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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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an. »Willst du damit sagen, dass es verschiedene Grade von Totsein gibt?«
    »Ich will damit sagen, dass die Situation sich ge ändert hat«, erwiderte ich. »Es gab da etwas in Dimitys Vergangenheit, das noch unerledigt war, als sie uns das letzte Mal … besuchte. Deshalb konnte sie nicht in Frieden ruhen. Aber das haben wir vor zwei Jahren in Ordnung gebracht. Es ist vorbei. Sie ist weg.«
    »Vielleicht hat sie etwas Neues«, schlug Emma vor.
    »Sei nicht albern«, sagte ich. »Dimity kann doch nicht einfach vom Diesseits ins Jenseits hin und her flitzen, wie es ihr passt.« Denn wenn sie es könnte, fügte ich in Gedanken hinzu, dann hätte ich schon längst einen sicheren Rat von ihr bekommen, wie ich meine Ehe retten kann. »Es muss auch dafür bestimmte Regeln geben, Emma.«
    »Wenn es die gibt«, sagte Emma trocken, »dann gehe ich jede Wette ein, dass Tante Dimity neue aufstellt.«
    Ich wollte gerade protestieren, blieb aber stumm. Emma hatte Recht. In meiner Beziehung zu Tante Dimity war bisher nichts auch nur annä hernd konventionell gewesen. Zunächst waren wir weder durch Blutsbande noch durch Heirat verbunden, sondern durch ein Freundschaftsband.
    Dimity Westwood war die engste Freundin meiner Mutter gewesen. Die beiden hatten sich während des Krieges in London kennen gelernt und hatten einen lebhaften Briefwechsel geführt, lange nachdem meine Mutter wieder in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt war. Als ich auf die Welt kam, wurde Dimity meine Tante ehrenhalber, und als kurz darauf mein Vater starb, tat sie, was sie konnte, um meiner Mutter die doppelte Last eines gebrochenen Herzens und eines schreienden Babys erträglich zu machen.
    Dimity half immer jemandem. Sie arbeitete mit Kriegerwitwen und Waisen und verwandelte geschickt ein kleines Erbe in ein beachtliches Vermö gen, mit dem sie den Westwood Trust gründete, einen Wohltätigkeitsverein, den es immer noch gab. Dimity hatte sich zu einer Zeit auf dem Finanzmarkt einen Namen gemacht, als Frauen dort noch nicht vertreten waren, und obwohl sie genug Geld verdient hatte, um sich zurückzulehnen und mit anderen reichen Leuten Champagner zu trinken, hatte sie zurückgezogen gelebt und still ihre guten Werke getan.
    Dimity Westwood war weder als Frau noch als Tante oder Millionärin konventionell gewesen, warum also sollte sie nach ihrem Tod ein konventionelles Dasein führen? Sie hatte bereits bewiesen, dass Spuken nichts Unheimliches sein musste. Von ihr kam kein schauriges Heulen im Schornstein, sie manifestierte sich nicht in grünem Nebel und rasselte nicht um Mitternacht mit irgendwelchen Ketten. Wenn Tante Dimity sich aus dem Jenseits mit mir in Verbindung setzen wollte, dann schrieb sie ihre Botschaften in ein blaues Tagebuch, ein unauffälliges kleines Buch mit dunkelblauem Ledereinband.
    Jedes Mal, wenn ich im Haus ankam, nahm ich das blaue Tagebuch vom Regal in der Hoffnung, Tante Dimitys elegante Kursivschrift auf einer der Seiten zu finden, aber meine Hoffnungen waren langsam geschwunden. Ich sagte mir, dass es dumm sei, wenn ich erwartete, wieder von Tante Dimity zu hören, denn die Probleme, die ihren Geist an das Cottage gebunden hatten, waren gelöst – so dachte ich wenigstens.
    Warum sollte sie jetzt zurückkehren? Welche neuen Geschäfte sollten sie veranlassen, sich mit Willis senior auf den Weg zu machen? War er etwa in Schwierigkeiten? Aber in welche Art von Schwierigkeiten konnte ein angesehener fünfundsechzigjähriger Rechtsanwalt geraten, während er ruhig im Sessel saß und ein Buch las?
    Von all den Fragen wurde mir etwas schwindlig.
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Aber das Erste, was mir auffiel, als wir in meine Einfahrt einbogen, war, dass das Auto von Willis senior weg war.

3
    ICH HATTE IN England zwei Autos: einen gebrauchten schwarzen Morris Mini für mich und einen silbergrauen Mercedes für meine Gäste.
    Wenn ich nicht da war, standen beide Autos in der Garage von Mr Barlow, einem Kraftfahrzeugmechaniker im Ruhestand, der sich etwas dazuverdiente, indem er die Dellen und Kratzer, die ich auf meinen Fahrten durch England sammelte, wieder ausbeulte und überlackierte. Mr Barlow hatte an diesem Morgen beide Autos aus Finch in meine Einfahrt gebracht, aber jetzt stand nur der Mini da.
    »Williams Auto ist weg«, bemerkte Emma, als sie neben dem Mini parkte und ihren Motor abstellte.
    »Vielleicht ist er nach Bath zu dem Buchhändler gefahren, von dem Stan ihm erzählt hatte.« Mein Schwiegervater,

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