Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
oben.«
»Sicher«, antwortete sie zerstreut und dachte an einen anderen Raum, den sie später besuchen würde – alleine.
Sie verweilte noch etwas länger. Tharin trat leise ein und gesellte sich zu ihr. Über einer Schulter trug er seine Satteltaschen, und er wirkte etwas verdutzt.
»Die Garde lässt sich in den Truppenunterkünften nieder. Ich habe dort auch noch mein altes Zimmer, aber … Na ja, wäre es dir lieber, wenn ich eines der Gästezimmer oben nehme?«
»Ich würde mich geehrt fühlen, wenn du in Vaters Zimmer schläfst.« Bevor er Einwände erheben konnte, fügte sie hinzu: »Ich würde mich besser fühlen, wenn ich dich so nah bei mir wüsste.«
»Wie du wünschst.« Er stellte seine Taschen ab und sah sich um. »Es ist schön, wieder hier zu sein. Du solltest öfter herkommen, wenn sich die Dinge erst eingependelt haben. Ich vermisse das Jagen in der Gegend.«
Tamír nickte und verstand all das, was er nicht auszusprechen vermochte. »Ich auch.«
Kapitel 38
Köchin hielt Wort; das Abendmahl war reichhaltig und wurde herzhaft angenommen. Alle fanden sich um einen langen Tisch ein, und die Knappen halfen den Dienstmädchen, die Gerichte aus der Küche hereinzutragen und anschließend abzuräumen.
Nari saß zur Linken Tamírs und löcherte sie mit endlosen Fragen über ihre Schlachten, Ero und alles, was in Atyion vor sich ging, um sich auf die Begegnung mit Korin vorzubereiten, aber sie erkundigte sich mit keinem Wort über die Verwandlung. Sie behandelte Tamír genau so wie früher Tobin und schien durch die Veränderung nicht im Geringsten verstört. Und ihr unterlief nicht einmal das Versehen, sie Tobin zu nennen. Kein einziges Mal.
Danach setzten sie sich mit ihrem Wein um das Feuer und erzählten weitere Geschichten über die Kämpfe, die sie erlebt hatten. In weiterer Folge begannen Tharin und die Frauen, in Erinnerungen über Tamír und Ki im Kindesalter zu schwelgen, sehr zur Belustigung der anderen Gefährten. Arkoniel stimmte mit ein und schilderte mit augenscheinlichem Vergnügen, was für ein erbärmlicher Schüler Ki gewesen war.
Vom Tod und Leid, die diese Mauern bezeugt hatten, wurde nichts erwähnt, doch Tamír ertappte die jüngeren Knappen dabei, sich unruhig umzusehen, als die Nacht hereinbrach.
»Ich habe gehört, dass es in diesem Gemäuer spukt«, wagte Lorin schließlich zu sagen. Nikides bedachte ihn mit einem warnenden Blick. Der Junge schrumpfte förmlich auf der Bank und murmelte: »Hab ich bloß gehört.«
Ohne richtige Unterhaltung gab es in der Feste wenig, wofür es sich lange aufzubleiben lohnte. Tamír gab Nari und Köchin einen Gutenachtkuss und schickte ihre Gardisten weg.
»Zeit für eine Mütze voll Schlaf, was?«, meinte Nikides als Aufforderung für die anderen.
Sie verabschiedeten sich vor ihren jeweiligen Zimmern, doch Ki verharrte an ihrer Tür. »Wenn du willst, bleibe ich. Hier kümmert das niemanden.«
Die Versuchung einzuwilligen, war so stark, dass sie ihr den Atem verschlug, aber sie schüttelte den Kopf. »Nein, besser nicht.«
»Dann gute Nacht.« Er wandte sich ab, doch Tamír erhaschte noch einen flüchtigen Blick auf den verletzten Ausdruck in seinem Gesicht.
Es ist am besten so. Dies ist meine Aufgabe. Er kann mir nicht dabei helfen, und ich würde ihn nur unnötig gefährden. Es ist am besten so …
Sie redete es sich weiterhin ein, als sie sich mit untergeschlagenen Beinen auf das Bett setzte, um zu warten, bis sich die anderen nebenan zur Ruhe begeben hatten.
Jemand lachte. Darauf folgten Gemurmel und die Geräusche eines freundschaftlichen Gerangels, als die unglücklichen Knappen auf die Pritschen am Boden verbannt wurden. Tamír vernahm das Schlurfen von Füßen, das Knarren von Bettseilen und schließlich leiser werdendes Gemurmel.
Sie wartete noch etwas länger und schlenderte zum Fenster hinüber. Der Mond leuchtete hell auf die Weide und den Fluss herab. Tamír stützte das Kinn auf die Hände und dachte an die Zeiten zurück, in denen sie mit Ki dort gespielt hatte, an die Schneesoldaten, gegen die sie gekämpft hatten, an das Fischen und Schwimmen und daran, wie sie einfach im hohen Gras auf dem Rücken gelegen und in den Wolken nach Formen Ausschau gehalten hatten.
Als nebenan endgültig Stille herrschte, ergriff sie ihre Nachtlampe und schlich aus dem Zimmer. Auch aus Tharins Zimmer drang kein Geräusch und kein Licht unter seiner Tür hervor.
Im nächsten Stockwerk brannte eine einsame Lampe in einer Nische
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