Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
meinte Imonus.
»Heute Nacht!«
»Oder in einem Monat«, gab Ki zu bedenken.
»Ebenso gut könnte es in einem Jahr sein. Ich will keinesfalls respektlos erscheinen, Imonus, aber ich bin an derlei Dinge nicht gewöhnt.«
Der Priester lachte hinter der Maske. »Wie hat sich die Vision angefühlt?«
»Wie sie sich angefühlt hat? Nun, ich war unmittelbar neben den Plenimarern am Strand.«
»Dann dankt Eurer Schutzgottheit, Majestät, und beratet Euch unverzüglich mit Euren Generälen.«
»Dir bleibt nicht viel Zeit«, murmelte Ki, der ihre Zweifel spürte.
»Visionen!«, brummte sie gerade laut genug, dass er es hören konnte. Dann rief sie zu einem Hornträger auf der Mauer: »Blas das Zeichen für einen Alarm und Kriegsrat. Achte darauf, dass es die Lager erreicht.«
»Eine Vision. Königin Tamír hatte eine Vision!« Die Kunde verbreitete sich rasch auf dem Hof und darüber hinaus.
Arkoniel kam mit Wythnir im Gefolge aus dem Haus gerannt. Während sie zusammen auf die Halle zueilten. erklärte sie ihm so rasch wie möglich, was sie gesehen hatte, und hoffte, er würde nicht denken, sie sei wahnsinnig geworden.
Arkoniel griff ihre Worte auf. »Wir verwenden den Zauber des magischen Auges, um die östlichen Gewässer zu überwachen, aber es ist ein sehr großes Meer. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass die Plenimarer eigene Magie einsetzen, um ihr Herannahen zu verschleiern.«
»Dann weiß ich nicht, wozu eure Zauberei gut sein soll«, brummte Tamír.
Wythnir, der ob all der Aufregung völlig übersehen wurde, beobachtete seinen Meister mit geweiteten, ernsten Augen, klammerte sich an dessen Kittel fest und musste rennen, um mit ihm Schritt zu halten.
Arkoniel legte dem Kind beruhigend eine Hand auf den Kopf. »Ich weiß, dass du unseren Künsten immer noch misstraust, Tamír, aber wir haben einige neue Dinge gelernt, die du meiner Ansicht nach nützlich finden dürftest.«
»Was ist mit Bruder?«, fragte Ki. »Glaubst du, man könnte ihn entsenden, um die Lage auszukundschaften?«
»Das bezweifle ich«, gab Tamír zurück. »Selbst wenn er es täte, wie könnten wir dem glauben, was er uns erzählt? Ich denke nicht, dass ihm viel daran liegt, was aus Skala wird. Ruf all meine Kriegsherren und Generäle im Audienzsaal zusammen. Wir nehmen uns dieses Problems auf Sakors Weise an.«
Zu Tamírs Überraschung fiel es den meisten ihrer Generäle weit weniger schwer als ihr, der Vision, Glauben zu schenken.
»Eure Großmutter und all ihre Ahninnen haben sich auf solche Visionen verlassen«, gab Kyman zu bedenken. »Mir erscheint es nur passend, dass der Lichtträger auch zu Euch spricht. Ich würde sagen, das ist ein gutes Zeichen.«
»Du bist Illiors Königin«, flüsterte Arkoniel, der mit Ki und den Gefährten neben ihr stand. »Die hier Versammelten nehmen das ebenso an wie deine Freunde. Ist es nicht an der Zeit, dass du es ihnen gleichtust?«
»Was meint ihr, meine Freunde?«, fragte sie die anderen. »Anscheinend möchte Illior, dass ich auch ohne ordentliche Amtseinführung als Königin wirke.«
»Ein Schwert macht noch keine Königin«, gab Nyanis zurück. »Ihr seid Euer Leben lang von Illior berührt worden. Für mich genügt das.«
»Für mich auch!«, pflichteten ihm die anderen bei.
»Dann bin ich Königin«, verkündete Tamír und verspürte überrascht ein plötzliches Gefühl von Leichtigkeit, als wäre eine Last von ihren Schultern gehoben worden. »Wie viele Krieger haben wir gegenwärtig?«
»Höchstens zweitausend ohne die Reserven in Atyion und diejenigen, die sich uns unter Umständen aus den Lagern rings um Ero anschließen«, antwortete Tharin.
»Ich habe mehrere meiner Hauptleute hier und lasse sie nach kräftigen Kämpfern suchen«, fügte Illardi hinzu.
»Ich habe in der Vision mindestens zwanzig Schiffe gesehen. Auf wie viel Mann würdet Ihr das schätzen?«
»Kommt darauf an, was für Schiffe es sind. Konntet Ihr das erkennen?«, fragte Illardi.
»Dreimaster, denke ich. Und so lang wie unsere eigenen Kriegsschiffe.«
»Das könnte eine zweite Angriffswelle oder eine Versorgungsflotte sein. Wir wissen nicht, ob sie von der Niederlage erfahren haben, die Ihr der ersten Streitkraft beschert habt.«
»Einige Schiffe konnten flüchten«, erinnerte sie ihn.
»Ja, aber wir wissen nicht, ob sie je den heimischen Hafen erreicht haben«, warf Arkoniel ein. »Es könnte durchaus ein neuer Angriff sein, der ohne Kenntnis um das Schicksal des ersten erfolgt. Was immer
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