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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Karton.
    »Dieser Niklas Domski muss noch woanders ein Zimmer oder eine Wohnung gehabt haben«, sagte Sattler, als er Walde in der Tür erblickte. »Nach den wenigen Klamotten zu urteilen, die wir hier gefunden haben.«
    »Was Besonderes dabei?«, fragte Walde.
    »Mir ist nichts aufgefallen, aber wir haben alles eingepackt. Sein ganzer Kram passte in zwei Kisten.« Sattler schob sich an seinem Kollegen vorbei aus der Kajüte in den Flur. »Dafür haben wir einiges an interessantem Material aus dem Penthouse von den Wohlenbergs mitgenommen. Die haben sich ganz schön mit dem Bauträger gezofft.«
    Walde nickte. »Hab ich schon gehört.«
    »Einen Teil der Akten haben wir runtergeschafft, den Rest holen wir morgen ab, wenn die Treppe gesichert ist, von der der Bewohner dieser Kajüte«, Sattler zeigte auf die Tür, aus der sein Kollege rückwärts eine Kiste hinausbugsierte, »in die Baugrube gestürzt ist. Und wo, wie ich gehört habe, dich fast das gleiche Schicksal ereilt hätte, wenn Gabi …«
    »… hab ich nicht vergessen«, Walde stieß laut seinen Atem aus.
    »Sie wurde angesägt.« Sattler grinste Walde an. »Aber sicher nicht, um dir eine Falle zu stellen. Ich tippe mal darauf, dass es dem Säger um die ganze Treppe ging.«
    »Schrotthändler?«
    »Möglich.« Sattler nickte.
    »Das würde bedeuten, dass Domski verunglückt sein könnte«, sagte Walde.
    »Und anschließend hat ihn jemand von der Römerbrücke geworfen.« Der Techniker ging auf die Treppe zu. »Wir sehen uns im Präsidium.«
    Walde öffnete die angelehnte Tür zur Kajüte. Es roch nach Aftershave. Bis auf die Schlafkoje und das zerknüllte Handtuch über dem Waschschrank sah der Raum aufgeräumt aus. Während Walde die kleine Tür mit dem grünen Glas in der Mitte am Hängeschrank über dem Bett öffnete und auf zwei leere Regalfächer starrte, dachte er nach. Jemand hatte verhindern wollen, dass Domskis Tod mit der Baustelle in Verbindung gebracht wurde. Und das wäre auch gelungen, wenn nicht gleich zwei Zufälle eingetreten wären. Erstens der Zeuge, der den Notruf getätigt hatte, und zweitens der Umstand, dass Domski ausgerechnet auf den Brückenpfeiler stürzte und dort liegen blieb.
    Durch das Bullauge sah Walde über die Wasserfläche zu den großen Steinen am Ufer der Insel, auf denen sich eine Möwe niedergelassen hatte.
    *
    Außen am Lokal gab es keinen Hinweis auf den Tangoclub 96. Der Parkplatz war voll. Gabi musste ein Stück weiter die Straße hinunterfahren, bis sie eine Lücke für ihren Wagen fand.
    Sie wunderte sich, als sie eintrat. Bis auf den Wirt hinter der Theke war der große Gastraum leer. Die Einrichtung mit den großen Kupferkesseln, von denen blitzblanke Rohre zum Ausschank liefen, war von dem ehemaligen Brauereiausschank zurückgeblieben. Gabi nahm auf einem der ebenfalls kupferfarbenen Hocker an der Theke direkt neben dem porzellanverzierten Ausschank Platz. Der kräftige Mann mit dem kurzen Vollbart grüßte nur knapp. Mit flinken Bewegungen zapfte er Getränke, nahm Flaschen aus der Kühlung, füllte Glas um Glas.
    Es roch nach Essen. Von irgendwoher kam Musik.
    Auf der anderen Seite des Raums schwang eine Tür auf, und ein Kellner in weißem Hemd und dunkelblauer Schürze, die ihm bis zu den Schuhen reichte, brachte ein Tablett mit leeren Gläsern herein, schnappte sich das volle und verschwand gleich wieder damit. Kurz darauf kam mit schnellen Schritten eine junge Frau herein. Über der weißen Bluse trug sie ebenfalls eine dunkelblaue Schürze, die oben mit einem kupfernen Gliedergürtel zusammengebunden war.
    Ein heller Klingelton ließ Gabi zu einer geöffneten Holzklappe sehen, aus der dampfende Teller geschoben wurden. Sie bewunderte, wie die Bedienung es fertigbrachte, ein halbes Dutzend Teller auf einmal zu tragen. Wenn sie so recht überlegte, hatte sie seit dem Kuchen am Morgen den ganzen Tag über nichts mehr gegessen. Geburtstage gehörten seit ihrer Kindheit nicht zu den Ereignissen, denen sie größere Bedeutung beimaß, aber ein warmes Essen hatte sie sich schon verdient. In der Karte suchte sie sich als Aperitif einen Sekt mit Weinbergspfirsich aus. Als sie bestellte, schaute der Wirt sie nicht einmal an, sondern zeigte mit einem kurzen Nicken, dass er verstanden hatte.
    Auf dem Weg zur Toilette kam sie an der offenen Tür zum Biergarten vorbei, wo es hoch herging. Wieder war es ein sommerlich milder Abend. Gabi überlegte einen Moment, ob sie sich draußen einen Platz suchen sollte, besann

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