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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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viele würden nun unter ihr dienen?
    Als sie endlich ihre alten Gemächer erreichten, sagte sie: »Tharin, bitte halt hier draußen Wache.«
    Ki zögerte, da er dachte, sie wolle auch ihn vor der Tür zurücklassen, doch sie löste seine Zweifel mit einem jähen Blick auf, und Ki folgte ihr in das verwüstete Zimmer, das einst ihr Heim gewesen war.
    Sobald sich die Tür schloss, sackte sie dagegen und stieß ein unstetes Lachen aus. »Endlich frei! Zumindest kurz.«
    Jene Stimme sandte immer noch einen Schauder durch Ki. Tobin war noch keine sechzehn Jahre und hatte seine hohe, knabenhafte Stimme noch nicht verloren. Tamír, noch heiser von der Schlacht, hörte sich genauso an. In der zunehmenden Düsternis sah sie mit ihren Kriegerzöpfen und dem langen, schwarzen Haar, das ihr nach vorne um das Gesicht fiel, sogar wie Prinz Tobin aus.
    »Tob?« Der alte Name drang ihm noch viel zu leicht von den Lippen.
    »So kannst du mich nicht mehr nennen.«
    Ki hörte einen Widerhall seiner eigenen Verwirrung in ihrem Tonfall und griff nach ihrer Hand, doch sie drängte sich an ihm vorbei und ging zum Bett.
    Nikides lag unverändert da, nach wie vor bewusstlos. Schweiß und Blut klebten ihm das rotblonde Haar an die Wangen und verkrusteten die Verbände um seine Seite, aber sein Atem ging gleichmäßig. Tamírs kleiner Page Baldus schlief eingerollt zu seinen Füßen.
    Tamír legte Nikides eine Hand auf die Stirn.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Ki.
    »Er hat Fieber, aber er lebt.«
    »Na ja, wenigstens etwas.«
    Von den ursprünglich neunzehn Gefährten waren fünf mit Sicherheit tot, der Rest wurde vermisst, abgesehen von Nikides und zwei Knappen. Tanil könnte von Glück reden, wenn er die grausame Folter überlebte, die er durch die Plenimarer erlitten hatte. Luchs schien immer noch vorbehaltlos darauf bedacht, seinen gefallenen Herrn, Orneus, nicht zu überleben, dennoch hatte er bisher jedes Gefecht ohne einen Kratzer überstanden.
    »Ich hoffe, Lutha und Barieus sind noch am Leben«, murmelte Ki und fragte sich, wie es ihren Freunden ohne ihn erging. Er setzte sich auf den Boden und fuhr sich mit den Fingern durch das verworrene Haar. Über den Winter war es lang geworden. Die dünnen, braunen Zöpfe, die sein Gesicht umrahmten, hingen ihm bis auf die Brust. »Was denkst du, wohin hat sich Korin gewandt?«
    Tamír sank neben ihn und schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass er die Stadt einfach so aufgegeben hat!«
    »Alle sagen, das war Niryns Werk.«
    »Ich weiß, aber wie konnte sich Korin von diesem Mistkerl derart umstimmen lassen? Dabei hat er ihn immer genauso wenig gemocht wie wir.«
    Ki erwiderte nichts, behielt seine verbitterten Gedanken für sich. Vom Tag ihrer ersten Begegnung an hatte Ki im königlichen Prinzen die Schwäche erkannt, und zwar genauso deutlich, wie Tamír das Gute in ihm gesehen hatte. Korins Schwäche glich einer Schliere minderer Legierung in einer ansonsten edlen Klinge und hatte ihn im Gefecht bereits zweimal verraten. Ob königlich oder nicht, Korin war ein Feigling, und das war bei einem Krieger – oder einem König – unverzeihlich.
    Tamír rückte näher, lehnte den Kopf an seine Schulter. »Was glaubst du, dass Korin und die anderen gedacht haben, als die die Neuigkeit über mich erfuhren?«
    »Ich vermute, das können uns Nik oder Tanil sagen, wenn sie aufwachen.«
    »Was würdest du an ihrer Stelle denken?«, quälte sie sich und kratzte sich etwas geronnenes Blut vom Handrücken. »Was glaubst du, wie sich das für jemanden anhören muss, der nicht dabei gewesen ist?«
    Bevor Ki etwas darauf erwidern konnte, trat Arkoniel ein, ohne anzuklopfen. Unrasiert und mit einem Arm in der Schlinge glich er eher einem Bettler denn einem Zauberer.
    Ki konnte es kaum ertragen, ihn anzusehen. Arkoniel war ihr Lehrer und Freund gewesen – zumindest hatten sie das geglaubt. Dabei hatte er sie all die Jahre belogen. Obwohl Ki mittlerweile den Grund dafür kannte, war er noch nicht sicher, ob er ihm verzeihen konnte.
    Arkoniel musste seine Gedanken oder seine Miene gelesen haben; die plötzliche Traurigkeit in seinen Augen verriet den Zauberer. »Herzog Illardi hat sein Haus als Hauptquartier angeboten. Das Anwesen besitzt starke Mauern, und in jener Gegend ist die Seuche noch nicht aufgetreten. Es ist dort sicherer für dich als hier. Die Feuer breiten sich immer noch aus.«
    »Sag ihm, dass ich sein Angebot annehme«, erwiderte Tamír, ohne aufzuschauen. »Ich will, das

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