Tante Inge haut ab
kümmern. Da hat Heinz recht.«
»Jetzt ist aber Schluss!« Walter war blass geworden. Und ärgerlich. »Es wird keine Scheidung geben! Ich kriege das schon hin. Und diese Renate ist doch knallverrückt. Und rote Haare mochte ich noch nie.«
»Die sind doch nicht echt«, versuchte Kalli ihn zu beruhigen, »die färben doch heute alle.«
In diesem Moment erreichten sie das kleine, alte Haus, das sich in den Sand duckte. Ein Fenster war gekippt. Heinz sah zu Walter und fragte: »Und jetzt? Sollen wir ihm erst mal sagen, dass Inge zu alt für ihn ist? Oder dass sie nicht wohlhabend ist? Oder was?«
Walter hob trotzig sein Kinn und ging auf die Eingangstür zu. Die beiden anderen folgten in kleinem Abstand. Walter drückte entschlossen auf den Klingelknopf. Als nichts passierte, drückte er noch mal. So lang, bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Ein verschlafen wirkender Mann stand vor ihnen. Walter musterte ihn interessiert.
»Sind Sie Mark Kampmann?«
Unsicher sah der Mann von einem zum anderen. Er räusperte sich.
»Ja, wieso?«
Walter holte aus und schlug zu. Inge ließ den Brief sinken und wischte sich über die Augen.
»Entschuldigung«, sagte sie mit rauer Stimme, aber im Moment kann ich gar nichts sagen.«
»Das müssen Sie auch nicht«, antwortete Peter Sörensen, »den Rest erzähle ich Ihnen. Dass es einen Zusammenhang zwischen der Verwaltungsgesellschaft und Mark Kampmann gibt, vermuten wir schon länger. Ich habe in den letzten beiden Jahren drei Fälle gehabt, bei denen sowohl Kampmann als auch Guido Schneider eine Rolle gespielt haben. Ich unterliege der Schweigepflicht, aber es gibt bereits Ermittlungen.«
»Das wissen wir«, warf Christine ein, »meine Tante hatte schon Besuch von einem Herrn Martensen von der Kripo. Aber was sollten Sie meiner Tante noch erzählen? Was meinte Anna Nissen?«
Er wandte sich an Inge, die sich wieder gefasst hatte. »Peer war auch mein Vater und Sinje meine Halbschwester.«
»Was?« Inge riss die Augen auf.
Peter Sörensen lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Mein Vater hatte vor ungefähr zehn Jahren einen Herzinfarkt. Ganz plötzlich, ohne Vorwarnung. Als er in der Klinik wieder zu sich kam, fragte er immer nach einer Anna. Meine Mutter, die ein Jahr zuvor gestorben war, hieß aber Marianne. Als es ihm etwas besser ging, habe ich ihn gefragt. Er gab mir einen Schließfachschlüssel. In diesem Bankfach hatte er alles gesammelt, was mit Anna Nissen zu tun hatte. Und mit ihrer Tochter. Zwei Wochen später starb er.« Christine seufzte und sah ihn mitfühlend an. >*Das tut mir leid. Und was haben Sie dann gemacht?«
»Ich habe Anna Nissen angerufen. Und sie danach besucht. In den letzten zehn Jahren haben wir uns oft gesehen. Sie war eine tolle Frau.«
Inge schüttelte verwundert den Kopf. »Anna hat nie von Ihnen gesprochen.«
»Sie hat auch nie mit jemandem über meinen Vater gesprochen. Das war ihr Geheimnis. Und da gehörte ich dazu. Aber wenigstens hat sie mir im letzten Sommer die Unterlagen zu ihrem Haus gegeben, womit wir wieder beim Thema wären. Ich habe auch ihr letztes Testament beglaubigt und beim Nachlassgericht eingereicht. Sie sind damit die rechtmäßige Besitzerin des Hauses.«
»Und was ist mit dem zweiten Testament?«, fragte Inge. »Beim Gericht in Niebüll hat man mir doch gesagt, es gäbe noch ein anderes.«
»Ja«, antwortete Sörensen, »deshalb hat das Gericht auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Das geht jetzt seinen Gang.«
Johann verschränkte seine Arme vor der Brust. »Und was passiert mit Kampmann? Und diesem Schneider?«
»Wie gesagt, die Ermittlungen laufen. Viel mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Das Problem ist, dass Kampmann untergetaucht ist. Das hat mir Martensen gestern erzählt. Die Büros der Verwaltungsgesellschaft haben sie gestern Abend durchsucht. Und wohl auch einiges sichergestellt.«
»Also ist meine Tante jetzt wirklich Hausbesitzerin?« Christine griff nach Inges Hand. Sie war ganz kalt.
Der Anwalt nickte. »Davon können Sie ausgehen.«
Inge sah erst ihn, dann Christine, dann Johann an. »Mir ist ganz übel. Ich rufe jetzt Walter an. Der soll ja schließlich mit einziehen.«
Sie suchte in ihrer Tasche nach dem Handy und tippte ihre PIN-Nummer ein. Während sie auf die Freigabe wartete, lächelte sie in die Runde.
»Der wird umfallen. Aber ich habe mir schon genau überlegt, wie ich ihm meine Umzugspläne schmackhaft mache.«
Sie begann, seine Nummer einzugeben. In diesem Moment blinkte
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