Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
Arabischlehrerin durch und vagabundierte mit ihren Kindern zwischen mehreren deutschen Städten hin und her, ohne irgendwo heimisch zu werden. Emily Ruete litt unter den gesellschaftlichen Zwängen und der menschlichen Kälte in Deutschland und fand kaum Anschluss. Die beengende Kleidung, das Essen mit Messer und Gabel, die Enge in den Häusern – all das stellte sie vor große Probleme.
Vergeblich versuchte sie, ihre enteigneten Besitzungen auf Sansibar zurückzuerlangen, doch ihr Halbbruder Barghash lehnte jeden Kontakt zu ihr ab. Durch ihre Konvertierung zum Christentum wurde sie als Schande für die Familie betrachtet. Barghash wollte Emily, als sie 1885 und 1888 in Begleitung von deutschen Beamten nach Sansibar reiste, nicht einmal empfangen. Von den deutschen Behörden wurde sie Anfang der 1890er-Jahre wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen, nachdem sie den Behörden jahrelang als Beraterin zur Seite gestanden hatte. Die deutsch-britischen Auseinandersetzungen um Ostafrika hatten sich ja ohne ihr Zutun geklärt.
Mit den Einnahmen aus ihrer Biografie verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt.
Memoiren einer arabischen Prinzessin
(1886), die erste Autobiografie einer Araberin in der Literaturgeschichte, wurde ein beachtlicher Publikumserfolg. In mehreren zeitgenössischen Zeitschriften wurden ausführliche Berichte über sie und ihre authentische Beschreibung des Lebens am Hof gedruckt. 1924 starb Emily in Jena.
Die revolutionäre Prinzessin gilt als einzige wahre Chronistin des sansibarischen Sultanats, was angesichts der Rolle der Frau im Islam besonders bemerkenswert ist.
Nicht nur beim Streifzug durch ihr Geburtshaus, den Mtoni-Palast, wird die Geschichte lebendig. Interessierte sollten sich die „Princess Salme Spice Tour” von Zanzibar Different (s. S. 274 ) nicht entgehen lassen, die sich auf die Suche nach Spuren der Prinzessin begibt.
In der Gizenga Street beginnt ein besonders liebenswürdiger Teil der Altstadt, mit vielen Souvenirgeschäften, der katholischen St. Josephs Cathedral sowie weiter östlich dem farbenfrohen Shiva Shakti Hindu Temple an der Hurumzi Street. Diese Straße, in der heute das 236 Hurumzi (vormals Emerson & Green) steht, weiß viele Geschichten zu erzählen. Als 1873 der Sklavenhandel verboten wurde, weigerten sich die Sklavenbesitzer, ihre Sklaven freizulassen. Die Briten sahen sich daher gezwungen, die Sklaven freizukaufen. In dem heutigen Komforthotel soll ebenjene ausführende Behörde einquartiert gewesen sein. Aus dieser Zeit stammt auch der Name der Straße, der auf den Ausspruch
Huru-Muuze
(„Lass ihn frei!”) zurückzuführen ist.
Mkunazini und Darajani
Im Labyrinth von Mkunazini befinden sich die Hamamni Persian Baths , die aber ohne Führer nicht leicht zu finden sind. Eher wird man zufällig bei einem Streifzug auf die verfallenden Ruinen des einst prächtigen Bades im persischen Stil treffen.
Hamamni kann
als „Ort der Bäder” übersetzt werden. Obwohl Sultan Barghash es als öffentliches Bad vorgesehen hatte, konnten sich nur wohlhabende Menschen die Eintrittsgebühr leisten. Frauen und Männer waren nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich getrennt – die Frauen durften morgens, die Männer abends ein ausgedehntes Bad nehmen. Ursprünglich waren die Bäder noch viel größer, doch nachdem sie geschlossen wurden, nahmen Anrainer einen Teil als Wohnraum ein. Heute sind die Bäder leider unansehnlich geworden, doch mit ein bisschen Fantasie kann man sich vorstellen, wie das soziale Leben der Mittelschicht sich hier, im Vorläufer der heutigen Therme, zugetragen hat. Das Bad ist öffentlich zugänglich, doch zumeist geschlossen. Am besten fragt man einen der Menschen auf der Straße nach dem
caretaker.
Eintritt 5000 TSH/US$3.
Auf dem Weg zum Darajani Market sollte man sich nun in Richtung Südosten halten (freundliche Stadtbewohner werden mit Sicherheit gern den Weg weisen). In der Tharia Street (der Verlängerung der Mkunazini Street), unweit vom Darajani Market, lädt das Zanzibar Coffee House zur Rast bei köstlichem Kaffee und herzhaftem Kuchen ein.tgl. 9–18 Uhr.
In unmittelbarer Nähe zum Coffee House zweigen Gässchen in Richtung Osten (links) ab und führen zum Darajani Market. Der an der Benjamin Mkapa Road gelegene lebendige Markt existiert seit dem frühen 20. Jh. In der überdachten Markthalle, aber auch nebenan bei den dicht gedrängten Marktständen, wird alles verkauft, was die Erde und das Land hergeben: rote Bananen, grüne
Weitere Kostenlose Bücher