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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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fragte ich.
    »Sind wir etwa ungeduldig?«, erwiderte Percy.
    »Nicht ungeduldig, nur neugierig. Bill wollte mir nicht sagen, wohin es geht, weil er befürchtete, ich würde es ausplaudern. Aber weil es hier oben niemanden gibt, bei dem ich mich verplappern könnte, hat er bestimmt nichts dagegen, dass du es mir verrätst. Also komm, Percy, rück raus damit.«
    »Nicht für tausend Goldbarren«, entgegnete er stur. »Ich würde dir ja nur die Überraschung verderben. Und du magst doch Überraschungen, oder, Lori?«
    »Nicht mehr so sehr wie früher. In den letzten vierundzwanzig Stunden habe ich ein paar zu viel erlebt.«
    »Nur Mut, meine Liebe«, sagte Percy munter.
    »Du hast hundertzwanzig Kanäle mit Musik und sonstiger Unterhaltung zur Auswahl. Bedien dich einfach. Die Entspannung wird dir guttun.«
    »Wenn du darauf bestehst«, seufzte ich, und nach einem Blick hinüber zu den Jungs, die in äußerst detaillierte Zeichnungen von Fantasiehelikoptern vertieft waren, folgte ich Sir Percys Rat. Auch wenn ich mir ein bisschen vorkam, als fiedelte ich auf einer Geige, während Rom abbrannte, drückte ich an meinem Gerät alle möglichen Schalter, bis ich einen Schauspieler aus Der Wind in den Weiden vorlesen hörte. Ich lehnte mich in meinem bequemen Sitz zurück und widerlegte meine eigene Voraussage, indem ich auf der Stelle in tiefen und wohltuend ungestörten Schlaf versank.

4
    ALS ICH AUFWACHTE, flogen wir tief über eine große Wasserfläche. Das musste das Meer sein, denn selbst die größten Seen Großbritanniens reichten nicht mit sich endlos heranwälzenden Wellen bis zum Horizont. Ich konnte nur nicht erkennen, ob es die Nordsee oder der Atlantik war.
    Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich fast eine Stunde geschlafen hatte. Will und Rob, die jetzt damit beschäftigt waren, frei nach ihrer Vorstellung Wale, Haie und Kraken zu malen, sahen von ihren Blöcken zu mir auf und grinsten mich fröhlich an. Ich schaltete meinen Anschluss auf Sprechen um – womit ich mit einigem Bedauern eine dramatische Rezitation von Tennysons »Die Attacke der leichten Brigade« abwürgte – und fragte sie, ob ihnen Percy irgendwas über unser Ziel erzählt hatte, während ich geschlafen hatte. Doch bevor sie darauf antworten konnten, funkte Percy dazwischen.
    »Lori, Lori, Lori«, sagte er betrübt. »Horchst du jetzt schon deine Söhne aus? Schäm dich. Und davon abgesehen nützt es dir gar nichts. Ich habe deinem lieben Mann versprochen, unser Ziel geheim zu halten, und geheim wird es auch bleiben.
    Zumindest noch ein paar Minuten lang.«
    »Ein paar Minuten«, wiederholte ich nachdenklich. Seit er Gretna Green erwähnt hatte, kam das einer Andeutung noch am nächsten, wenn es auch zugegebenermaßen nicht allzu hilfreich war. Falls wir nur noch Minuten von unserem Ziel entfernt waren, musste es an einer Küste liegen. Aber da Großbritannien eine Insel ist, standen Küsten in rauen Mengen zur Auswahl.
    Seufzend spähte ich zum Fenster hinaus und grü belte weiter.
    Der Himmel bot sich in einem nebelverhangenen, blassen Blau dar, das Meer dagegen war atemberaubend, eine gekräuselte Fläche aus Aquamarin, durchbrochen von silbrigen Sonnenstrahlen. Ich entdeckte ein kleines Fischerboot, das direkt unter uns auf den glitzernden Wellen trieb, und weiter draußen einen stetig durch die Wogen pflügenden riesigen Öltanker. Erst als Will »Land ahoi!« schrie, löste ich den Blick von dem Tanker und erkannte, dass wir uns einer kleinen Insel näherten.
    »Erinskil«, verkündete Percy durch die Bordanlage. »Das Juwel der schottischen Inseln und meine kleine Heimat fern der Heimat. Eure übrigens auch, bis es wieder Zeit für die Abreise ist.«
    »Die schottischen Inseln!«, rief ich begeistert.
    »Wie schön!«
    »Freut mich, dass du mit unserer Wahl zufrieden bist.«
    Wenn ich mir den Hals verrenkte, um durch die Fenster der Jungs zu schauen, konnte ich in der Ferne eine Gruppe größerer Inseln ausmachen, doch es war schwer abzuschätzen, wie weit sie von Erinskil entfernt sein mochten. Und wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich dahinter eine noch größere Landformation erahnen.
    »Ist das dort hinten rechts die schottische Westküste?«, fragte ich.
    »Richtig«, bestätigte Percy. Und im Singsang eines geübten Fremdenführers fuhr er fort: »Die goldene Insel Erinskil liegt vierzig Meilen westlich vom schottischen Festland; zur nächsten Nachbarinsel sind es zweiunddreißig Meilen. Auf Erinskil leben

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