Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Erwachsene aufzusetzen, und erklärte mir kurz die Funktion.
    Dann reckte er beide Daumen in die Höhe und verschwand nach vorn ins Cockpit.
    Die ganze Kabine vibrierte, sobald die Rotoren sich zu drehen begannen, und kaum stiegen wir in die Luft, sackte mein Magen nach unten.
    Damit das Frühstück blieb, wo es war, umklammerte ich die Armlehnen und holte mehrmals schnell Luft. Gleichzeitig presste ich die Nase ans Fenster, denn ich wollte noch einen letzten Blick auf Bill werfen, bevor wir nach Norden schwenkten und er hinter der hohen Hecke verschwand.
    Will und Rob, die den rasanten Aufstieg unendlich genossen hatten, begannen jetzt, die Namen all der vertrauten Orte herauszukrähen, über die wir hinwegdonnerten: Anscombe Manor, das Haus der Pym-Schwestern, die Kirche St. George’s, die Hodge Farm. Jeder Name rief das Gesicht eines Nachbarn und zahllose Erinnerungen in mir wach. Ich dachte darüber nach, wie nahtlos sich meine Familie in dieses fest verwobene Geflecht des Alltagslebens in unserem winzigen englischen Dorf eingefügt hatte, und erneut schwoll der Zorn auf Abaddon in mir an.
    Mit ein paar bösartigen Mausklicks hatte er uns unser Zuhause geraubt, unser Dorf, unseren Platz in der Welt. Mit Hilfe seiner stärksten Waffe, der Furcht, hatte er unsere Familie auseinandergerissen und Flüchtlinge aus uns gemacht.
    Wenn ich ihn je zu fassen kriegte, das schwor ich mir, würde ich keinen Flammenwerfer brauchen.

    Mein Zorn allein würde genügen, um ihn verglühen zu lassen.
    »Für jeden, der was zwischen die Zähne braucht, gibt’s im Fach über euch ein paar Snacks!«, dröhnte Percys Stimme aus meinem Kopfhörer. »Und speziell für Nachwuchspiloten ausgesuchte Aufmerksamkeiten.«
    Mir selbst war der Appetit gründlich vergangen. Aber weil die Jungs immer Hunger hatten, holte ich zwei knallrote Schachteln aus dem Fach. Ich befürchtete schon, die speziellen Geschenke wären nichts als klebriges Zuckerzeug, das die ohnehin schon überdrehten Fünfjährigen vollkommen überschnappen lassen würde, und war darum umso freudiger überrascht, als ich den Inhalt inspizierte: Bananen, Karotten-Sticks, Cracker mit Erdnussbutter und kleine Fruchtsaftflaschen. Die speziellen Aufmerksamkeiten erwiesen sich als nicht essbar: zwei kleine, aber sehr starke Ferngläser, zwei große Schachteln mit Wachsmalstiften und zwei Zeichenblöcke. Der Anblick der Wachsmalstifte wärmte mir das Herz. Percy mochte ein vielbeschäftigter Mann mit etlichen Eisen in etlichen Feuern sein, aber irgendwie hatte er es fertiggebracht, sich daran zu erinnern, wie gern die Zwillinge malten.
    So ließ ich die Jungs glücklich ihre Snacks knabbern, aus dem Fenster spähen und malen und kehrte an meinen Sitz zurück, um die unter uns vorbeigleitende Landschaft zu betrachten.
    Ich wusste, dass Percy mindestens zwei Güter in Schottland besaß, und versuchte eine Weile lang zu erraten, zu welchem er uns brachte, doch er wechselte die Richtung so oft, dass ich es bald aufgab. Es kam mir so vor, als gäbe sich Percy alle Mühe, unseren Feind in die Irre zu führen.
    Dabei war mir nicht ganz klar, ob die Manöver wirklich notwendig waren – eine beängstigende Vorstellung – oder nur als seine Art von Humor zu verbuchen waren.
    »Percy?«, fragte ich und drückte in der Hoffnung, die Zwillinge auszublenden, einen Schalter.
    »Zu Ihren Diensten, Madam!«, dröhnte es zurück.
    »Können die Jungs uns hören?«
    »Nicht, wenn sie die Kopfhörer nicht aufgesetzt haben«, war die Antwort. »Es sei denn natürlich, du fängst an zu schreien, aber dann bräuchtest du schon das Lungenvolumen einer Opernsängerin, um zu ihnen durchzudringen.
    Die Kopfhörer sind darauf ausgelegt, den Lärm zu minimieren. Wo drückt dich der Schuh, altes Mädchen?«

    »Werden wir verfolgt?« Und hastig fügte ich hinzu, um eine weitere launige Antwort zu verhindern: »Ich meine, von etwas anderem als einem Schwarm Gänse.«
    »Nicht, soweit ich das beurteilen kann«, sagte Percy. »Aber man kann nie wissen. Vorsicht ist besser als Nachsicht, sag ich immer.«
    Ich bezweifelte, dass er jemals irgendwas dergleichen gesagt hatte. Der Percy Pelham, den ich kannte, fuhr schnelle Autos, flog Jets, bestieg steile Berge und bezwang mit Jachten die stürmischsten Meere. Vorsicht war für ihn ein Fremdwort – allerdings schloss ich nicht aus, dass er diesmal uns zuliebe darauf verzichtete, seine Leidenschaft für gefährliche Situationen auszuleben.
    »Wann werden wir landen?«,

Weitere Kostenlose Bücher