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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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vertreiben. Kurz kräuselte er sich vor ihren Augen, dann teilte er sich.
    Ein überraschter Laut entrang sich ihrer Kehle, denn statt Imonus und der Tafel erblickte sie einen hohen Ge birgspass. Vor ihr wand sich eine Straße zwischen kahlen Felsgipfeln hindurch. In der Ferne stand Bruder unter einem bemalten Bogen und gab ihr Zeichen. Neben ihm war eine Frau. Tamír befand sich zu weit entfernt, um zu erkennen, wer sie war, doch aus unerklärlichen Gründen vernahm sie ihre Worte so deutlich, als stünde sie neben ihr.
    »Deine Antwort erhältst du in Afra, Tamír, Königin von Skala. Du musst stark sein, um sie anzunehmen.«
    »Komm nach Afra, wenn du es wagst!«, forderte Bruder sie heraus.
    »Warum kannst du es mir nicht gleich sagen?«, rief sie zurück, doch er lachte nur.
    Dann verspürte Tamír einen eigenartigen Ruck und fand sich unvermittelt in einer seichten, vertraut wirkenden Bucht wieder. Vor ihr ging ein Dreiviertelmond auf. Er zeichnete über das Wasser einen glitzernden, weißen Pfad, der vor ihren Füßen zu enden schien.
    »Nimm dich in Acht, Königin Tamír. Sei stark«, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr, obwohl weit und breit niemand zu sehen war. Wellen schwappten ans sandige Ufer, und sie hörte in der Nähe den leisen Ruf einer Eule.
    »Wovor soll ich mich in Acht nehmen?«, flüsterte sie mit belegter Stimme und wusste nicht, ob sie es laut aussprach oder nicht. »Warum wird mir dies gezeigt?«
    Von weit über dem Wasser ertönte ein neues Geräusch, das Platschen von Rudern. Ein Stück entfernt lagen riesige Kriegsschiffe vor Anker. Tamír erspähte etliche Beiboote, die rasch auf den Strand zuruderten.
    Hilflos beobachtete sie, wie die ersten Boote das Ufer erreichten. Bewaffnete Männer stiegen aus – plenimarische Bogenschützen und Schwertkämpfer, außerdem Knappen, die Schilde trugen. Sie gingen in Armeslänge an ihr vorbei, doch niemand schien sie wahrzunehmen.
    Hilfe suchend sah sie sich um, aber das höhere Gelände jenseits des Strands war verwaist. Allerdings erblickte sie in der Ferne eine vertraute Landzunge und erkannte, wo sie sich befand. Dies war der Küstenstreifen, wo der Feind schon einmal angelegt hatte. Hinter der Anhöhe befand sich das Gehöft, auf dem sie Tanil und die anderen Gefangenen gerettet hatten.
    Ein weiterer Einmarsch. Sie sind zurückgekehrt!
    Die Plenimarer bemerkten sie immer noch nicht, doch als sie losrennen wollte, schloss sich der beißende, weiße Rauch wieder um sie und gestaltete das Atmen schwierig. Würgend und hustend presste sie die Augen zu. Als sie die Lider aufschlug, kniete sie vor dem Kohlenbecken. Ki kauerte an ihrer Seite und drückte ihre Schulter.
    »Ist dir schlecht?«, fragte er besorgt. »Du siehst fürchterlich aus.«
    »Die Plenimarer«, flüsterte Tamír heiser. »Ich … ich habe gesehen, wie sie erneut gekommen sind, nachts …« Ki stützte sie mit einer Hand unter dem Arm, als sie aufstand und sich den Staub vom Kleid wischte. »Ich … ich habe eine zweite plenimarische Überfallstreitmacht gesehen. Es war Nacht, und sie ist wie zuvor an der Küste gelandet.« Sie sah den Priester an. »Aber davor wurde mir etwas anderes gezeigt – mein Bruder und ein Bogen in den Bergen, mitten im Nirgendwo.«
    »Das ist die Straße nach Afra, Hoheit.«
    Tamír fuhr sich mit einer Hand über die Augen, als ein weiterer Anflug eines Schwindelgefühls sich ihrer zu bemächtigen drohte. »Außerdem war da eine Frau, die mich Königin Tamír nannte.«
    Imonus hob die Finger an die Stirn. »Dann seid Ihr Königin, Majestät, mit dem Schwert oder ohne es.«
    »Hör auf ihn«, drängte Ki.
    »Aber …«
    »Heil Tamír, der wahren Königin, wie der Lichtträger selbst es bestätigt«, verkündete Imonus.
    »Heil Königin Tamír!«
    Nach wie vor leicht benommen sah sich Tamír um. Eine kleine Schar von Menschen hatte sich eingefunden und beobachtete sie erwartungsvoll. »Aber … das war nicht, wonach ich gefragt habe.«
    »Vergesst nicht, was Euch gezeigt wurde«, mahnte Imonus sie sanft. »Ihr müsst nach Afra reisen. Aber alles zu seiner Zeit. Vorerst solltet Ihr Eure Generäle und Zauberer zusammenrufen und mit ihnen beratschlagen.«
    »Was soll ich ihnen sagen? Dass ich einen Traum hatte?«
    »Eine Vision.«
    »Ich weiß doch nicht einmal, wann sie kommen werden.«
    »Ihr habt gesagt, es war Nacht. Welche Form hatte der Mond?«
    Tamír überlegte kurz. »Es war ein zunehmender Mond, drei Viertel voll.«
    »Das wäre dann heute Nacht«,

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