Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
die dich nicht kennen, und die können dich doch samt und sonders gern haben.« Ich schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Einschließlich und insbesondere Peggy Taxman. Soll sie doch in den Fluss springen, wenn ihr was nicht passt!«
    Kits dunkelblaue Augen flackerten, und langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Das würde einen schönen Spritzer geben.«
    Ich verlor den Faden, dann begriff ich und erwiderte sein Grinsen. »Stimmt, da hätte das Wasser nicht mehr viel Platz.«
    Kits Grinsen wurde noch breiter. »Der Anblick würde sich lohnen.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.« Ich berührte ihn am Arm. »Dass du mir bloß nicht noch mal daran denkst, nach Norfolk zu gehen, okay?«
    »Das würde ich im Leben nicht wagen.« Kit sah abrupt auf, als eine Windböe den immer noch herabprasselnden Regen gegen das Fenster über der Spüle peitschte.
    Meine Augen folgten den seinen. »Bis morgen wird der Sturm sich wohl beruhigt haben. Bleib über Nacht hier.«
    »Ich kann nicht.« Kit gab einen müden Seufzer von sich. »Jetzt wo Emma und Derek in Devon sind, ist niemand da, der die Pferde am Morgen versorgt.«
    »Dann rufe ich Annelises Bruder an. Lucca hat doch schon mal geholfen. Er kennt sich mit Pferden aus.« Ich legte meine Hand auf die von Kit.
    »Bleib hier. Ich beziehe dir das Sofa.«
    »Na gut. Ich hab mich ohnehin nicht auf den Heimritt gefreut. Vorhin hat mich die Wut warm gehalten, aber jetzt ist mein Zorn verraucht, warum, das weiß allein der Himmel.« Er wickelte seine langen Finger um die meinen. »Du hast mir gefehlt, Lori. Ich hab dein mitreißendes Lachen vermisst.«
    »Ich hab dich auch vermisst.« Ich drückte seine Hand etwas fester, um ihn aufzumuntern.
    »Und das mit dem Zorn kannst du mir überlassen, Kit. Darin bin ich viel besser als du.«
    »Ich schaue nur noch kurz bei Zephyr rein, und dann sehe ich zu, dass ich früh ins Bett komme.« Kit ließ sich zurücksinken und massierte sich das Gesicht. »Seit Weihnachten hab ich nicht mehr ordentlich geschlafen.«
    Ich bemerkte die dunklen Ringe unter seinen großen Augen. Plötzlich spürte ich den Drang, ihn zu beschützen wie eine Löwin ihre Jungen.
    Kit war so lieb und gut und völlig hilflos. Er hatte Mrs Hoopers Enkel vor Schaden bewahrt, und sie hatte ihm das mit einem hinterhältigen Anschlag auf seinen Ruf vergolten.
    Wäre sie in diesem Moment in meine Küche spaziert, hätte ich nur schwer der Versuchung widerstehen können, nach dem nächsten stumpfen Gegenstand zu greifen.

4
    DER STURM WÜTETE die ganze Nacht lang, doch bei Tagesanbruch hatte er sich ausgetobt.
    Die Sonne stieg über einer glitzernden Welt aus Pfützen und mit Regen benetzten Hecken auf.
    Die Luft war frisch, der Himmel schimmerte blau, und nur noch ein paar verlorene Wolkenfetzen erinnerten daran, dass am Vortag ein Unwetter übers Land gezogen war. Der April in den Cotswolds war alles Mögliche, nur nicht beständig.
    Kit schlummerte noch, als Annelise und ich die Jungen zum Frühstück nach unten brachten.
    Will und Rob waren begeistert und drohten schon, das Sofa zu belagern, doch es gelang mir, sie mit getoastetem Mohnbrot und einem Ausflug zum Schuppen abzulenken, wo ich Zephyr fütterte. Danach beschäftigte ich sie in der Küche mit Brotbacken. Auf keinen Fall sollten sie Kit aus seinem ersten richtigen Schlaf seit Weihnachten reißen.
    Kit war noch immer tot für die Welt, als um halb elf das Schrillen der Türklingel die Ankunft von Lilian Bunting und ihrem Neffen ankündigte. Mit gemischten Gefühlen trottete ich zur Tür.
    Ich konnte nur hoffen, dass der kleine Nicky einigermaßen gut erzogen war. Auf keinen Fall wollte ich, dass er Kits Ruhe störte. Kurz schaute ich ins Wohnzimmer, um einen Blick auf Kits schlummernde Gestalt zu werfen, dann öffnete ich die Vordertür.
    Auf dem mit Steinplatten gefliesten Weg stand mir ein Mann in schwarzem Trenchcoat gegen über. Er war Mitte dreißig, gut einen halben Kopf größer als ich und schmal gebaut. Sein hellbraunes, von leuchtend goldenen Strähnen durchzogenes Haar fiel von einem strengen Mittelscheitel in kräftigen Locken fast bis auf die Schultern hinab, als schämte er sich, seine Ohren zu zeigen, oder als wäre er seiner Hippiejugend immer noch nicht entwachsen. Er hatte ein kantiges und nicht gerade schönes Gesicht mit markantem Kinn und einer Nase, die dem Anschein nach mehr als einmal gebrochen worden war, doch die Augen, eine schimmernde Türkisschattierung, durchwirkt

Weitere Kostenlose Bücher