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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Atemgeräusche waren zu hören.
    »Warum seid ihr gekommen?« Rocky wippte unruhig mit dem Fuß.
    »Deine Nummer wurde heute Nacht beim Notruf aufgezeichnet.« Gabi war die Unruhe des Befragten nicht entgangen.
    »So, und du meinst, ich bin noch nicht ganz wach und sag jetzt, ich hab aber gar nicht von meinem Handy angerufen, sondern ganz diskret das Telefon in einer Kneipe benutzt.« Rockys Zahnlücke erschien wieder.
    »Oder die Telefonzelle an der Post in der Fleischstraße«, sagte Gabi. »Ich hab gleich deine Stimme erkannt. Wir können auch einen Sachverständigen für Stimmvergleiche …«
    »Nee, ist schon gut … das hat man davon, wenn man sich für andere einsetzt.«
    Grabbes Blick folgte zwei langen Frauenbeinen in kurzem Rock, die oben an den Fenstern vorbeistöckelten.
     
    Walde nahm die Abkürzung durch ein Kaufhaus, um an der Baugrube vorbei zu den Containern der Bauleitung zu gelangen. Während er ein bis zur Straßenmitte reichendes Gitter umrundete, setzte er seine Schritte exakt zwischen die breiten Fahrspuren im Lehm, die zu den gelben Bürocontainern der Baustellenleitung führten. Über eine Stahltreppe gelangte er zu der ersten Etage der übereinander gestellten Würfel, die so gelb waren wie die Maschinen, die Helme der Arbeiter und alles, was zur Firma gehörte. Die Tür war abgeschlossen. Es gab keine Fenster.
    Ein heller Klang von schnellen Schritten auf der Metalltreppe war zu hören. Ein Mann nahm, während er die Treppe hinaufstieg, den gelben Helm ab und fuhr sich mit den gespreizten Fingern links und rechts durch den graumelierten Haarkranz, der seine Glatze umrahmte. Er musste Walde schon vorher gesehen haben, tat aber dennoch so, als sei er überrascht, hier oben vor seinem Büro jemanden anzutreffen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Der Mann ging an ihm vorbei und schloss die Tür auf. Drinnen brannte bereits Licht.
    »Ich denke schon. Sie sind doch Herr Blanck«, Walde registrierte das Nicken des Mannes. »Mein Name ist Bock, Kripo Trier, wir haben heute Morgen telefoniert.«
     
    Hinter einem der beiden Schreibtische saß eine Frau so unbeweglich, dass Walde sie eine Sekunde lang für eine Puppe hielt. Sie hatte eine Hand an Wange und Stirn, die andere auf dem Touchpad. Ihr halb durch schulterlanges blondes Haar verdecktes Gesicht blieb dem Monitor zugewandt.
    »Ich habe es leider sehr eilig.« Der Mann hängte seinen Helm an einen Haken neben der Tür, warf die gelbe Regenjacke über den Stuhl und pflückte ein dunkles Sakko von der Garderobe. »Ich habe gleich einen Termin in Luxemburg.« Er machte keinerlei Anstalten, Walde mit der Frau bekannt zu machen.
    »Kennen Sie diesen Mann?« Walde hielt Blanck ein Foto des Toten hin.
    Der schaute kurz darauf. »Niklas Domski, was ist mit ihm?«
    »Ist er bei Ihnen beschäftigt?«
    »Er gehört zum Team.« Der Baustellenleiter nahm seine Brieftasche aus der Gesäßtasche und steckte sie in seine Jacke. »Er arbeitet als Vertreter vor Ort für die Kölner Trading Invest.«
    »Und was genau?« Walde bemerkte, dass die Frau von ihrem Rechner aufsah und zu ihnen herüberschaute.
    »Alles Mögliche.« Er kramte unter einem Berg Plänen auf seinem Schreibtisch eine kleine Aktenmappe hervor. »Ich muss jetzt los.«
    Walde fand eine Visitenkarte in seinem Portemonnaie. Während er sie überreichte, sagte er: »Herr Domski ist heute Morgen tot aufgefunden worden.«
    »Er ist tot?« Die Überraschung im Gesicht des Mannes schien echt.
    »Melden Sie sich bitte bei mir im Präsidium, sobald Sie zurück sind.«
    »Wer ist tot?« Die Frau stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Sie trug ein dunkles Nadelstreifenkostüm.
    »Darf ich bekannt machen?«, sagte der Baustellenleiter. »Frau Hörmann, Herr Kommissar …«
    »Bock«, ergänzte Walde.
    Sie streckte ihm die Hand entgegen und lächelte. Sie hatte schöne Zähne. Vielleicht hatte sie ihr Lächeln sehr gut eingeübt, auf Walde wirkte es echt und sympathisch.
    Noch während er darüber nachdachte, verlor das Gesicht der Frau die Spannung. Sie sah auf das Bild.
    »Niklas?« Ihr Mund öffnete sich und sie legte ihre Hand darüber. Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen.
    »Was genau hat Herr Domski hier in Trier gemacht?«
    Sie tupfte mit den Kuppen ihrer Zeigefinger gleichzeitig ihre Augenwinkel. »Er war unser Mann vor Ort, hat sich um Genehmigungen und alles gekümmert, was in der ersten Bauphase so anfällt.«
    »Und Sie sind extra aus Köln hergekommen?«
    »Was heißt extra?« Ihre

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