Tante Inge haut ab
zu.
»Guten Tag«, sagte sie, »mein Name ist Inge Müller, Herr Sörensen erwartet uns.«
Bei ihren letzten Worten öffnete sich schon eine gepolsterte Tür, aus der ein etwa sechzigjähriger grauhaariger Mann im braunen Anzug trat. Erleichtert lächelnd kam er ihr mit ausgestreckter Hand entgegen.
»Das ist ja wunderbar. Frau Müller, es freut mich, Sie endlich hier zu sehen. Mein Name ist Peter Sörensen. Frau Schmidt, Herr Thiess, kommen Sie doch gleich mit durch.«
Er führte sie in sein Büro, wo sie an einem Besprechungstisch Platz nahmen. Inge setzte sich zwischen Johann und Christine und legte die Kopie des Testaments auf den Tisch. Sörensen warf nur einen kurzen Blick darauf und nickte zufrieden. Als er wieder aufschaute, schoss Inge durch den Sinn, dass ihr irgendwas an ihm bekannt vorkam. Verwirrt schüttelte sie den Kopf und begann dann mithülfe ihrer Notizen zu sprechen.
Peter Sörensen hatte ruhig zugehört, nur einmal wurden sie durch eine Sekretärin unterbrochen, die einen Aktenordner brachte. Als Inge geendet hatte, räusperte er sich.
»Ja, Frau Müller, dann versuchen wir mal, Licht ins Dunkel zu bringen. Zunächst habe ich hier noch einen Brief an Sie. Frau Nissen hat verfügt, dass ich dieses Schreiben für Sie verwahre und Sie es in meinem Beisein lesen. Soweit ich weiß, wird nämlich darin alles erklärt.« Er schaute sie ernst an. Dann klappte er den Aktenordner auf und entnahm ihm einen weißen Umschlag, den er Inge reichte. Mit zitternden Fingern öffnete sie ihn. Als sie Annas schöne Handschrift erkannte, atmete sie tief durch, blickte kurz zu Johann und Christine und begann zu lesen. •
Als Letztes schnitt Renate Gurken in kleine Würfel. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Sie hielt kurz inne und lauschte auf Geräusche von oben. Jetzt tat sich was, sie hörte die Wasserspülung, dann Schritte auf der Treppe. Renate bückte sich und blickte in die Backofentür. Die Frisur saß. Sie nahm sich das letzte Stück Gurke vor.
»Ach, Renate.« Heinz blieb erstaunt in der Küchentür stehen. »Sie sind ja noch da.«
Lächelnd drehte sie sich um. »Ich habe doch gesagt, dass ich Ihnen helfe. Sehen Sie, ich habe einen Kartoffelsalat gemacht, und einen Nudelsalat, jetzt bereite ich noch einen bunten Gartensalat zu, und danach kümmere ich mich um den Nachtisch. Haben Sie einen besonderen Wunsch?«
»Äh, nein ...« Heinz machte Platz für Kalli, der hinter ihm die Treppe heruntergekommen war. »Da weiß ich jetzt nichts. Na, Kalli, ausgeschlafen?«
Kalli betrachtete mit entsetzten Augen die voll gestapelten Arbeitsplatten.
»So viel Schnaps war das doch gar nicht.« Er nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und machte auf dem Absatz kehrt. »Ich würde da nicht reingehen«, warnte er den entgegenkommenden Walter, »wenn du Durst hast, kann ich dir auch was von meiner Flasche abgeben.«
Natürlich ging Walter weiter. Beim Betreten der Küche zuckte er zusammen. »Wie sieht das hier denn aus? Ist hier was explodiert?«
Renate kicherte und zwinkerte ihm zu. »Walter, Sie sind wirklich witzig. Haben Sie gut geschlafen? Soll ich Ihnen einen Kaffee kochen?«
Heinz sah Walter ratlos an. Der hob zwei Schüsseln von einem Stuhl und ließ sich mit ihnen auf die freie Sitzfläche sinken.
»Nein, danke. Wir müssen gleich los. Und Sie ...«
Renate nahm ihm die Schüsseln ab, wobei sie unauffällig seinen Arm streifte.
»Walter, das ist sehr nett, aber Sie müssen sich um mich keine Gedanken machen. Sehen Sie, ich habe hier noch genug zu tun. Und wenn Sie zurückkommen, ist alles aufgeräumt und fertig vorbereitet für unser großes Grillfest.« Mit einem Augenaufschlag drehte sie sich zurück zur Arbeitsplatte und den Gurkenwürfeln.
Heinz trat nervös von einem Bein aufs andere. »Aber Sie können doch nicht alleine hierbleiben.«
»Warum nicht?« Mit zwei Handgriffen steckte Renate ein paar Haarsträhnen zurück. »Es ist ja lieb, dass Sie sich alle so Gedanken machen, aber ich lebe allein«, sie sah Walter durchdringend an, »und kann mich ganz gut selbst beschäftigen. Wenn ich hier alles erledigt habe, lege ich mich in den Garten. Es ist ja so schönes Wetter.«
Heinz hob resigniert die Schultern. »Na gut. Wir müssen jetzt los. Ich hole meine Jacke.«
Mit schweren Schritten verließ er die Küche. Walter wollte ihm folgen, Renate erwischte ihn noch am Arm.
»Walter«, sagte sie mit schmeichelnder Stimme, »wenn Sie später noch mal reden möchten, also über
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