Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
Park
S. 251
Ähnlich wie die nördliche Küste erlebte auch diese Region ihre Blütezeit in vergangenen Jahrhunderten. Geschichtsträchtige Ruinen, das Rufiji-Delta oder die herrlich unberührten weißen Sandstrände des Mnazi Bay-Ruvuma Estuary Marine Park begeistern heute vor allem Individualisten, denn das Gebiet südlich von Kilwa bis nach Mtwara und östlich davon gilt als besonders rückständig: Die Infrastruktur liegt im Argen und die Entwicklung hinkt derjenigen anderer Gebiete weit hinterher. Obwohl die Region am Meer liegt, mit wunderbaren Stränden gesegnet ist und über einen Hafen (Mtwara) verfügt, ist der Durchschnittsverdienst der Einwohner nur rund halb so hoch wie weiter nördlich.
Als Hauptgrund für die Rückständigkeit wird gerne angeführt, dass die Landstriche des Südens im Unabhängigkeitskrieg von Mosambik als Sperrgebiet galten. Doch es spricht vieles dafür, dass vor allem der politische Wille die Entwicklung dieser Region verhinderte. Erst mit dem Amtsantritt des zweiten Präsidenten Benjamin Mkapa, der aus Masasi im tiefsten Süden stammt, wurden die Belange des Südens auf die politische Agenda gesetzt. Sein bescheidenes Vermächtnis verblasst aber bereits wieder.
Bis vor kurzem war die gesamte südliche Region völlig unzugänglich. Erst 2003 wurde die Brücke über den Rufiji River fertiggestellt; seit 2006 wird am Coastal Highway , der Teerstraße zwischen Dar es Salaam und Mtwara, gearbeitet, die 2011 (oder vielleicht doch 2012) fertig sein soll. Seit 2010 verbindet die Unity Bridge Tansania über den Ruvuma River mit Mosambik (Anfahrt über Newala, nicht wie früher Kilambo). Für Overland-Reisende dürfte die künftige Route von Kenia über Tansania nach Mosambik und Südafrika jedenfalls hoch interessant sein, obwohl beide Seiten der Brücke noch meilenweit von Teerstraßen und guter Infrastruktur entfernt sind.
Bis eine nennenswerte Zahl von Touristen die Südroute einschlägt, werden noch viele Jahre ins Land ziehen. Einstweilen wird die Bevölkerung weiterhin von der Agrarwirtschaft leben, die hauptsächlich dem Eigenbedarf dient; als
cash crops in
den Export gehen lediglich Cashew- und Kokosnüsse.
Viel stärker als an der Nordküste ist hier die Swahili-Kultur ausgeprägt. Ein Großteil der Bevölkerung ist moslemisch und tief in den tansanischen Traditionen verwurzelt. Die christlichen Missionare mussten nach intensiven, aber erfolglosen Bemühungen in den vergangenen Jahrhunderten unverrichteter Dinge in andere Landesteile weiterziehen.
Mafia Island
Kokospalmen, wohin das Auge reicht, Cashewnuss-Haine, weiße Sandbänke und die farbenprächtigsten submarinen Korallengärten Tansanias – erstaunlich daher, dass die nur 48 km lange und bis zu 17 km breite Insel Mafia vom Tourismusboom noch nicht voll erfasst wurde. Mit ihrer Beschaulichkeit stellt die Insel einen liebenswürdigen Flecken Tansanias dar, wo als Hauptattraktionen himmlische Ruhe, unverdorbenes Inselleben und Aktivitäten im Wasser, allen voran Tauchen und Schnorcheln, winken.
Geschichte
Das im Mündungsdelta des Rufiji River gelegene und nur 20 km vom tansanischen Festland entfernte Mafia war wie die gesamte Küste in früheren Jahrhunderten ein wichtiger Handelsstützpunkt im Indischen Ozean. Aufgrund der geografischen Nähe weist die Entwicklung Parallelen zu Kilwa, der einstigen Handelsmetropole Rhapta (s. Kilwa, S. 238 ), auf.
Bereits der griechische Astronom und Geograf Claudius Ptolemäus (85–165 n. Chr.), der vermutlich in Ägypten lebte, verzeichnete in seinem Monumentalwerk
Geographia
, einem der ersten Atlanten der Welt, eine Insel namens Menouthesias, von der heute angenommen wird, dass es sich um Mafia handeln könnte. Damals kontrollierten die Sabäer (heute Jemen) von Mocha aus den Handel im Indischen Ozean bis hinunter nach Menouthesias. In dieser Zeit dürfte es bereits die Siedlung Kua auf Juani Island gegeben haben. Als 957 n. Chr., wie in der Kilwa-Chronik verzeichnet, eine persische Familie aus der Stadt Shiraz Kilwa dem ortsansässigen König abkaufte, wurde die Insel Mafia aus strategischen Gründen dem Sultanat Kilwa einverleibt. Aus dieser Zeit stammt die Stadt Kisimani Mafia , von der heute noch überwucherte Relikte zu besichtigen sind. Beiden historischen Handelszentren wird nachgesagt, mit Hilfe von Kilwa einst den Silberhandel aus den Minen von Simbabwe kontrolliert zu haben.
Das persische Königsgeschlecht herrschte auch in den folgenden Jahrhunderten, und seine
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