Tango der Liebe
an diesem Abend freie Bahn.
2. KAPITEL
„Vielen Dank, Miguel.“ Lächelnd sank Emily auf ihren Platz. „Das hat Spaß gemacht.“
Auch Tom kehrte mit Helen an den Tisch zurück und bemerkte: „Es ist schön zu sehen, dass unsere Eltern nicht ganz umsonst ein Vermögen für unseren Tanzunterricht ausgegeben haben.“
„An dich war der Unterricht auf jeden Fall vergeudet“, stichelte Helen. „Ich fürchte, meine Füße werden sich nie erholen.“
„Willkommen im Klub“, warf Lisa ein. „Nach vierzig Jahren Ehe und unzähligen Tanzversuchen hat James immer noch zwei linke Füße.“
Emily lachte unbeschwert über das Geplänkel ihrer Verwandten und merkte nicht, dass auch Antonio Diaz mit seiner Begleitung an den Tisch zurückkehrte.
Sie zuckte erschrocken zusammen, als er ihr unverhofft eine Hand auf den Arm legte und sie um den nächsten Tanz bat. Eigentlich wollte sie schon ablehnen, doch dann sah sie, dass Miguel gerade mit Eloise auf das Parkett ging.
„Geh nur“, drängte Tom. „Du liebst doch das Tanzen.“ Er grinste. „Und nach Aussage unserer Frauen sind James und ich totale Nieten. Also ist Antonio deine einzige Chance.“
„Vielen Dank, Bruderherz“, murmelte sie sarkastisch und stand widerstrebend auf.
Antonio lächelte vage. „Ihrem Bruder mangelt es ein wenig an Feingefühl, aber ich beklage mich nicht, solange es Sie in meine Arme treibt.“ Dann, anstatt ihr den Arm zu reichen, legte er ihn fest um ihre Taille und schob sie zum Parkett.
Für ihren Geschmack war seine Berührung viel zu vertraulich und sein Körper allzu nahe, und es wurde nur noch schlimmer. Denn jetzt erklang eine verträumte Ballade, und Antonio drehte sie zu sich herum und zog sie dicht an sich.
Emily versteifte sich und sträubte sich gegen das unerklärliche Verlangen, sich an ihn zu schmiegen.
Er nahm ihre Hand, legte sie sich auf die breite Brust und verschränkte die Finger mit ihren. „Sie haben mich überrascht. Sie tanzen wirklich hervorragend.“ Er suchte ihren Blick und gestand: „Ich habe Miguel regelrecht beneidet, obwohl das Tanzen ehrlich gesagt nicht zu meinen Talenten zählt. Ich könnte unmöglich einen Tango aufs Parkett legen. Ich bin eher der Typ, der zur Musik schlurft.“ Ein betretenes Grinsen erhellte seine finstere Miene und ließ ihn beinahe zugänglich wirken. „Ich kann nur hoffen, dass Sie nicht enttäuscht sind.“
Enttäuscht? Eher im Gegenteil.
Es geschah selten, dass Emily einem Mann begegnete, zu dem sie buchstäblich aufblicken musste, und es wirkte erschreckend verführerisch. Ihre Körper passten hervorragend zusammen. Sein Cape, das sie beide einhüllte, rief ein prickelndes Gefühl der Intimität hervor. Er schob ein Bein zwischen ihre Schenkel, während er sie langsam zu den romantischen Klängen im Kreis führte. Ihr Puls raste, ihr Herz pochte, jeder Muskel spannte sich, und all ihre Sinne erwachten. Der verdammte Latexanzug tat sein Übriges, indem er jede Berührung übertrug und unterstrich.
Sie bezweifelte ernsthaft, dass Antonio jemals eine Frau enttäuschte. Und auch ganz bestimmt nicht die schöne Eloise. Dieser Gedanke wirkte äußerst ernüchternd. „Ich bin nicht enttäuscht. Außerdem glaube ich, Mr Diaz, dass ein so mächtiger und reicher Mann wie Sie sich seiner Talente sehr wohl bewusst ist und sie schamlos zu seinen Gunsten ausnutzt.“ Er mochte ihr Herz zwar höherschlagen lassen, aber sie beabsichtigte nicht, seinem Charme zu verfallen. „Was die Regenbogenpresse und Ihre Freundin Eloise sicherlich bestätigen könnten.“
„Ach so, Sie haben sich Klatschgeschichten angehört. Welche waren es? Dass ich in einem Puff aufgewachsen bin, umgeben von willigen Frauen?“, spottete er. „Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss, aber das ist nicht wahr. Allerdings hat meiner Großmutter ein Bordell gehört, und es wirft kein gutes Licht auf die männliche Spezies, dass sie sehr viel Geld damit verdient hat. Genug Geld, damit sie ihre Tochter auf die beste Schule im Land und dann auf ein Mädchenpensionat in der Schweiz schicken konnte.“
Mit großen Augen vor Erstaunen lauschte Emily seinen äußerst faszinierenden Enthüllungen.
„In Europa hat meine Mutter einen Griechen kennen- und lieben gelernt. Leider war er verheiratet und hatte Kinder. Aber er war anständig genug, um ihr ein Haus in Korinth einzurichten, wo ich geboren wurde. Ihre Affäre hat jahrelang gehalten. Er ist gestorben, als ich zwölf war. Daraufhin ist sie mit
Weitere Kostenlose Bücher