Tannhaeuser
Bewegung, ihren Beifall zu bezeugen; da aber Alles in ernstem Schweigen verharrt, hält sie sich schüchtern zurück
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WALTHER VON DER VOGELWEIDE erhebt sich.
Den Bronnen, den uns Wolfram nannte,
ihn schaut auch meines Geistes Licht;
doch, der in Durst für ihn entbrannte,
du, Heinrich, kennst ihn wahrlich nicht.
Laà dir denn sagen, laà dich lehren:
der Bronnen ist die Tugend wahr;
du sollst in Inbrunst ihn verehren
und opfern seinem holden Klar.
Legst du an seinen Quell die Lippen,
zu kühlen frevle Leidenschaft,
ja, wolltest du am Rand nur nippen,
wich ewig ihm die Wunderkraft!
Willst du Equickung aus dem Bronnen haben,
muÃt du dein Herz â nicht deinen Gaumen laben.
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Er setzt sich
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CHOR DER RITTER UND FRAUEN.
Heil Walther! Preis sei deinem Liede!
TANNHÃUSER erhebt sich mit Heftigkeit.
O Walther, der du also sangest ,
du hast die Liebe arg entstellt!
Wenn du in solchem Schmachten bangest,
versiegte wahrlich wohl die Welt!
Zu Gottes Preis in hoch erhabne Fernen
blickt auf zum Himmel, blickt auf zu seinen Sternen:
Anbetung solchen Wundern zollt,
da ihr sie nicht begreifen sollt!
Doch was sich der Berührung beuget ,
euch Herz und Sinnen nahe liegt,
was sich, aus gleichem Stoff erzeuget ,
in weicher Formung an euch schmiegt,
dem ziemt Genuà in freud'gem Triebe,
und im Genuà nur kenn ich Liebe!
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Er setzt sich
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BITEROLF erhebt sich schnell und zornig.
Heraus zum Kampfe mit uns Allen!
Wer bliebe ruhig, hört er dich?
Wird deinem Hochmut es gefallen,
so höre, Lästrer , nun auch mich!
Wenn mich begeistert hohe Liebe,
stählt sie die Waffen mir mit Mut;
daà ewig ungeschmäht sie bliebe,
vergöss ich stolz mein letztes Blut!
Für Frauenehr und hohe Tugend
als Ritter kämpf ich mit dem Schwert;
doch was Genuà beut deiner Jugend,
ist wohlfeil keines Streiches wert!
CHOR DER RITTER UND FRAUEN in tobendem Beifall.
Heil Biterolf ! Hier unser Schwert!
TANNHÃUSER mit immer steigender Hitze auffahrend.
Ha, tör'ger Prahler Biterolf !
Singst du von Liebe, grimmer Wolf?
GewiÃlich hast du nicht gemeint,
was mir genieÃenswert erscheint!
Was hast du, Ãrmster, wohl genossen?
Dein Leben war nicht liebereich â
und was von Freuden dir entsprossen ,
das galt wohl wahrlich keinen Streich!
DIE RITTER in gröÃter Aufregung.
LaÃt ihn nicht enden! Wehrt seiner Kühnheit!
DER LANDGRAF zu Biterolf , der das Schwert zieht.
Zurück das Schwert! Ihr Sänger, haltet Frieden!
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Wolfram erhebt sich; sogleich tritt wieder Ruhe ein
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WOLFRAM.
O Himmel! Laà dich jetzt erflehen!
Gib meinem Lied der Weihe Preis!
Gebannt laà mich die Sünde sehen
aus diesem edlen, reinen Kreis!
Dir, hohe Liebe, töne
begeistert mein Gesang,
die mir in Engels Schöne
tief in die Seele drang!
Du nahst als Gottgesandte,
ich folg aus holder Fern:
so führst du in die Lande,
wo ewig strahlt dein Stern!
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Tannhäuser springt auf
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TANNHÃUSER in äuÃerster Verzückung.
Dir, Göttin der Liebe,
soll mein Lied ertönen,
gesungen, laut sei jetzt dein Preis von mir!
Dein süÃer Reiz ist Quelle alles Schönen,
und jedes holde Wunder stammt von dir!
Wer dich mit Glut in seine Arme geschlossen,
was Liebe ist, kennt der, nur der allein!
Armsel'ge , die ihr Liebe nie genossen,
zieht hin! Zieht in den Berg der Venus ein!
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Allgemeiner Aufbruch und Entsetzen
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ALLE.
Ha! Der Verruchte! Fliehet ihn!
Hört es! Er war im Venusberg!
DIE EDELFRAUEN.
Hinweg! Hinweg! Aus seiner Näh!
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Alle Frauen verlassen in gröÃter Bestürzung und unter Gebärden des Abscheus die Halle. Elisabeth, die dem Streite der Sänger mit wachsender Angst zugehört hatte, bleibt von den Frauen allein zurück â bleich, nur mit dem gröÃten Aufwand ihrer Kraft an einer der hölzernen Säulen des Baldachins sich aufrecht erhaltend. â Der Landgraf, alle Ritter und Sänger haben ihre Sitze verlassen und treten zusammen. Tannhäuser zur äuÃersten Linken, verbleibt noch eine Zeitlang wie in Verzückung
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LANDGRAF, RITTER UND SÃNGER.
Ihr habt's gehört! Sein frevler Mund
tat das Verbrechen schrecklich kund:
er hat der Hölle Lust geteilt,
im Venusberg hat er geweilt!
Entsetzlich!
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