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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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sich dann aber. Schließlich war sie hergekommen, um mit dem Wirt zu reden.
    Als sie wieder auf ihrem Hocker Platz nahm, war das Getränk bereits serviert. Der Wirt hantierte weiter geschäftig, während Gabi den Sekt trank.
    Irgendwo in der Nähe stimmte ein unsichtbarer Chor Happy Birthday an.
    »Wäre nicht nötig gewesen«, murmelte Gabi.
    »Noch einen?«, fragte der Wirt.
    Als sie nickte, schenkte er ihr nach. »Geht aufs Haus.«
    »Wie komme ich zu der Ehre?«
    »Sie haben doch auch Geburtstag, oder hab ich mich eben verhört?«
    Darauf wollte sie keine Antwort geben, sah aber die Möglichkeit, mit dem Wirt ins Gespräch zu kommen. Sie bemühte sich, ihre Stimme so belanglos wie möglich klingen zu lassen: »Eigentlich hab ich hier den Niklas treffen wollen.«
    »Der ist noch nicht da«, kam überraschend die Antwort. »Normalerweise kommen die vom Club nur dienstags und freitags her, aber heute feiert hier einer von denen seinen Geburtstag.« Der Wirt stellte volle Gläser auf ein Tablett. »Dafür war gestern überhaupt nix los.«
    Gabi nahm ihr Glas und prostete dem Wirt zu. »War der Niklas denn gestern da?«
    »Nur kurz, ist auch früh wieder weg.«
    »Mit wem?«, rutschte es ihr heraus.
    »Sind Sie Privatdetektivin?«
    »Sehe ich so aus?«
    *
    Das Erste, was Walde in der Diele ins Auge fiel, war die Financial Times auf der Kommode. Hatte sich Doris womöglich bei einer Bank in Luxemburg beworben? Die Zeitung schien noch unberührt. Auf dem weißen Schild mit der Postadresse stand sein Name.
    »Warum hast du die Zeitung auf mich bestellt?«, rief er in Richtung der offenen Küchentür, wo Geschirr klapperte.
    »Welche Zeitung?«, fragte Doris.
    »Die Financial Times.«
    »Was soll ich mit der? Ich hab mich schon gewundert, warum du sie abonniert hast. Da ist auch ein Päckchen gekommen.«
    Es stand hochkant auf dem Boden an den Schrank gelehnt. Walde nahm es und las seinen Namen im Adressfeld. Auf dem Weg in die Küche rüttelte er das Paket neben seinem Ohr. Er küsste Doris im Vorbeigehen in den Nacken. Sie räumte weiter die Spülmaschine aus, während er sich an den Tisch setzte und das Paket öffnete. Es enthielt eine CD mit Panflötenklängen.
    »Scheint was Meditatives zu sein«, sagte er. »Davor waren es Münzen. Das hab ich noch gar nicht aufgemacht. Ich hab das Gefühl, da bestellt jemand irgendwelchen Kram auf meinen Namen.«
    »Und wenn deine Adresse in irgendeine Bestellkartei geraten ist?«
    »Keine Ahnung.« Walde bemerkte Quintus’ großen Kopf vor dem Fenster. »Was macht Annika?«
    »Schläft.«
    Walde holte Klebeband aus einer Schublade und versuchte, damit das Paket wieder zu verschließen. »Schon was von der Bewerbung gehört?«
    »Nein, das kann ein paar Tage dauern.« Sie klappte die leere Maschine zu, blieb aber stehen. »Mit den Führungen bei der Touristinfo bin ich im Moment gut ausgelastet.«
    Walde versuchte, seine Unkenntnis zu überspielen. »Welchen Eindruck hattest du?«
    »Scheint eine geschäftstüchtige Frau zu sein, die die Agentur betreibt. Aber das kenne ich ja schon: Neu, innovativ, gute Presse und am Ende erfolglos.«
    »Und was bietet die Agentur konkret an?«
    »Hab ich dir doch gesagt«, ihr Blick wurde kritisch. »Alles, von Eventmanagement bis zu Stadt- und Erlebnisführungen. Die Frau kann sich verbal sehr gut verkaufen. Eigentlich sucht sie eine Grafikerin und keine Modedesignerin, aber meine Chancen stehen nicht schlecht.«
    Draußen stupste Quintus mit der Schnauze ans Fenster.
    »Ich glaub, ich geh noch eine Runde mit ihm zur Mosel runter.« Er stand seufzend auf.
    *
    Das Essen war nicht besonders gut gewesen. Wenigstens schmeckte nun die Zigarette und auch der Rotwein, zu dem Gabi nach dem dritten Kir gewechselt hatte. Sie warf einen Blick auf die Mailbox ihres stumm gestellten Mobiltelefons. Außer einem weiteren verpassten Anruf ihrer Mutter war nichts drauf. Auf was sie im Moment am wenigsten Lust hatte, war ein Gespräch mit dieser Frau, die wieder fragen würde, ob noch Aussicht auf Enkel bestünde.
    Sie spürte einen Blick und schaute beim Verstauen des Handys auf. An der angrenzenden Seite der Theke stand gegenüber dem Wirt ein Mann und lächelte sie an. Im ersten Moment hielt sie ihn für einen Clown, der womöglich für die Geburtstagsfeier engagiert worden war. Das kam von der übergroßen bunten Fliege, die er trug. Jedenfalls hatte er keine rote Nase.
    Sie musste zurückgelächelt haben, denn der Mann kam um die Theke herum auf sie zu. Er

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