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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Stimme hatte wieder die Festigkeit gewonnen, die Walde von dem Telefonat her kannte. »Hier gab es einen stundenlangen Baustopp. Unser Zeitfenster ist schon eng genug.«
     
    Grabbe vermied es weiter, zu den Bodybuildern zu sehen. Rocky war seit Minuten in Richtung Toilette verschwunden.
    »Und wenn er abgehauen ist?«, fragte Grabbe.
    »Vom Klo aus gibt es keinen Hinterausgang, und die Fenster sind selbst für ihn zu klein«, sagte Gabi und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
    »Du willst doch hier nicht rauchen?«
    »Doch, das will ich, mache ich aber nicht.« Gabi schob die Zigarette in die Packung zurück. »Und Rocky würde bestimmt auch gerne abhauen, macht er aber nicht. Der ruft jetzt ein paar Leute an, mit denen er heute Nacht vielleicht was gedreht hat oder sagt auf dem Schrottplatz Bescheid, wo das Zeug von der Baustelle gelandet ist.«
    »Und das sollen wir dulden?«
    »Wir können es nicht verhindern. Meyer wird die Kabelräuber auch ohne unsere Hilfe schnappen – oder auch nicht.« Sie blickte in den Gang zwischen den Geräten, wo Rocky mit wippenden Schritten zurückkam. Unter einer schwarzen Sporthose, mit einem dünnen weißen Streifen an der Seite, trug er dunkle Basketballschuhe.
    »Und, erinnerst du dich?«, fragte Gabi.
    »Da ist einer runtergefallen, mehr weiß ich nicht.« Rocky schaute ihr in die Augen. »Vorher hab ich Schritte da oben auf der Treppe gehört.«
    »War noch jemand dabei?«
    »Keine Ahnung, hab jedenfalls nix davon mitgekriegt.«
    »Und wie lange hat es gedauert, bis du angerufen hast?«
    Rockys Blick wich ihrem aus. Er sah sich um, als befürchte er, jemand könne mithören. »Eine Viertelstunde, vielleicht.«
    Ein schwerer Mann, einen Helm in der einen und eine große Sporttasche in der anderen Hand, kam zur Tür herein. Ein dunkler Schnurrbart zog sich bis hinunter zum Kinn. Unter seinem Shirt wölbte sich ein mächtiger Bauch über der schwarzen Lederhose.
    Rocky grüßte den Ankommenden mit erhobener Hand. »Hier trainiert alles, vom Chirurgen bis zum Hartz-IV-Empfänger.« Zu welcher Kategorie der Biker gehörte, ließ er offen.
    Grabbe blickte auf die Poster an der Wand, die allesamt Frauen und Männer mit extrem muskulösen Körpern zeigten.
    Als könnte er Grabbes Gedanken lesen, sagte Rocky: »Früher hab ich auch mal so aussehen wollen. Da hab ich Powerübungen gemacht, hab alles gefressen, was Muskeln bringen sollte, bis die Leberwerte über 300 waren.« Seine Zahnlücke erschien. »17 bis 20 ist normal. Die Jungen sind taub, wenn man ihnen von Anabolika abrät.«
    Grabbe sah nun doch zu den Sportlern. Die Geräte wirkten gut in Schuss, die vierkantigen Gestänge waren weiß lackiert, die meisten beweglichen Teile glänzten Chromfarben.
    Gabi rutschte vom Hocker. »Sollte dir noch was einfallen, weißt du ja, wo du mich findest.«
    *
    Während sich Walde auf dem Uferweg zwischen den Autos der Techniker und Streifenwagen zum Aufgang des Landestegs bewegte, klingelte sein Telefon.
    »Ich hab was wegen der Immobilie neben der Baugrube herausgefunden, willst du es hören?«
    »Klar!« Walde blieb an der Reling der Neptun stehen.
    »Das Penthouse war laut Grundbuch noch bis vor einem Monat im Besitz des Ehepaars Wohlenberg. Der Mann, Rüdiger Wohlenberg, ist vor einem halben Jahr gestorben, seine Frau Evelyn wohnt seit ein paar Wochen in einem Seniorenheim. Die Wohlenbergs müssen vorher jahrelang den Fortgang der Bauarbeiten an der City-Passage aufgehalten haben«, sagte Monika. »Sattler hat die Kisten mit den Papieren im Wagen, er müsste noch an der Neptun sein.«
    »Ist er noch«, bestätigte Walde. »Danke.«
    Waldes Blick folgte den beiden Kabeln, die über die Holzplanken zu der ovalen Tür führten. Obwohl er sich bückte, stieß er sich beim Eintreten in den düsteren Vorraum wieder den Kopf. Die Kabel liefen zur Treppe.
    Bevor er hinabsteigen konnte, musste er einem Kollegen der Technik ausweichen, der sich mit einem Karton heraufquälte und erst an ihm vorbeikam, als Walde in einen niedrigen Waschraum auswich. In dem Räumchen befanden sich lediglich drei grüne Keramikwaschbecken mit Spiegeln darüber; die Wände waren braun gekachelt.
    Während Walde rückwärts die Treppe hinunterstieg, hörte er von unten die Stimme von Sattler.
    Aus einer nur angelehnten Tür fiel ein starker Lichtstrahl in den Flur. Walde klopfte, bevor er die über den Teppichboden schleifende Tür aufzog. In der Kajüte packten Sattler und ein Kollege Kleidung in einen

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