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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Balkon hinauf. In seinen Augen schimmerten Tränen. »Aber wo konnte Sir Miles Hilfe finden? Er war ein Held. Wie kann ein Held sich den Zweifeln und dem Selbstekel stellen? Wie kann ein Mann, der getan hat, was er getan hatte, noch an das Versprechen der Erlösung glauben?«
    Julian wischte sich mit der Hand über die Augen, dann ging er zum Tisch und tat Sir Miles’
    Orden wieder in den Lederbeutel. Ich verstaute Lancaster in der Reisetasche und starrte in das Kaminfeuer, auf der Suche nach einem tröstlichen Gedanken.
    »Ich glaube nicht, dass Kit seinen Vater in den Selbstmord getrieben hat«, sagte ich schließlich.
    »Ich glaube, dass Sir Miles schon längst auf dem Weg dorthin war, als Kit ihn mit seiner Vergangenheit konfrontierte. Es ist, wie Sie sagen – Sir Miles trug diese Bilder schon lange mit sich herum. Nicht Kit hat ihn umgebracht, sondern seine Erinnerungen.«
    »Es spielt keine Rolle, was wir glauben«, erwiderte Julian. »Was Kit selbst glaubt, ist entscheidend. Kit macht sich für den Wahnsinn und den Tod seines Vaters verantwortlich. Sir Miles hat seinem Sohn nichts als Verzweiflung hinterlassen.« Er warf den Lederbeutel in die Tasche und zog den Reißverschluss so rasch zu, als wolle er die Orden nie mehr Wiedersehen.
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Gerne hätte ich etwas gesagt, um den Schmerz in Julians Augen zu lindern. »Sir Miles können wir nicht mehr helfen«, sagte ich. »Und Lady Havorford will unsere Hilfe nicht. Aber Kit, dem können wir noch helfen.«
    Er holte tief Luft, richtete sich auf und deutete auf die Türen. »Kommen Sie, liebe Freundin. Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
    »Nach Hause«, murmelte ich. Ein letztes Mal schweifte mein Blick über dieses Juwel von einem Raum, in dem doch in allen Nischen düstere Schatten lauerten. Mein Cottage, mit dem halbherzig aufgehängten Weihnachtsschmuck und dem schiefen Baum hatte noch nie in hellerem Licht gestrahlt.

    Die überwiegende Mehrheit der britischen Bevölkerung hatte sich dafür entschieden, den Schneesturm in der Behaglichkeit des eigenen Heims auszusitzen. Abgesehen von den unvermeidlichen Lkws, einer kleinen Flotte von Räumund Rettungsfahrzeugen und ein paar Dutzend furchtloser Narren wie wir, gab es praktisch keinen Verkehr auf den großen Schnellstraßen.
    Es schneite nicht mehr, dennoch war Paul gezwungen, äußerst vorsichtig zu fahren. Die M 40
    in Richtung Oxford, die aufgrund der Schneemassen nur einspurig befahrbar war, hatte sich in einen gefährlichen Irrgarten verwandelt, wo man jederzeit mit liegen gebliebenen Autos und Anhängern, die sich quergestellt hatten, rechnen musste. Dazu kam ein unvorhersehbarer Wind, der an der Limousine zerrte und, da er so viel Schnee aufwirbelte, die Sicht gelegentlich gegen null reduzierte.
    Julian hatte seit unserem Abschied von Havorford House geschwiegen. Die Trauer, die sich in der Bibliothek auf ihn gesenkt hatte, hing zwischen uns wie ein graues Leichentuch, und ich wusste nicht, wie ich es anheben konnte. Die Fragen, die er gestellt hatte, über gute Menschen und den Krieg, sie schienen nicht beantwortet werden zu können.
    Mit einem Seufzer griff ich nach dem Korb, den uns Miss Kingsley mitgegeben hatte, damit wir nicht verhungerten, falls wir irgendwo stranden würden. Ich fand zwei gebratene Wildhühner, zwei Flaschen Claret und diverse Beilagen, die weitaus appetitlicher aussahen als alles, was ich meinen Gästen würde anbieten können. Will und Rob würden sich vielleicht damit zufriedengeben, an kalten Hühnerschlegeln zu mümmeln, aber ich bezweifelte, dass Bills englische Verwandtschaft so leicht zufriedenzustellen war. Mit einem leisen Stöhnen schaute ich aus dem Fenster und fragte mich, was wohl mein Vater von meinen halbgaren Vorbereitungen halten würde.
    »Machen Sie sich Sorgen wegen Ihrer Party?«, fragte Julian.
    »Ja«, gab ich verlegen zu. Zumindest hatte ich ihn zum Reden gebracht. »Auch wenn das einem recht trivial vorkommt, nach allem, was wir heute erfahren haben.«
    »Weihnachtstraditionen sind nicht trivial«, meinte Julian. »Sie bringen Licht in die dunkle Jahreszeit.«
    »Mir ist gar nicht nach Weihnachten zumute«, sagte ich und schloss den Korb. »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mein Kopf ist noch so voll von den Bildern des Kriegs und des Leids, dass ich es ein bisschen schwer finde, an den Weihnachtsmann zu glauben.« Kaum hatte ich den Satz beendet, als ich das Foto meines Vaters in den Ruinen von Berlin vor mir

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