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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Kindern weiter Gesellschaft zu leisten, doch ich hatte abgelehnt und bat ihn stattdessen, sich zu mir ins Wohnzimmer zu setzen.
    »Teil deine Kräfte gut ein«, riet ich ihm. Wir waren inzwischen per du. »Sonst kann es passieren, dass du schweißnass heimfährst.«
    Er neigte den Kopf. »Ich füge mich der Expertin. Aber es sind wirklich prächtige Kinder. Und ihr habt ein hübsches Zuhause.«
    »Danke.« Nicholas hatte nun schon meine Söhne, meine Kochkünste und mein Häuschen über den grünen Klee gelobt. Falls er versuchte, sich bei mir einzuschmeicheln, war ihm das auf der ganzen Linie gelungen. Ich lud ihn mit einer Geste ein, in Bills Sessel Platz zu nehmen, und kniete mich vor den Kamin, um das Feuer anzuzünden. »Hast du eine eigene Familie?«
    »Außer der, in die ich hineingeboren worden bin? Nein. Keine Frau, keine Verlobte und auch kein heißes Eisen im Feuer. Ich bin ein Single, wie er im Buche steht. Ich habe nicht mal eine Katze.«
    Ich lief rot an. »Ich wollte dich nicht aushorchen«, entschuldigte ich mich. »Ich habe nur deshalb gefragt, weil du so gut mit Will und Rob zurechtkommst.« Mein Blick fiel auf sein Tweedsakko. »Bist du Lehrer?«
    »So was Ähnliches«, sagte er. »Ich unterrichte Selbstverteidigung.«
    Ich blickte seine vernarbten Knöchel an. »Karate? Judo? Etwas dieser Art?«
    »Ich bin klein, aber tödlich.« Er zwinkerte mir schelmisch zu. »Aber im Moment habe ich keine Schüler. Darum habe ich mir gedacht, dass ich mal wieder Tante Lilian besuchen könnte. Ich bin jahrelang nicht mehr in Finch gewesen. Da ich in London lebe, hab ich mir hier ein bisschen Ruhe und Frieden erhofft.«

    »Und stattdessen bist du mitten ins Verbrechen des Jahrhunderts geraten«, scherzte ich, doch Nicholas lachte nicht.
    »Das ist wahrer, als du denkst«, murmelte er.
    »Laut Tante Lilian hat es in Finch kein Verbrechen mehr gegeben, seit im Herbst 1879 ein Schafhirte einen anderen mit dem Knauf seines Hirtenstabs erschlug. Seitdem sind zwar gelegentlich Missgeschicke mit tödlichem Ausgang vorgekommen, aber kein einziger Mord mehr.«
    Ich drehte mich zu ihm um und setzte mich auf die Fersen. »Mrs Hooper ist also wirklich das Verbrechen des Jahrhunderts?«
    »Allerdings. In der Geschichte dieses Dorfs ist es außergewöhnlich ruhig zugegangen.« Er hielt inne. »Bis jetzt.«
    Ich stand auf und machte es mir Nicholas gegenüber in dem überweichen Sessel auf der anderen Seite des Kamins bequem. »Kein Wunder, dass der Pfarrer sich so aufregt. Er muss sich schrecklich fühlen, wenn das erste große Verbrechen seit über hundert Jahren ausgerechnet in seiner Amtszeit verübt wird.«
    »Der Mord war natürlich ein Schock für Onkel Teddy«, gab Nicholas zu. »Aber ich glaube, was ihn noch mehr belastet, ist die Reaktion der Dorfbewohner.«

    »Wie reagieren sie denn darauf?«, fragte ich, obwohl ich es mir bereits denken konnte.
    »Ausgesprochen gleichgültig. Sie scheinen über Mrs Hoopers Tod mühelos hinwegzukommen.«
    »Nicht schade um die alte Schreckschraube«, murmelte ich versonnen.
    »Wie bitte?«
    Ich hob die Stimme. »Das hat mein Kindermädchen gesagt, sinngemäß. Über Mrs Hooper
    …«
    Ich begann, Nicholas zu berichten, was ich über die unglückliche Mrs Hooper erfahren hatte. Dabei zitierte ich Mr Barlows Bemerkungen über Frauen, die überall, wo sie sind, Unfrieden stiften, wiederholte Annelises Andeutungen über üble Gerüchte und schilderte mit zunehmender Empörung die traurigen Folgen von Kits Versuchen, Mrs Hoopers Enkel vor Zephyr zu schützen. Nicholas hörte mir zu, ohne mich zu unterbrechen, ja, er blinzelte kaum, und sein kantiges Gesicht schien vor Konzentration zu erstarren.
    »Mr Barlow hat den Nagel auf den Kopf getroffen«, schloss ich, den Blick auf das Feuer gerichtet. »Mrs Hooper war eine heimtückische Schlange, wie sie im Buche steht. Vorne rum war sie nett und freundlich zu Kit, und bevor er wusste, was los war, hat sie ihm ihren Giftzahn in den Rücken gerammt. Ich wünschte, ich wäre zu Hause gewesen, als das mit den Gerüchten losging. Hätte ich gewusst, was sie im Schilde führte, hätte ich ihr den Hals umgedreht.«
    »Wirklich?«, fragte Nicholas sanft.
    Ich fuhr erschrocken hoch. Dass er auch noch im Zimmer war, hatte ich ganz vergessen »Wie hast du das geschafft?«
    »Bitte?« Er sah mich fragend an.
    »Während ich geredet habe, hast du dich in eine Holzmaske verwandelt. Wie hast du das gemacht? Ist das so eine Art fernöstliche Technik, du

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