Tanz auf dem Regenbogen
exhibitionistischen, autoerotischen Katze zuzuschauen. Ich will leben! Ich will malen!«
Die Katze antwortete nicht. Sie hatte eine gute Kinderstube. Sie sprach nicht mit vollem Mund.
Dieses unerfreuliche, zugleich jedoch merkwürdig fesselnde Schauspiel wurde plötzlich durch das unaufhörliche Klingeln der zwei roten Telefone zu beiden Seiten meines staubigen, desorganisierten Schreibtisches unterbrochen. Ich ging rüber und nahm den linken Hörer ab. Stephanie rief aus Nassau an.
»Was machst du so, Arschloch?« fragte sie.
»Das willst du nicht wirklich wissen«, sagte ich.
»Stimmt«, sagte Stephanie, »ich vermisse Baby Savannah.«
»Was ist mit Pyramus und Thisbe? Machst du dir keine Sorgen, daß diese offensichtliche Demonstration elterlicher Bevorzugung tiefgehende Ängste, ganz zu schweigen von Geschwisterrivalitäten und unterdrückter Feindseligkeit seitens der beiden älteren Mädchen, dir und deiner jüngsten vierbeinigen Gefährtin gegenüber, hervorrufen könnte?«
»Was machst du, Friedman?«
»Ich versuche vergeblich, ein Kinderfeuerzeug anzumachen, das vermutlich problemlos von jedem gestörten Kind aus einem Stephen King Roman bedient werden könnte.«
»Du meinst ein kindersicheres Feuerzeug.«
»Kommt drauf an, wie schrecklich deine Kindheit war.«
»Meine war sehr glücklich.«
»Du weißt ja, daß eine glückliche Kindheit die schlechtmöglichste Vorbereitung auf das spätere Leben sein soll.«
»Friedman, du verbringst meiner Meinung nach viel zuviel Zeit allein in deinem staubigen alten Loft mit dieser kranken Katze.«
»Möglich.«
»Warum gehst du nicht aus und machst was Hübsches mit ein paar Freunden.«
»Ich habe keine Freunde.«
»Stimmt auch wieder.«
»Alle Village Irregulars sind unterwegs und ich sitze hier…«
»… und bemitleidest dich selbst.«
»Nein. Wenn du wirklich wissen willst, was ich mache…«
»Du gießt Flüssigdünger auf deinen Schwanz.«
»Tatsächlich beobachte ich die Katze dabei, wie sie ihre Vagina leckt.«
»Friedman, ich warne dich!«
»Das ist wirklich ganz groß, du kannst jedes ordinäre, skatologische Wort, das dir einfällt, sagen und ich kann noch nicht mal erzählen, was sich hier wahrheitsgemäß abspielt.«
»Das sind die Regeln, Arschloch. Wenn dir das nicht paßt, kannst du einpacken und nach Hause gehen.«
»Ich habe kein Zuhause.«
»Das ist ein Teil deines Problems. Glaubst du, du könntest kurz über jemand anderen als dich sprechen? Wo sind deine sogenannten Freunde hin verschwunden?«
»Trenne nie ein Fragewort in der Mitte.«
»Wo sind deine sogenannten Freunde hin verschwunden, Sittichschwanz?«
»Ratso ist in Montauk«, sagte ich düster.
»Hervorragend!« zwitscherte Stephanie. »Vielleicht beißt ihm der Weiße Hai den Schwanz ab.«
»Chinga ist unten in Miami.«
»Hoffentlich verwechselt man ihn mit einem deutschen Touristen.«
»Rambam ist in Israel.«
»Probiert er Jarmulken oder treibt er es mit Kamelen?«
»Hat er nicht gesagt.«
»Dann macht er es wahrscheinlich mit Kamelen. Was ist mit McGovern? Der ist der einzige von deinen Freunden, den ich mag. Er ist wenigstens ein Mensch.«
»Das liegt daran, daß er kein Jude ist. Er ist übrigens in Hawaii, wo er Rezepte für sein neues Kochbuch sammelt.«
»Wie soll sein Kochbuch heißen?«
»Eat, Drink, and Be Kinky.«
»Du verarschst mich.«
»Wieso, was stimmt mit dem Titel nicht? Ich mag ihn irgendwie.«
»Natürlich magst du ihn. Er handelt von dir.«
»Nicht nur von mir. Jeder, von Joseph Heller bis Dwight Yoakam, stellt McGovern ein Rezept zur Verfügung. Er hat sogar gesagt, daß er auch eins von dir bekommt.«
»Richtig.«
»Wie heißt das Gericht?«
»Schwanzeintopf.«
»Ist es koscher?«
»Friedman, denk mal einen Moment nach. Ist Hawaii nicht lächerlich weit weg, um dort dämliche Rezepte zu sammeln?«
»McGovern ist nicht nur kein Jude, er ist auch kein Pragmatiker. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.«
»Du mußt aus diesem Loft raus. Hast du keine anderen Freunde?«
»Imus ist in New Mexico und arbeitet auf seiner Ranch für krebskranke Kinder, Joel Siegel hat ein Kleinkind geheiratet, Mick Brennan ist bei einem Photoshooting. Sogar Winnie Katz ist, dem Lärm nach zu urteilen, beschäftigt. Meine anderen Freunde sind tot.«
»Sie sind wahrscheinlich eingeschlafen, weil sie es leid waren dir zuzuhören, wie du über dich sprichst.«
»Wie ich es leid bin, der Katze dabei zuzuschauen, wie sie ihre Vagina leckt.«
Das
Weitere Kostenlose Bücher