Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
zurückgelassen wurden. Ein Besuch lohnt sich, denn man erhält einen komprimierten Überblick über die Geschichte sowie über Kultur, Religion, Wirtschaft und Traditionen des sansibarischen Volkes.tgl. 9–18 Uhr, Eintritt 5000 TSH/US$3.
Allabendlich ab etwa 18 Uhr erlebt der Forodhani Food Market in den gegenüber liegenden Forodhani Gardens, seine Renaissance, selbst während des Ramadan. Ein exotisches Potpourri aus gegrilltem Tintenfisch, Sansibar-Pizza und samtweichem Gewürztee lässt einem nach Einbruch der Dunkelheit das Wasser im Mund zusammenlaufen. In kleinen Garküchen brutzeln
samosas
(dreieckige Teigtaschen mit herzhafter Fleisch- oder Gemüsefüllung),
kachori
(herzhafte Kartoffelbällchen), afrikanische
chapati (eine
Art Crêpe, aber ungesüßt) oder sansibarische Pizzen.
Mishkaki
(gegrillte Fleisch- oder Fischspießchen),
spice tea
(Gewürztee) oder frisch gepresster Zuckerrohrsaft stehen ebenfalls zum Verkauf. Einmal durch die pulsierende Menge zu streifen ist für jeden Stone-Town-Besucher ein Muss. In letzter Zeit häufen sich allerdings die Beschwerden gutgläubiger Reisender über Wucherpreise. Die kleinen Häppchen sollten jeweils nicht mehr als 2000–3000 TSH kosten, egal ob Fisch, Fleisch oder Sansibar-Pizza. Werden für eine Mahlzeit mehr als 10 000 TSH p. P. verlangt, ist eines der Restaurants zu bevorzugen – hier wird man garantiert satter. Vorsicht vor Taschendieben!
Die Swahili-Tür
Eine der augenscheinlichsten Manifestationen der Swahili-Kultur ist die typische, wuchtige und reichhaltig verzierte Tür, deren Tradition heute fast ausschließlich auf Sansibar gepflegt wird. Sie stammt ursprünglich aus Persien und Afghanistan, was Aufzeichnungen aus dem 12. Jh. belegen. Schon in den mittelalterlichen Handelsmetropolen Mombasa und Kilwa verzückte sie die europäischen Reisenden. Doch erst der weit gereiste Sultan Barghash perfektionierte im 19. Jh. dieses Kunsthandwerk bis zu seiner heutigen Form, indem er seine Eindrücke aus einem Indien-Aufenthalt einfließen ließ.
Früher war es üblich, die Tür anzufertigen, bevor mit dem Hausbau begonnen wurde. Sie zeigte demonstrativ, welche soziale Stellung die Bewohner innehatten. Je kunstvoller verarbeitet und größer die Tür war und je wuchtiger das Vorhängeschloss, desto einflussreicher war der Eigentümer des Hauses. Ursprünglich wurden die Türen aus dem termiten- und wasserresistenten Teakholz gefertigt, heute wird hauptsächlich afrikanisches Mahagoni
(mninga)
verwendet.
Eine typische Swahili-Tür hat eine nahezu quadratische Form und besteht aus zwei Flügeln, die in der Mitte von einem senkrechten Balken gestützt werden. Rahmen und Stützbalken sind aufwendig verziert, wobei verschiedene Symbole immer wieder auftauchen: der Fisch und die Wellenlinien, die bedeutende Elemente im Leben der Küstenbewohner darstellen; stilisierte Lotusblumen als Symbol für Fruchtbarkeit und Frieden; die Blätter der Dattelpalme, mit denen Reichtum und Gesundheit assoziiert werden. Eine geschnitzte Kette, die um den gesamten Rahmen führt, soll den Bewohnern Sicherheit bescheren. Weitere Schnitzereien, wie Pfauenaugen, Löwen oder Nelken, symbolisieren einen bestimmten Charakterzug des Hausbesitzers. In den oberen Rahmen wurden häufig Koransprüche eingearbeitet, die das Haus und seine Bewohner segnen sollen. Zusätzlich sind die Türflügel mit hölzernen oder bronzenen Messingbeschlägen und dekorativen Schlössern besetzt, denen man die Kraft zuspricht, Unheil vom Haus abzuhalten.
Laut einem Gesetz von 1960 werden originale Sansibar-Türen von einer Historikerkommission geprüft und mit laufender Nummerierung in ein Register eingetragen. So will man sicherstellen, dass die etwa 1400 noch erhaltenen antiken Türen aus der Sultanszeit nicht aufs Festland oder nach Übersee verkauft werden.
Wo heute kleine Garküchen stehen, dürfte vor 1920 der alte Hafen gelegen haben. Man kann sich vorstellen, welch herrliche Aussicht die Sultansfamilie genoss, wenn bunte Segelschiffe mit fremdartigen Menschen hier anlegten.
Das Old Fort wurde gegen Ende des 18. Jhs. von den Omanis an der Stelle einer alten portugiesischen Kapelle erbaut (weswegen manchmal auch vom Portugiesischen Fort die Rede ist) und fungierte als militärische Schutzanlage. Heute finden hinter den dicken Mauern Konzerte, Theater- oder Tanzaufführungen statt; es gibt Souvenirläden und ein kleines Restaurant mit Bar. Tagsüber kann die Anlage auch von innen besichtigt werden.tgl.
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