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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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er ihr Altersgenosse.

    Er hatte nicht nur einen Adelstitel, sondern war auch unsäglich reich. Von seinem Vater hatte Percy ein Vermögen geerbt, das er durch kluge Investitionen in der Öl-und Pharmaindustrie sowie verschiedene Bauprojekte auf der ganzen Welt um ein Hundertfaches vermehrt hatte.
    Wenn jemand in Bills Abwesenheit meinen Söhnen größtmöglichen Schutz bieten konnte, dann Percy.
    Die Jungs stießen ein Jubelgeheul aus, als der große Mann über beide Ohren grinsend auf sie zutrat und sich das zottelige weiße Haar aus dem braunroten Gesicht strich. Sein Copilot, ein unscheinbarer, schlanker junger Mann namens Atkinson, half Ivan Antons Leuten beim Verladen der Koffer, ehe er sich zu uns gesellte.
    »Hallo, Sir Percy! Hallo, Atkinson!«, riefen die Zwillinge. »Werden Sie uns selber fliegen, Sir Percy? Dürfen wir vorne bei Ihnen sitzen?«
    »Ihr sitzt hinten bei mir«, erklärte ich entschieden und bedachte Sir Percy mit einem bedeutungsvollen Blick.
    »Natürlich fliege ich den Hubschrauber, Jungs«, dröhnte er. »Für solche Aufgaben soll man nur den Besten nehmen, sag ich immer. Und ihr müsst unbedingt hinten sitzen. Ich brauch euch doch als Lotsen. Ganz wichtiger Job, wisst ihr. Wir wollen doch nicht aus Versehen in der Wüste von Namibia runterkommen, oder?« Er kauerte sich vor sie und legte jedem eine Hand auf die Schulter. »Würde ja gern bei den Ponys vorbeischauen und durch eure Wälder tigern, meine Herren, aber die Zeit drängt. Seid also liebe Kerle und verabschiedet euch ordentlich von eurem Papa.«
    Ich musste mir die Hand an den Mund drü cken, damit mein Kinn nicht zu zittern anfing, als Bill sich zwischen die Zwillinge kniete. Ich selbst konnte die erzwungene Fröhlichkeit in seiner Stimme hören, als er ihnen sagte, dass sie sich ganz bald wiedersehen würden, und die Jungs merkten es wohl auch.
    »Hab keine Angst, Daddy«, sagte Rob und tätschelte ihm die Schulter. »Sir Percy wird gut auf uns aufpassen.«
    Will nickte zustimmend. »Wenn der böse Mann in die Nähe kommt, wird Sir Percy ihn fressen.«
    »Mit Senf und Essig«, bestätigte Percy. »Lauft schon mal los, Jungs. Atkinson sorgt dafür, dass ihr es auf euren Sitzen bequem habt.« Er wartete, bis die Zwillinge weit genug entfernt waren, dann wandte er sich in ungewohnt nüchternem Ton an Bill. »Kindermund tut Wahrheit kund, hm? Aber sie haben recht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Solange sie bei mir ist, ist deine Familie die meine. Wenn es sein muss, werde ich sie mit meinem Leben verteidigen.«
    »Das weiß ich, Percy.« Bill ergriff die Pranke des großen Mannes, mit dem wir per Du waren, seit sich unsere Freundschaft mehr und mehr gefestigt hatte. »Danke.«
    »Nicht der Rede wert. Ich wollte schon immer mal eine schöne Frau gen Norden entführen.
    Aber leider werden wir keine Zeit haben, in Gretna Green einen Zwischenstopp einzulegen.
    Na ja, ist vielleicht ganz gut so, nachdem die fragliche Dame bereits glücklich verheiratet ist.«
    Percy zwinkerte mir zu, dann packte er meine Reisetasche und ging auf den Hubschrauber zu.
    »Gretna Green«, murmelte ich nachdenklich.
    »Bringt Percy uns etwa nach Schottland?«
    »Meine Lippen sind versiegelt«, sagte Bill.
    Wir standen einander gegenüber. Plötzlich wirkte Bill unbeholfen und verlegen. »Äh …«, begann er.
    »Hör zu«, unterbrach ich ihn eilig. »Ich weiß, was wir gestern Nacht über Leute gesagt haben, die sich beim Abschied aneinanderklammern wie Idioten, die’s nötig haben, aber ich finde nicht, dass es schlimm wäre, wenn wir uns einen Moment lang festhalten würden wie ein Ehepaar, das sich gern hat – du etwa? Nur für eine Minute?«
    »Nur für eine Minute«, sagte Bill, und wir fielen uns in die Arme.
    Die Minute dauerte etwas länger als die üblichen sechzig Sekunden, und danach war Bills Hemd an der Brust ein bisschen feuchter, wenn auch nur ein kleines bisschen. Nach einem flüchtigen Kuss und einem zaghaften Lächeln lief ich in der Gewissheit zum Hubschrauber, dass ich zusammenbrechen würde, wenn ich mich nicht beherrschte.
    Percy hieß mich an Bord willkommen und brachte mich zu meinem Sitz. Nur durch einen schmalen Gang von mir getrennt, saßen die Zwillinge festgeschnallt auf ihren Plätzen und brannten schon darauf loszufliegen. In weiser Voraussicht hatte Percy jedem einen Kopfhörer mit Mikrofon übergestülpt, damit sie sich während des Flugs mit ihm und Atkinson verständigen konnten. Mir half er, ein Set für

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