Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
Schiffen. Das Licht der lodernden Gefährte erhellte die Bucht.
Den Plenimarern gelangen zwar einige weitere abgehackte Salven, doch dem geballten Angriff der Skalaner hatten sie nichts entgegenzusetzen.
»Sie kehren um!«, rief ein Ausguck, und die Kunde verbreitete sich die Linie entlang.
Die Krieger Skalas stießen ihr Kriegsgeschrei aus und klopften sich unter ohrenbetäubendem, trotzigem Gebrüll auf die Schilde. Als der Lärm jedoch verhallte, vernahm Tamír von der nördlichen Flanke ein Horn, das dort einen Angriff ankündigte.
»Sie müssen weiter oben an der Küste eine Streitkraft an Land gebracht haben!«, rief Tharin. »Gefährten, beschützt Eure Königin!«
»Nyanis, haltet die Beiboote mit Euren Bogenschützen fern«, befahl Tamír. »Gefährten, auf die Pferde!«
Tamír versammelte ihre Reiterei und galoppierte nach Norden, um dem Feind dort zu begegnen. In der Dunkelheit gestaltete es sich unmöglich, genaue Truppenstärken zu erkennen, doch der Mond spendete genug Licht, um eine beträchtliche Streitkraft auszumachen, die ihnen rasch entgegenmarschierte. Eine halbe Meile nördlich der Bucht prallten sie aufeinander, Reiterei gegen Fußsoldaten, und zu beiden Seiten ertönten Schlachtrufe.
»Für Skala und die Vier!«, brüllte Tamír, nutzte den Vorteil der skalanischen Reiterei und ritt die Plenimarer über den Haufen.
Indem sie mit dem Schwert bald nach links, bald nach rechts hieb, hackte sie sich einen Weg durch gezückte Klingen und Piken. Mitternacht bäumte sich auf ihren Befehl hin auf und trat mit stahlbeschlagenen Hufen um sich. Das Gebrüll der Plenimarer verwandelte sich unter dem Angriff in ein schrilles Kreischen. Heißes Blut spritzte ihr auf den Arm und ins Gesicht. Kampfeslust bemächtigte sich ihrer und vertrieb jegliche Gedanken an Schmerz oder Müdigkeit. Am Rande nahm sie wahr, dass Ki hinter ihr etwas brüllte.
Sie sah sich um und erblickte ihre Standarte, die über den Köpfen der dicht gedrängten Fußsoldaten geschwenkt wurde. Ki und die anderen kämpften erbittert, um zu ihr aufzuschließen.
Plötzlich streckten sich zu viele Arme nach ihr, zogen zu viele Hände an ihr und versuchten, sie aus dem Sattel zu zerren. Sie schlug mit dem Schwert um sich und trieb all jene zurück, die sie erreichen konnte. Mitternacht schnaubte und bäumte sich auf, trat gegen diejenigen aus, die dem Tier unterhalb der Rüstung die Beine aufschlitzen wollten. Tamír klammerte sich mit den Oberschenkeln fest und grub die Zügelhand in die Mähne. Der hohe Sattelbügel verlieh ihr Halt, als sich das Pferd abermals aufzubäumen versuchte. Sie zügelte es, da sie die vielen scharfen Klingen fürchtete, die nur darauf warteten, dem Tier den Bauch aufzuschlitzen. Jemand packte sie am Knöchel und wollte sie zu Boden ziehen.
Als sie bereits sicher war, dass sie gleich fallen würde, ließ der Mann, der ihren Fuß festhielt, unvermittelt los und taumelte zurück. Tamír richtete sich im Sattel auf, schaute hinab und erblickte Bruders fahles Antlitz inmitten des Getümmels. Als er wieder verschwand, kennzeichneten Tote, die ohne erkennbare Verletzung gefallen waren, wo er sich befunden hatte.
Dann traf Ki bei ihr ein. Vor Raserei brüllend streckten er und Tharin die Plenimarer nieder, die immer noch an Tamírs Beinen und Geschirr zerrten. Bald schlossen auch die Gefährten zu ihnen auf und räumten einen Kreis rings um sie, Luchs wurde von einer Pike an der Schulter getroffen und stürzte beinah aus dem Sattel, doch Tyrien ritt den Pikenstreiter über den Haufen. Ein Stück hinter ihnen kämpften Una und Hylia Seite an Seite und verbreiterten die Schneise offenen Geländes um Tamír. Kyman und seine Reiter trieben den Feind zu ihrer Rechten zurück. In der Ferne konnte sie Jorvais Banner erkennen, das über dem Gefecht geschwenkt wurde.
»Durchkämpfen und wenden!«, brüllte Tamír und richtete das Schwert auf den schmalen Streifen der Feinde, die sich zwischen ihnen und dem Strand befanden.
Sie hackten sich durch die Ränge und machten kehrt, um erneut über die feindliche Linie herzufallen. Wenngleich sie in der Unterzahl sein mochten, verliehen ihnen die Pferde einen Vorteil, und schon beim ersten Angriff hatten sie die Reihen zerrüttet. Sie fegten durch die ungeordneten Soldaten wie eine Sichel durch ein Getreidefeld und streckten sie nieder oder zertrampelten sie unter den Hufen ihrer Pferde.
»Sie brechen zusammen!«, rief Tharin.
Tamír hörte wildes Siegesgeschrei, sah sich um
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