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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gewesen, große Vorbilder peinlichst genau zu kopieren, ohne dabei deren Zweck zu begreifen.
    Der Thronsaal war ein Beispiel dafür. Die Bauart elenischer Burgen verfolgt zwei Absichten: für die Ewigkeit errichtet und uneinnehmbar zu sein. Also wurde Stein auf Stein getürmt, bis eine trutzige Festung dastand, deren Anblick allein schon jeden unerwünschten Besucher abschreckte. Im Laufe der Jahrhunderte bemühten sich einige Elenier, die zwangsläufig düstere Umgebung der Burg durch Zierwerk zu verschönern. Aus den inneren Schrägstützen, die verhindern sollten, daß die Mauern einstürzten – selbst unter einem Bombardement gewaltiger Felsbrocken –, gestalteten sie kunstvolles Strebwerk. Steinpfeiler, die dafür sorgten, daß die Decke blieb, wohin sie gehörte, wurden allmählich zu gewaltigen Säulen mit kunstvoll verzierten Plinthen und Kapitellen. Die gleiche bauliche Festigkeit läßt sich auch durch eine Gewölbedecke erzielen, und der Thronsaal der von Tamulern erbauten elenischen Burgnachahmung war in dieser Hinsicht einmalig. Er besaß ein massives Gewölbe und wurde von langen Reihen kannelierter Säulen gehalten und durch Schwibbögen von so filigraner Bauweise »gestützt«, daß sie nicht nur nutzlos, sondern äußerst gefährlich für jene waren, die unter ihnen standen. Außerdem war der gesamte Saal – wie alles im schimmernden Matherion – mit Perlmutt verkleidet.
    Ehlana hatte die Bänder und Wimpel sorgfältig ausgewählt und die schillernden Wände prangten in schreiend bunten Farben. Die vierzig Fuß langen blauen Samtvorhänge an den schmalen Fenstern hatten weiße Satinborten erhalten, und wo die Wand von Bändern verschont geblieben war, wurde sie von überkreuzten Fahnen und Phantasie-Kriegsbannern geziert. Durch die Gänge zwischen den Bankreihen erstreckten sich leuchtend bunte Läufer, und die Säulen und Streben waren mit scharlachroter Seide umwickelt. Sperber behielt seine Meinung vorsichtshalber für sich, doch er fand, daß es hier nun aussah, als hätte ein Farbenblinder ein Volksfest ausgerichtet.
    »Schreiend«, entfuhr es Ulath, während er rasch noch die schwarzen Ogerhörner mit einem weichen Tuch nachpolierte.
    »Schreiend ist der richtige Ausdruck«, bestätigte Sperber. Er trug seine schwarze Paraderüstung und darüber einen ärmellosen silbernen Mantel. Der tamulische Schmied hatte die Beulen und Dellen wieder glatt gehämmert, den ganzen Panzer neu emailliert und sich – als stumme Kritik am üblichen Plattenpanzergeruch – zudem die Mühe gemacht, die Innenseite jeder einzelnen der sorgfältig geschmiedeten Platten und sämtliche Lederriemen mit zerquetschten Rosenblättern einzureiben. Die dadurch entstehende Geruchsmischung konnte nur als eigenartig bezeichnet werden.
    »Wie sollen wir die vielen Leibwächter um Ehlana und Sarabian erklären?« fragte Ulath.
    »Wir müssen gar nichts erklären, Ulath.« Sperber zuckte die Schultern. »Wir sind Elenier, und der Rest der Welt hält uns für Barbaren mit seltsamen, rituellen Gebräuchen, die sonst niemand versteht. Ich werde meine Gemahlin jedenfalls nicht ungeschützt auf dem Thron sitzen lassen, während sie und Sarabian den Anwesenden die Auflösung der Regierung verkünden.«
    »Wohlbedacht.« Ulath blickte seinen Freund ernst an. »Sephrenia macht Schwierigkeiten, das ist dir doch klar.«
    »Wir haben mehr oder weniger damit gerechnet.«
    »Vielleicht würde es ihr leichter fallen, wenn sie neben Zalasta sitzen könnte.«
    Sperber schüttelte den Kopf. »Zalasta ist Berater der Regierung. Er muß mit den Ministern auf der Empore sitzen. Wir werden Danae zu Sephrenia setzen. Beide ein wenig abseits.«
    »Das hilft vielleicht auch. Die Anwesenheit deiner Tochter scheint Sephrenia etwas zu beruhigen. Ich würde Xanetia allerdings nicht in ihre Nähe setzen.«
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Ich wollte nur sichergehen. Hat Engessa die Bestätigungen seines Signals erhalten? Können wir sicher sein, daß sein Befehl alle erreicht hat?«
    » Er ist jedenfalls sicher. Ich nehme an, die Ataner haben schon jahrhundertelang Signalfeuer zur Weiterleitung von Befehlen benutzt.«
    »Möglich. Für mich ist es jedenfalls ungewohnt, mit Feuern auf den Bergen Botschaften zu senden, Sperber.«
    »Wie dem auch sei, es ist Engessas Aufgabe. Und falls bis zum Morgen wirklich noch nicht alle Außenposten im Hinterland benachrichtigt werden konnten, ist es auch nicht so schlimm.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Ich

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