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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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euch umarmen kann!«
    Tamír und Ki schwangen sich aus dem Sattel; sie nahm beide gleichzeitig in die Arme. Tamír erstaunte, wie klein Nari wirkte. Mittlerweile überragte sie ihre Amme um einen Kopf.
    Nari richtete sich auf die Zehenspitzen auf und küsste sie beide schmatzend. »Was seid ihr im letzten Jahr doch gewachsen, ihr zwei. Und Ki hat obendrein einen Bart. Und du erst, Kind!« Sie entließ Ki in Köchins Arme und nahm Tamírs Gesicht in die Hände, zweifellos um darin nach den Zügen des Jungen zu suchen, den sie gekannt hatte. Tamír entdeckte in den Augen der Frau nur Liebe und Verblüffung. »Du meine Güte, schau dich nur an, Mädchen! Schlank wie ein Stock und das Ebenbild deiner lieben Mutter. Genau, wie ich es mir immer vorgestellt habe.«
    »Du erkennst mich?«, sprudelte Tamír erleichtert hervor. »Sehe ich denn nicht völlig anders aus?«
    »Ach, mein Schatz!« Nari umarmte sie erneut. »Junge oder Mädchen, du bist das Kind, das ich an meiner Brust gestillt und in den Armen gehalten habe. Wie sollte ich dich nicht erkennen?«
    Köchin umarmte sie als Nächstes, dann hielt sie Tamír auf Armeslänge, um sie zu betrachten. »Du bist in die Höhe geschossen wie Unkraut.« Sie knetete Tamírs Oberarm und Schulter. »Kein Pfund Fleisch dran, an euch beiden nicht. Tharin, gibt deine Tante ihnen nichts zu essen? Und der arme Meister Arkoniel! Er sieht wieder wie eine Vogelscheuche aus, nachdem ich ihn schon so schön aufgepäppelt hatte. Kommt herein, ihr alle. Wir haben das Haus in Schuss gehalten, und die Speisekammer ist voll. Heute Abend wird niemand hungrig zu Bett gehen, das verspreche ich euch!«
    Tamír erklomm die abgewetzte Steintreppe zur großen Halle. Alles war genau, wie sie sich von ihrem Namenstagsbesuch daran erinnerte – in gutem Zustand, wenngleich ein wenig staubig und beschlagen. Trotz der Nachmittagssonne, die durch offene Türen und Fenster hereinschien, hielten sich Schatten in den Winkeln und im geschnitzten Gebälk. Angenehme Gerüche erfüllten die Luft: warmes Brot, Apfelkuchen und Gewürze.
    »Du hast gekocht. Wusstest du, dass wir kommen?«
    »Nein, obwohl du ohne Weiteres jemanden vorausschicken hättest können«, rügte Köchin Tamír. »Nein, ich treibe Tauschhandel mit der Ortschaft und erwirtschafte damit einige Gewinne für dich. Ich habe gute Weine gekeltert, und die Vorratskammer ist voll. Bis deine Leute untergebracht sind, habe ich eine ordentliche Mahlzeit für euch vorbereitet. Miko, mein guter Junge, geh und zünde das Feuer für mich an. Und ihr, Mädchen, kümmert euch um die Tischtücher.«
    Die Bediensteten, die sie zuvor gesehen hatten, lösten sich aus den Schatten an der Tür und eilten zu ihren jeweiligen Aufgaben los.
    Als Tamír auf die Treppe zusteuerte, hörte sie, wie Tyrien zu Luchs flüsterte: »Die Königin ist hier aufgewachsen?«
    Bei sich lächelnd, lief Tamír die Treppe zwei Stufen auf einmal nehmend hinauf, dicht gefolgt von Ki. Sie fragte sich, wann sie sich davonstehlen könnte, um Lhel zu suchen, oder ob die Hexe vielleicht sogar von selbst auftauchen würde. Falls dem so wäre, was würde Tamír zu ihr sagen?
     
    Ihr altes Zimmer war aufgeräumt und gut gelüftet, ganz so, als wohnten sie noch immer hier. Auch den Kleiderschrank, mit dem Bruder versucht hatte, Iya zu erschlagen, gab es noch, und die geschnitzte Truhe, in der Tamír die Puppe versteckt hatte. Als sie das breite Bett mit den ausgebleichten Vorhängen und der dicken Tagesdecke betrachtete, verspürte sie einen vertrauten Stich im Herzen. Sie erkannte denselben bittersüßen Schmerz in Kis Gesicht, als er nach nebenan ins Spielzimmer ging.
    »Das zusätzliche Bett ist noch hier«, rief er. »Die Gefährten und ich können diesen Raum verwenden.«
    Tamír lehnte sich durch die Tür und ließ den Blick über die Spielzeugstadt und die restlichen, verstreut umherliegenden Habseligkeiten ihrer Kindheit wandern. Was fehlte, waren die alte Lumpenpuppe und Bruders unheilvolle Gegenwart. Bevor Ki zu ihr kam, hatte der Dämon ihren einzigen Spielgefährten verkörpert. Seit Afra hatte sie Bruder weder gespürt, noch gesehen.
    Sie überquerte den Gang, hielt einen Augenblick im Zimmer ihres Vaters inne und versuchte, sich vorzustellen, sie könne seinen Geist oder seinen Geruch wahrnehmen. Aber es war nur ein seit Langem leer stehender Raum.
    Arkoniel blieb mit seinem Reisebündel in den Armen an der Tür stehen. »Wenn es dir recht ist, nehme ich mein altes Zimmer

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