Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
hatte sie auch keineswegs das flüchtige Auftauchen von Bruder in der Schlacht vergessen. Es war das zweite Mal, dass er ihr in einem Kampf beigestanden hatte, und sie dankte ihm stumm dafür.
Arkoniel war dankbar für die Ruhepause. Er hatte noch nie so viele Zauber binnen so kurzer Zeit gewirkt. Sogar Saruel wirkte unter ihren Zeichen blass, als sie sich niederließen, um zu verschnaufen.
Als er zurückschaute, sah er Tamír und Ki zusammen am Strand sitzen. Wie sie miteinander redeten und lächelten, wirkten sie beinah wie die beiden jungen Knaben, die sie einst gewesen waren.
Gezeichnet von Ungemach und Kämpfen, und dabei noch keine sechzehn Jahre alt. Aber sie war nicht die erste Königin, die den Thron so jung bestieg, und andere waren in ihrem Alter bereits vermählt gewesen und begattet worden.
Und Ki – er würde bald siebzehn werden. Während der Zauberer hinsah, beugte sich der Junge zu Tamír, sagte etwas, und beide lachten.
Arkoniel verspürte einen weiteren bittersüßen Stich im Herzen, als er sich die Freiheit nahm, Kis Geist behutsam zu berühren. Er liebte Tamír aus ganzem Herzen, zugleich jedoch weilte nach wie vor große Verwirrung darin.
Eingedenk seines Versprechens wandte sich der Zauberer ab, ohne Tamírs Gedanken anzurühren. Stattdessen gesellte er sich oberhalb des Strands zu Saruel und Kiriar, streckte sich auf dem rauen Gras aus und schloss die Augen. Jeder Zauber forderte seinen Tribut, doch er hatte noch nie ein solches Gefühl der Auszehrung erfahren. Wie nützlich würden sie Tamír in einem richtigen Krieg sein, wenn bereits ein einziges Gefecht all ihre Kraft verzehrte?
Die Sonne lugte gerade über den Horizont, als ihn ein Horn aus seinem Schlummer weckte.
Mit einem gemeinschaftlichen Stöhnen erhoben sich die Zauberer. Arkoniel reichte Saruel die Hand und half ihr auf die Beine.
Zu seiner Überraschung kamen Krieger und Hauptleute auf sie zu, klopften ihnen auf die Rücken und salutierten vor ihnen, als sie die Pferde bestiegen und sich den anderen anschlossen.
»Beim Licht, das war beeindruckende Magie, die ihr da gewirkt habt!«, rief Jorvai aus.
Tamír schenkte Arkoniel ein ehrliches Lächeln. »Die Dritten Orëska haben heute ihren Wert bewiesen. Wir haben weniger als zwanzig Mann verloren. Ich frage mich, wie es wohl wäre, alle Streitigkeiten so mühelos zu schlichten«, grübelte sie laut.
Jorvai schnaubte. »Dann bliebe für uns Krieger nicht mehr viel zu tun.«
Arkoniel konnte sich nicht vorstellen, dass Magie das Kriegshandwerk je verdrängen würde, und falls doch, so bezweifelte er, dass es gut wäre. Der Krieg verlieh Männern wie Jorvai einen Sinn im Leben.
Kapitel 19
Vorreiter brachten die Neuigkeit von ihrem Erfolg zurück nach Ero. Als Tamír eintraf, säumte ihr Volk die Straßen, schwenkte Blumen und bunte Tücher und rief in einem unablässigen Sprechgesang ihren Namen.
An Illardis Tor zog sie das Schwert und verkündete: »Dieser Sieg gehört Illior, dem Beschützer Skalas!«
Sie traten einen Rundritt durch die Lager und Eros verheertes östliches Tor an. Dort brachte Tamír ein Soldatentrankopfer für die Geister all derer dar, die beim letzten Gefecht gefallen waren, und dankte Illior erneut.
Schließlich begaben sie sich auf Illardis Hof, wo die Soldaten wegtraten. Die Befehlshaber stiegen ab und folgten Tamír in den Tempel mit der Stele, wo die drei maskierten Priester darauf warteten, sie zu begrüßen.
»Sagt, meine Königin, glaubt Ihr nun an die Visionen des Lichtträgers?«, fragte Imonus.
»Ja«, erwiderte sie und reichte ihm das erbeutete plenimarische Banner dar. »Ich übergebe diese Beute Illior als Zeichen meiner Dankbarkeit. Die Vision entsprach der Wahrheit und hat viele Leben gerettet. Diesmal wurden wir nicht unvorbereitet überrascht.«
»Das ist ein Zeichen, meine Königin. Der Pakt, der von Erius gebrochen wurde, wird erneuert.«
»Ich werde ihn achten, so lange ich herrsche.«
Am folgenden Abend veranstaltete Tamír eine Siegesfeier und ließ Bier und Lebensmittel in den Lagern verteilen. Freudenfeuer brannten bis spät in die Nacht hinein überall auf der Ebene.
Arkoniel freute sich darüber, zusammen mit Iya wieder einen Platz an der Spitze der Tafel zu erhalten, während die anderen Zauberer auf Ehrenplätzen unter den Adeligen saßen.
Tamír betrat den Saal, als alle anderen sich gesetzt hatten. Sie trug ein dunkelblaues, silbern besticktes Samtkleid. An ihrer Seite hing ihr Schwert, auf
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