Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
zutreffen mag, es erscheint mir am besten, sich für das Schlimmste zu wappnen.«
»Illardi, habt Ihr Land- und Seekarten dieses Gebiets?«, erkundigte sich Tharin.
»Selbstverständlich. Ich hole sie sofort.«
Ungeduldig wandte sich Tamír Arkoniel zu, während sie wartete. »Du hast gesagt, ihr verfügt über Magie, die hilfreich sein könnte. Wäre es dir möglich, dich auf dieselbe Weise an Bord eines der Schiffe zu begeben, wie du in jener Nacht auf dem Weg nach Atyion zu uns gestoßen bist?«
Arkoniel ließ sich den Einfall durch den Kopf gehen. »Vielleicht, wenn ich eine klare Vorstellung davon hätte, wo sich eines der Schiffe befindet. Aber selbst wenn es mir gelänge, nicht stattdessen im Meer zu landen, wäre es mir unmöglich, den Ortswechsel leise zu vollbringen. Du hast gesehen, wie heftig er verläuft. Zweifellos würde jemand bemerken, wie ich aus dem Nichts erscheine. Und ich kann mich einem solchen Zauber nur einmal alle paar Tage unterziehen. Es bedarf erheblicher Kraft, ihn zu weben und zu steuern. Selbst, wenn alles glattginge, wäre ich nicht in der Lage, zurückzukehren.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, deine Dritten Orëska sollen Tamír dienen«, knurrte Kyman.
Arkoniel warf ihm ein gequältes Lächeln zu. »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht dienen will. Ich habe lediglich auf die Makel dieses besonderen Zaubers für einen solchen Zweck hingewiesen.«
In diesem Augenblick kam Kiriar in die Halle gerannt. »Frau Iya hat den Feind entdeckt!«
Ki und die Zauberer folgten Tamír, die Tharin die Verantwortung über den Audienzsaal übertrug und selbst hinauf zu Iyas Kammer eilte. Sie trafen die Zauberin am Fenster an, wo sie einen Kristallstab lose in den auf dem Sims ruhenden Händen hielt. Sie hatte die Augen geschlossen, dennoch schien sie über das Meer hinauszublicken. Unwillkürlich tat Tamír es ihr gleich und erwartete beinah, jenseits der Mündung der Bucht Segel zu erspähen. »Seht Ihr sie?«, fragte sie leise.
Iya nickte und öffnete die Augen. »Vorerst noch flüchtig. Ich habe dreißig Kriegsschiffe gezählt, beladen mit bewaffneten Männern. Ich schätze, es sind mindestens zweitausend Soldaten. Sie befinden sich ein gutes Stück westlich der Inseln. Wenn sie auf Ero zuhalten, könnten sie heute Abend hier eintreffen. Es ist noch zu früh, um es genau zu sagen.«
»Ich glaube, ich weiß, wohin sie segeln …« Es fühlte sich immer noch befremdlich an, es auszusprechen. »Aus der Vision. Sie werden an derselben Stelle landen wie zuvor.«
»Tamír hat mich auf eine ziemlich gute Idee gebracht«, wandte sich Arkoniel an Iya. »Wie ist es um dein Plenimarisch bestellt?«
»Ich beherrsche die Sprache immer noch fließend«, antwortete Iya.
»Gut. Ich war nie besonders gut darin.« Arkoniel zwinkerte Tamír zu. »Ich glaube, du hast auch diesen Zauber schon einmal gesehen. Nun muss ich euch alle ersuchen, leise zu sein. Dieser Bann überträgt auch Geräusche. Iya, wo genau sind sie?«
»Westlich und südlich der Kleinen Krähenbeereninsel. Erinnerst du dich an den Eichenhain an der Stelle dort?«
»Ah, ja.« Arkoniel schloss die Augen und drückte die Handflächen vor sich aneinander. Einige Herzschläge lang bewegten sich seine Lippen stumm, dann löste er die Hände langsam voneinander. Ein winziger, in der Luft schwebender Lichtkreis erschien dazwischen. Tamír und die anderen rückten näher, um ihm über die Schulter zu lugen.
»Schau hindurch, Tamír«, flüsterte der Zauberer. »Was siehst du?«
Es war, als blickte man durch ein Astloch in einem Zaun. Tamír beugte sich weiter vor und erspähte schimmerndes Blau. Auch Geräusche vernahm sie – das Rauschen von Wasser und die Schreie von Meeresvögeln. Ohne nachzudenken, ging sie um Arkoniel herum, um besser sehen zu können.
»Nicht anfassen«, warnte Arkoniel.
Er bewegte die Finger, wodurch sich der Kreis auf Handbreite weitete. Das Rund glich einem Fenster, durch das sie aus dem Blickwinkel eines Vogels das offene Meer sahen. In der Ferne zeichnete sich der dunkle Umriss einer bewaldeten Insel ab. Arkoniel murmelte etwas, und die Sicht verlagerte sich schwindelerregend. Tief unten erblickte Tamír zahlreiche Schiffe, die wie Spielzeug auf dem Wasser trieben.
»Da sind sie!«, stieß Arkoniel leise hervor, wobei er etwas überrascht und recht selbstzufrieden klang. »Und gleich auf Anhieb gefunden. Wir sind weit genug entfernt, um reden zu können. Von so hoch über ihnen können sie uns nicht
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