Tango mit dem Tod
habe noch."
„Nein, danke", sagte auch Mel. Als die junge Frau weitergegangen war, fragte er: „Amüsierst du dich?"
„Hm ... sicher", schwindelte Kelly.
„Wir müssen nicht sehr lange bleiben. Du sollst nur ein paar Leute kennen lernen."
Hinter Mel sah sie einen groß gewachsenen, blonden Mann stehen. Er hatte breite Schultern, war tief gebräunt und trug einen gut geschnittenen Anzug, der die Breite seiner Schultern und seine schmalen Hüften dezent zur Geltung brachte. Sie vermutete, dass er ein Kunstprodukt war wie die junge Frau eben. Die Art von Mann, die die meiste Zeit des Tages in einem Sportstudio verbringt oder am Strand.
Er drehte sich um, als ob er gespürt hätte, dass er beobachtet wurde. Er lächelte nicht, sondern sah sie mit festem Blick an. Sein Gesicht war klassisch geschnitten und gleichzeitig zerfurcht. Kelly fielen die tiefblauen Augen auf. Vielleicht trug er Kontaktlinsen? Seine Haltung war so makellos, dass er noch größer wirkte, als er ohnehin war. Gut über einen Meter neunzig, schätzte sie. Er trug seinen Anzug mit der lässigen Eleganz eines Cary Grant oder Errol Flynn.
Ob er wohl schwul ist, fragte sich Kelly.
Er hätte gut in die Serie Baywatch gepasst, fand sie. Einen Moment lang fühlte sie sich unbehaglich, dass sie sich gegenseitig anstarrten und er sicher genau die gleichen Überlegungen über sie anstellte wie sie über ihn. Sie wusste nicht warum, aber sie bezweifelte, dass sein Urteil über sie besonders gut ausfallen würde. Vielleicht dachte er, sie hätte sich ihre Nase operieren oder ihre Lippen aufspritzen lassen. Vielleicht dachte er auch, sie sei magersüchtig oder schnupfte Kokain.
Kelly errötete, als der Mann ihr plötzlich zunickte und sich dann wieder umdrehte. Sie hatte kein Recht, sich ein Urteil über ihn zu bilden. Sie wusste, wie unfair Mutmaßungen sein konnten. Als Schauspielerin hatte sie oft genug unsachliche Kritik und unfaire Unterstellungen einstecken müssen.
Der Musikproduzent war ein reicher Mann mittleren Alters, braungebrannt, silberhaarig, ein Möchtegern-Casanova namens Marc Logan. Sie hatte ihn schon früher gesehen. Er war am Set gewesen, als der Unfall passierte. Verständlich, sein Angebot für das Video hatte schon auf dem Tisch gelegen. Er hatte sich wohl selbst ein Bild von ihr machen wollen.
Sie zwang sich zu einem Lächeln und versuchte zum wiederholten Mal an diesem Abend, ihm aus dem Weg zu gehen. Sie senkte den Kopf und ermahnte sich, dass sie kein Recht habe, herablassend über diese Leute zu denken. Aber sie fühlte sich so ... verloren hier. Und betrogen. Warum musste sie für etwas bezahlen, das nun wirklich nicht ihre Schuld war?
Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Marc Logan sie beobachtete. Er lehnte an der Reling gegenüber. Als er sein Glas hob, um ihr zuzutrinken, zwang sie sich zu einem Lächeln und hob ebenfalls ihr Glas. Vielleicht war sie bislang ja etwas zu abweisend gewesen.
Seine Bewunderung für sie wirkte jedenfalls ehrlich. Offenbar hatte ihm in der Nacht ihres Unfalls ihre Einstellung „Es ist nichts passiert, lasst uns weitermachen" imponiert. Er schien ein Mann zu sein, der sich nicht die geringsten Sorgen wegen irgendwelcher Probleme zu machen schien. Und er wollte sie unbedingt engagieren. Dafür sollte sie ihm in ihrer Situation dankbar sein.
„Sie sehen hinreißend aus auf diesem alten Kahn", rief er ihr zu.
Richtig, die Jacht war nicht neu. Er erwartete jetzt wohl, dass sie antwortete, was für ein großartiges Schiff es dennoch sei. Dann konnte er zu ihr herüberkommen und ein Gespräch beginnen.
Aber Kelly brachte nur ein kurzes „Danke" hervor. Er kam trotzdem auf sie zu.
Zum Glück kam gerade eine der leicht bekleideten Serviererinnen vorbei. Er legte ihr den Arm um ihre Taille und ließ seine Hand - widerlich - über ihre Hüften zu ihrem Hinterteil gleiten. Es schien dem Mädchen nichts auszumachen.
Kelly drehte sich angewidert um. Nun gut, er war hinter Frauen her. Wie alle Männer. Sie fühlte sich verunsichert. Sollte sie tatsächlich für ihn arbeiten? Zu ihrer eigenen Überraschung bemerkte sie, dass ihre Augen feucht wurden. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Joe Penny mich gefeuert hat - und dass ich das hier machen muss", flüsterte sie Mel zu.
„Nun sieh die Welt mal nicht zu schwarz. Du bist eine clevere Geschäftsfrau, die dabei ist, ihrer Karriere einen neuen Schub zu geben."
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Mel... diese Leute sind
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