Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
… Aber ich muß die Einzelheiten erst ausarbeiten. Er ist ein wenig kompliziert.«
Danae rollte die Augen himmelwärts. »Elenier!« seufzte sie.
»Kommt überhaupt nicht in Frage!« wehrte Ehlana entschieden ab. »Er ist zu wertvoll. Wir dürfen es nicht riskieren.« Sie saß vor dem Fenster, und die einfallenden Strahlen der Morgensonne vergoldeten ihr aschblondes Haar.
»Es besteht nicht das geringste Risiko, Liebes«, versicherte Sperber ihr. »Wir sind sowohl die Wolke wie den Schatten los. Dafür haben Bhelliom und ich ein für allemal gesorgt!« Das war der heikle Punkt, denn Sperber war sich da gar nicht so sicher.
»Er hat recht, Majestät«, fiel Kalten ein. »Er hat die Wolke in kleine Fetzen zerrissen und den Schatten wie Salz in siedendem Wasser aufgelöst!«
»Ich würde Kolata wirklich gern etwas fragen, Ehlana«, sagte Sarabian. »Es ist doch sinnlos, ihn weiterhin durchzufüttern, wenn er von keinem Nutzen mehr für uns ist. Darauf haben wir schließlich gewartet, meine Liebe – auf die Gewißheit, daß die Wolke ihn nicht in Stücke reißen kann, sobald er den Mund aufmacht.«
»Bist du ganz sicher, Sperber?« vergewisserte sich Ehlana.
»Vertrau mir.« Sperber langte unter sein Wams und zog die Schatulle hervor. »Mein blauer Freund kann dafür sorgen, daß Kolata kein Haar gekrümmt wird – egal, welche Fragen wir ihm stellen.« Er blickte Zalasta an. »Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten, Weiser.« Er bemühte sich, seine Stimme so gleichmütig wie möglich klingen zu lassen. »Ich finde, Sephrenia sollte dabei sein. Ich weiß, daß sie uns lieber überhaupt nicht mehr sehen möchte, aber wenn sie Kolatas Geständnis mit anhört, erwacht vielleicht ihr Interesse wieder – an allem, was um sie herum vor sich geht. Und genau das würde sie aus ihrer Trauer und ihrem Schmerz reißen.«
Zalasta wirkte besorgt, obwohl er sich offensichtlich sehr um Fassung bemühte. »Ich glaube, Ihr ahnt nicht einmal, wie tief sie das alles schmerzt, Prinz Sperber. Ich kann Euch nur abraten, sie zu veranlassen, an Kolatas Befragung teilzunehmen. Es würde die Kluft zwischen ihr und ihren einstigen Freunden nur vergrößern.«
»Nein, Zalasta, damit finde ich mich nicht ab!« sagte Ehlana entschieden. »Sephrenia ist Mitglied des königlichen Rates von Elenien! Ich selbst habe sie bei meiner Thronbesteigung eingesetzt. Ihre persönlichen Probleme sind ihre Sache; aber jetzt und hier brauche ich sie in ihrer offiziellen Eigenschaft. Falls nötig, ordne ich es an und schicke Kalten und Ulath, ihr den Befehl zu übermitteln und dafür zu sorgen, daß sie ihn befolgt.«
Ehlanas Entschluß und ihre Befehle waren durchaus berechtigt, und so sehr Zalasta es auch versuchen mochte, er fand keinen Grund, sich dagegen aufzulehnen. Kolatas Aussage würde zweifellos zum Verhängnis für den ersten Bürger Styrikums werden, doch Zalastas konnte diese Aussage unmöglich verhindern, ohne sich als Verräter zu entlarven. Er erhob sich und verbeugte sich vor Ehlana. »Ich werde mich bemühen, Sephrenia zu überzeugen, Majestät.« Er drehte sich um und verließ in gebeugter Haltung den blauen Salon.
Kalten schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum du nicht willst, daß wir es ihm sagen, Sperber. Schließlich ist er ein Freund.«
»Aber auch ein Styriker«, warf Vanion diplomatisch ein. »Wir kennen seine wahren Gefühle für die Delphae nicht. Es könnte ihn völlig aus dem Gleichgewicht bringen, wenn er plötzlich erfährt, daß Xanetia so mühelos seine Gedanken lesen kann, wie Talen jemandem die Taschen leert.«
»Sephrenia hat ihm wahrscheinlich schon davon erzählt, Hochmeister Vanion«, gab Bevier zu bedenken.
Sperber warf Xanetia einen fragenden Blick zu und formulierte die Frage in Gedanken.
Sie schüttelte den Kopf. Aus irgendeinem Grund hatte Sephrenia Zalasta noch nicht auf die ungewöhnliche Fähigkeit der Delphae aufmerksam gemacht.
»Ich glaube nicht, Bevier«, entgegnete Vanion. »Er hat noch in keinster Weise gezaudert, in Xanetias Beisein an Besprechungen teilzunehmen. Ich würde sagen, daraus läßt sich mit einiger Sicherheit schließen, daß er es nicht weiß. Also: Wer soll Kolata befragen? Ich glaube, wir sollten es auf einen von uns beschränken. Wenn wir alle ihn mit Fragen bombardieren, werden seine Gedanken so verwirrt sein, daß Xanetia große Mühe haben würde, einen Sinn darin zu erkennen.«
»Itagne ist außerordentlich geschickt im Diskutieren und Disputieren«, meinte
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