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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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kommen.«
    Tamír seufzte gereizt und ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Das sagen mir Illardi und alle anderen auch ständig. Allerdings wird Korin das nicht tun, und als Königin obliegt es mir, den Frieden aufrechtzuerhalten, findest du nicht?«
    »Na ja, schon …«
    »Also habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich werde ihm schreiben. Vertraulich, als Verwandtem, nicht als Feind.«
    »Ich vermute, ein Brief kann keinen großen Schaden anrichten«, meinte Ki zweifelnd. »Andererseits wahrscheinlich aber auch nicht viel bewirken.«
    »Geh und hol einen Boten, ja? Ich brauche nicht lange.« Kurz hielt sie inne und überlegte, was Iya oder ihre Generäle von dem Vorhaben halten würden. »Sei taktvoll, in Ordnung?«
    Ki zwinkerte ihr zu, als er hinausging. »So nennen wir das jetzt, wo wir erwachsen sind?«
    Tamír ging in den Tagesraum neben ihrem Schlafgemach und setzte sich an den Schreibtisch. Mit dem Federkiel in der Hand starrte sie auf ein leeres Pergament und suchte nach den richtigen Worten. In Hofangelegenheiten halfen ihr Nikides und Illardi bei ihrem Schriftwechsel, aber sie wollte Korin aus dem Herzen schreiben, nicht in förmlicher Hofsprache. Die Worte flossen mühelos auf das Pergament.
    An Prinz Korin, meinen geliebten Vetter und Bruder. Ich weiß, dass du üble Kunde über mich erhalten hast, Korin, und darüber, was geschehen ist. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es zu glauben sein muss, dennoch ist es wahr …
    Kaum hatte sie die Worte verfasst, verschwammen sie vor ihr. Hastig wischte sie mit dem Ärmel die Augen ab, da sie die Seite nicht mit Tränen besudeln wollte, und unterzeichnete sie: Deine liebende Base und Schwester, Prinzessin Tamír, die einst Tobin war.
    Dass Ki zurückgekehrt war, erkannte sie erst, als sie eine Hand auf der Schulter spürte.
    »Ich habe Baldus hinuntergeschickt, um … Was ist denn los?«
    Sie drehte sich um und schlang die Arme um seine Mitte, drückte das Gesicht gegen den weichen Samt seines Wappenrocks. Er hielt sie fest, und nach einem Augenblick fühlte sie, wie eine Hand ihr Haar streichelte.
    »Weißt du, das ist er nicht wert«, flüsterte er. »Er ist nicht mal deinen kleinen Finger wert!«
    Zögerlich ließ sie ihn los, dann versiegelte sie den Brief mit dem kostspieligen blauen Wachs von ihrem Schreibtisch und drückte den Stempel Atyions darauf. »So. Erledigt.«
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, murmelte Ki und tätschelte ihr die Schulter.
    Baldus kam mit dem Boten, einem jungen Mann mit langem, blondem Haar, das ihm fast bis zur Hüfte reichte. Der geheiligte Silberstab seines Amtes steckte im Gürtel seiner blauen Jacke.
    »Reite nach Cirna und überbringt dies hier Prinz Korin persönlich«, befahl sie ihm und reichte ihm die versiegelte Botschaft. »Niemand sonst darf es sehen, verstanden? Vernichte es, falls nötig.«
    Der Bote hob das Siegel an die Lippen. »Ich schwöre es Euch bei Astellus, dem Reisenden. Sofern mir auf den Straßen kein Ungemach widerfährt, werde ich Eure Botschaft noch diese Woche überbringen.«
    »Gut. Warte auf Prinz Korins Antwort. Ich breche bald nach Atyion auf, bring sie mir also dorthin. Hab eine sichere Reise.«
    Der Bote verneigte sich und ging.
    »Also geht es endlich nach Atyion, wie?«, hakte Ki erfreut nach.
    »Und dann nach Afra«, erwiderte Tamír und pulte an einem Wachstropfen auf der Schreibtischplatte.
    »Du hast Arkoniel noch nicht nach dem gefragt, was Bruder gesagt hat, oder?«
    »Wann hätte ich dafür Zeit gehabt?«, gab sie zurück, wusste jedoch selbst, dass dies lediglich ein Vorwand war. Tief in ihrem Innersten hielt etwas sie davon ab, auch wenn dadurch Bruders Zorn weiterhin andauern mochte.
    »Also, ich finde, du solltest dich jetzt ausruhen.«
    Sie schaute auf und stellte fest, dass Ki unruhig wirkte, während er zum Bett blickte.
    Möchte er wieder bei mir schlafen oder fürchtet er sich davor, dass ich ihn dazu auffordern könnte? Sie wusste selbst nicht, was sie wollte. In der vergangenen Nacht, als sie so aufgewühlt gewesen war, hatte es sich mühelos ergeben, nun jedoch fühlte es sich verfänglicher denn je zuvor an.
    »Also … gute Nacht«, murmelte Ki und beseitigte das Problem, indem er rasch ins Ankleidezimmer verschwand.
    »Gute Nacht.« Tamír harrte noch eine Weile am Schreibtisch aus, wo sie müßig Schnörkel und kleine Zeichnungen auf einen Pergamentbogen kritzelte. Sie hatte es nicht eilig, sich allein zu Bett zu begeben.

Kapitel 20
     
    Nachdem die ersten

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