Herr«, meldete sich Lain zu Wort, der ihn gehört hatte. »Diese Gebete halten länger als jeder in Feuer gebrannte Bann. Sie sollten ernst genommen und nicht unbesonnen abgegeben werden.« Er drehte sich im Sattel herum. »Ihr solltet etwas schreiben, Königin Tamír. All Eure Ahninnen haben das irgendwo entlang dieser Strecke

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