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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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kleinen Verneigung.

    Gut , mein liebes Kind , dann ist es jetzt an der Zeit , mir zu verraten , was wirklich in Deinem Kopf vorgegangen ist .
    Schweigend bedachte ich die Frage, dann hob ich den Blick und ließ ihn langsam durchs Zimmer schweifen. Unzählige Stunden hatte ich hier verbracht, seit das Cottage mein Zuhause geworden war. Mit jeder knarzenden Diele war ich aufs Innigste vertraut, mit jeder dunklen Ecke, mit jedem Flüstern des Windes im Kamin. Und während meine Hände über das weiche Leder der Lehne glitten, fiel mir wieder ein, dass ich im selben Sessel gesessen hatte, als ich Tante Dimitys außergewöhnliches Tagebuch zum ersten Mal aufgeschlagen hatte.
    Ich schloss die Augen und trat in der Vorstellung eine Reise durch die anderen Räume an, vorbei an den silbern gerahmten Familienfotos, den Haufen von Stofftieren, der Tafel auf dem Kaminsims im Wohnzimmer mit den vielen darauf gekritzelten Notizen – Erinnerungen an Veranstaltungen und Termine, die mir vor sechs Stunden noch schrecklich wichtig erschienen waren und jetzt jede Bedeutung verloren hatten.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich das mit Tinte befleckte Kissen auf dem Stuhl vor dem Erkerfenster im Wohnzimmer, die Kratzer an den Beinen des Esstischs, die überquellende Wandgarderobe im Flur. Ich sah die Zwillinge unter ihren Steppdecken schlummern, die im Nähclub des Dorfes für sie gefertigt worden waren. Und ich sah Bill, wie er mit kalter Angst in den Augen über ihnen stand.
    »Was wirklich in meinem Kopf vor sich geht?«, wiederholte ich leise und blickte in die flackernden Flammen im Kamin. »Ich werde von jemandem terrorisiert, der meinen Mann, meine Kinder und mich umbringen will. Ich werde gezwungen, dieses Haus zu verlassen, das ich über alles auf der Welt liebe, und habe keine Ahnung, wann ich zurückkommen kann. Bill und den Jungs zuliebe bewahre ich Ruhe, Dimity, aber wenn du wissen willst, wie ich mich in Wahrheit fühle – bitte sehr: Am liebsten würde ich mir das Gesicht schwarz anmalen und in der Dunkelheit draußen mit Machete, Maschinengewehr und Flammenwerfer auf Streife gehen. Am liebsten würde ich diesen üblen Scheißkerl stellen und über den Haufen schießen, ihn abstechen, auf ihm herumtrampeln, ihn in lauter kleine Stücke hacken, ihn abfackeln und die Asche ins Weltall jagen, damit sie mir nicht mehr die Atemluft verpesten kann.« Ich hielt inne, damit mein hämmerndes Herz sich beruhigen konnte. »Ich schätze, man könnte mit einiger Berechtigung sagen, dass ich ein kleines Problem mit Aggressionsbewältigung habe.«
    Im Gegenteil , meine Liebe ! Ich würde sogar sagen , dass Du Deine Wut außerordentlich gut beherrschst . Du hast nicht zufällig einen Flammenwerfer erworben , oder?
    Ich überraschte mich selbst mit einem herzhaften Lachen. »Natürlich nicht, Dimity! Ich hatte gar keine Zeit dazu. Außerdem wüsste ich nicht, wie man mit einem solchen Ding umgeht.«
    Ich bin sicher , dass eine Gebrauchsanweisung beiliegt . Dennoch ist meiner Meinung nach allen besser gedient , wenn Du solche Angelegenheiten den fähigen Händen von Ivan Anton und Chief Superintendent Yarborough überlässt .
    »Genau das habe ich auch vor«, sagte ich.
    »Außerdem habe ich die Absicht, dich mitzunehmen – wohin auch immer.«
    Das möchte ich auch sehr hoffen . Du wirst jemanden brauchen , der Dich vom Amoklaufen abhält . Und Reginald? Du wirst ihn doch nicht zurücklassen , oder?
    Reginald war ein kleiner pinkfarbener Stoffhase mit schwarzen Stoffaugen, herrlichen angestickten Schnurrhaaren und dem Geist eines Traubensaftflecks auf der Nase. Seit frühesten Kindheitstagen war er mein Gefährte und über alles geliebter Freund.
    Als Dimity Reginalds Namen fallen ließ, schweifte mein Blick zu der für ihn reservierten Nische im Bücherregal, von wo er auf mich herabblickte. Seine schwarzen Knopfaugen schienen im flackernden Licht des Kaminfeuers vor Ungeduld zu tanzen, als würde er geradezu darauf brennen, in einen der Koffer im Flur zu springen.
    Ich hatte ihm noch nicht mitgeteilt, dass er zusammen mit dem blauen Tagebuch in meiner Tasche mitreisen würde.
    »Wie könnte ich Reginald zurücklassen?«, rief ich.’
    »Seit meinem zehnten Lebensjahr habe ich ihn nicht mehr zu mir ins Bett genommen, aber wenn Bill in London ist … Wer weiß? Vielleicht fange ich auch wieder an, Daumen zu lutschen.«
    Ich kann mir schlimmere Formen der Stressbewältigung vorstellen .
    »Dimity?«, fragte ich unvermittelt. »Wie bist du

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