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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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trug einen grauen Anzug und braune Halbschuhe. Ein wenig hatte sie doch noch Ringelsocken und Schuhe Größe 54 erwartet. Vielleicht waren es auch die leicht geröteten und leicht pausbäckigen Wangen, die dem Mann etwas Clowneskes gaben.
    »Ich hab gehört, dass Sie ebenfalls heute Geburtstag haben.« Sein Lächeln war offen und sympathisch.
    Gabi drückte ihre Zigarette aus. Sie war gewiss nicht auf den Mund gefallen, aber ihr fiel keine Antwort ein.
    »Martin Kotte.« Der Mann streckte ihr die Hand entgegen. Als sie sie ergriff, sagte er: »Herzlichen Glückwunsch …«
    »Gabi, ebenfalls Glückwunsch.« Im selben Moment, in dem sie vom Hocker aufgestanden war, ärgerte sie sich darüber, stellte aber fest, dass sie ein klein wenig größer als Martin war. Sie sah auf die von kleinen Löckchen umrahmte Glatze. Die Farbe des Haars und seines Kinnbartes lag zwischen blond und rot.
    »Darf ich dich um einen Tanz bitten?«
    »Ich hab noch nie Tango getanzt.«
    »Macht nichts, heute ist kein Tangoabend. Ich muss vorher nur mal schnell für große Jungs.«
    Während sie ihren Wein austrank und zahlte, verkniff sie es sich, den Wirt zu diesem Martin Kotte auszufragen. Die Zeit hätte auch nicht ausgereicht, denn er kam gleich wieder zurück und führte sie an der Hand durch den Flur zu einer Schiebetür. Sie gelangten in einen großen Raum. Die Musik war lauter, als sie erwartet hatte. Tische standen in U-Form um eine Tanzfläche, im hinteren Bereich war ein Buffet aufgebaut. Die meisten der durchweg chic gekleideten Gäste, die Männer im Anzug, viele Frauen im kleinen Schwarzen, schienen zu tanzen.
    »Sollen wir?« Martin hatte schon ihre rechte Hand gefasst und die andere Hand um ihre Taille gelegt. »Das ist ein Cha-Cha, auch was Lateinamerikanisches, eins, zwei …« Während er anzählte, setzten sie sich in Bewegung. Gabi tanzte, ohne dass sie den Eindruck hatte, selbst die Befehle an ihre Beine weiterzugeben. Martin roch gut. Er schob sie in die eine und andere Richtung, sie tanzten auseinander, wieder zusammen. Er ließ sie eine gewagte Drehung ausführen, und prompt kam sie ins Straucheln.
    »Du kannst das, nur nicht mit diesen Schuhen!«
    Er brachte ihre Pumps zusammen mit ihrer Handtasche an einen Tisch. Auf Strümpfen war es für sie einfacher, sich über das glatte Parkett zu bewegen. Sie musste auch nicht mehr fürchten, Martin schmerzhaft auf die Füße zu treten.
    »So eine Musik hab ich gar nicht erwartet. Von wem ist das Stück?«
    »Das ist Carlos Santana. Du hast wohl melancholische Bandoneonklänge erwartet?«
    Gabi stellte fest, dass ihr Tanzpartner nun, da sie keine hohen Absätze mehr trug, ein klein wenig größer war als sie.

Donnerstag
    Als Walde am Morgen in ihr Büro kam, saßen Gabi und Grabbe schweigend vor ihren Monitoren.
    »Das Blut von der Baustelle stimmt mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem des Opfers überein.« Grabbe strahlte. »Und ich hab die Adresse von Frau Wohlenberg.«
    Er wedelte mit einem kleinen Zettel in seiner Hand. Walde nahm die Notiz entgegen und wendete sich zu Gabi. »Ist wohl heute Nacht spät geworden?«, fragte er seine Kollegin, die, den Kopf in die Hand gestützt, unbewegt auf ihren Monitor starrte.
    »Es ging.« Sie wandte langsam ihr Gesicht in seine Richtung.
    »Du hast noch gefeiert?«
    »Wenn man Ermittlungen neuerdings Feiern nennt«, brummte sie.
    Monika kam herein und ließ die Tür lautstark zufallen.
    »Nicht so heftig, bitte!«, murmelte Gabi.
    »Sie hatte anstrengende Ermittlungen«, raunte Walde ihr für alle hörbar zu.
    Monika ging zu Gabi und beugte sich neben ihr zum Monitor, während sie ihr zuflüsterte: »Du warst also tatsächlich dahin, zu dem Tangoverein?«
    Gabi nickte, schloss gequält die Augen und rieb sich die Schläfen.
    »Ich dachte, die haben nur dienstags und freitags …«
    »Ich wollte nur mit dem Wirt sprechen, der Niklas Domski hat da tatsächlich dazugehört. Es gab eine Geburtstagsparty von einem der Mitglieder im Tangoclub, und da bin ich hineingeraten.«
    »Und was hast du rauskriegen können?«, fragte Monika.
    Gabi schwieg eine Weile. »Also, ich habe die Ermittlungen dann einstellen müssen.«
    »Aha.«
    »Guck nicht so blöd, ich hatte Geburtstag und hab ein wenig gefeiert und getanzt.«
    »Und getrunken«, ergänzte Monika.
    »Das auch, und einen netten Mann kennen gelernt.« Sie legte beide Hände flach auf die Tastatur. »Ich hab ihn schon gecheckt. Er ist tatsächlich nicht verheiratet und hat sich, soweit ich

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