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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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diente, konnte sie ihren ganzen Charme rauskehren und sehr überzeugend sein.«
    »Den Pfarrer und seine Frau hat sie jedenfalls um den Finger gewickelt«, bestätigte ich. »Nun ja, die Buntings gelten im Ort viel. Sie haben hohes Ansehen und Einfluss. Aber was hat sie sich davon versprochen, als sie sich an Nell ranmachte?«
    »Rache.« Kit fuhr sich mit der Hand durch das kurze Haar. »Ich hab ihren Enkel nicht auf Zephyr reiten lassen. Sie war mal mit diesem verzogenen Fratz, der genauso breit wie hoch ist, bei mir im Stall und hat verlangt, dass er auf meinem Pferd einen Ausritt machen darf.«
    »Hatte sie noch alle Tassen im Schrank?«, rief ich. »Zephyr hätte den Kleinen doch gleich abgeworfen!«
    »Genau das hab ich Mrs Hooper auch gesagt, und sie schien es auch zu verstehen. Beim Abschied lächelte sie mich honigsüß an und wünschte mir alles erdenklich Gute. Und eine Woche später – an Heiligabend – ist Nell zu mir gekommen und hat mir diese lächerliche Liebeserklärung gemacht. Ich kann mir nur vorstellen, dass das zu ihrer Rache gehörte.« Kit verdrehte stöhnend die Augen gen Himmel. »Wenn das nicht grotesk ist, Lori! Selbst wenn ich an einer Beziehung interessiert wäre – was nicht der Fall ist –, würde ich doch keine mit einem Kind anfangen!«
    »Einem Kind?«, wiederholte ich nachdenklich.
    Nun, dieses Wort wäre mir zu Emma Harris’
    Stieftochter nicht unbedingt als Erstes eingefallen.
    Lady Eleanor Harris war keiner von den üblichen linkischen Backfischen. Sie war groß, geschmeidig und von einer zarten Schönheit wie Eisblumen an einer Fensterscheibe. Ihre Augen hatten die Farbe des mitternächtlichen Himmels, und ihre goldenen Locken schienen selbst an wolkenverhangenen Tagen wie unter Sonnenstrahlen zu leuchten. Sie war anmutig, liebenswürdig, blitzgescheit und selbstsicher genug, um sich jedem Erwachsenen gegenüber behaupten zu können.
    Nell hatte eine offene Art, die sie für das ungeübte Auge kindlich wirken ließ, doch wer sie besser kannte, musste über kurz oder lang einsehen, dass sie reifer war, als ihre Jahre ahnen lie ßen.
    »Um Himmels willen, sie geht doch noch zur Schule!«, ereiferte sich Kit. »Ich würde nie und nimmer …«

    »Du nicht, das weiß ich doch«, beruhigte ich ihn.
    Kit schnitt eine Grimasse. »Und dann schickt sie mir diese Liebesbriefe. Leidenschaftliche. In parfümierten Umschlägen. Peggy schaut mich immer ganz giftig an, wenn ich einen Fuß in ihren Laden setze.«
    »Armer Kit.« Ich gab mir alle Mühe, nicht zu grinsen.
    »Das ist überhaupt nicht lustig!«, schimpfte Kit, der mich durchschaut hatte.
    »Das weiß ich doch, ehrlich.« Ich tätschelte ihm die Hand. »Aber ich fürchte, dir wird nichts anderes übrig bleiben, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Nell wird aus dieser Schwärmerei herauswachsen, das garantiere ich dir.«
    »Und bis dahin?« Kits sanft geschwungener Mund war zu einem Strich zusammengepresst.
    »Ich dachte schon, die Sache wäre im Sande verlaufen, aber diese Woche habe ich drei anonyme Anrufe bekommen. Heute Morgen wollte irgend so ein Arsch wissen, ob er mir dabei helfen kann, junge Stuten einzureiten.«
    »Deswegen also warst du heute so geladen und bist wie ein Irrer den Pouter’s Hill raufgeprescht!«
    »Ich war stinksauer. Dabei bin ich sonst wirklich friedfertig, das weißt du.« Kit senkte die langen Augenlider und holte mit zitternden Nasenflügeln Luft. »Lori«, sagte er dann, »ein Rennstall in Norfolk hat mir eine Stelle angeboten. Ich überlege ernsthaft, ob ich …«
    »Nein!«, fiel ich ihm ins Wort. »Auf keinen Fall!«
    »Aber, Lori …«
    »Du gehst nirgendwo hin, Kit!«, beschied ich ihn streng. »Du liebst Anscombe Manor, du liebst deine Arbeit, du liebst deine Freunde hier, und sie lieben dich. Das alles gibst du doch wegen einer gehässigen Frau und eines liebestollen Mädchens nicht einfach auf!«
    Kit hob hilflos die Arme. »Sonst weiß ich keinen Ausweg mehr.«
    »Du wirst doch für dich selbst einstehen können!«, sagte ich ärgerlich. »Glaubst du, du bist der Erste, der hier ins Gerede gekommen ist?
    Tratsch gedeiht in Finch genauso gut wie Klee.«
    »Aber ein Mann in meiner Stellung …«
    »Glauben denn Emma und Derek, dass du ein Techtelmechtel mit ihrer Tochter hast?«
    »Wäre ich dann noch bei ihnen beschäftigt?«
    »Eben«, sagte ich trocken. »Ich vertraue dir, Bill vertraut dir, und Nells Eltern vertrauen dir.
    Die Einzigen, die dir nicht vertrauen, sind diejenigen,

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