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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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immer. Wie alles im Universum Teil eines größeren Ganzen ist, waren auch sie an dieselbe Leitung angeschlossen. Ich nahm den linken Hörer ab.
    »Schieß los«, sagte ich.
    »Aloha«, sagte eine liebe, vertraute Stimme. »Ich glaube, wir haben ein kleines Problem.«
    Die Stimme gehörte meinem alten Freund Willi Hoover, einem ehemaligen Bienenzüchter. Hoover arbeitete im Moment als Kolumnist für den Honolulu Advertiser, und ich konnte mich plötzlich dunkel daran erinnern, daß er zur Zeit das Pech hatte, McGovern als Hauspest auf Hawaii zu beherbergen.
    »Laß mich raten«, sagte ich. »McGovern hat sich voll laufen lassen und versucht, Cari zu vögeln?« Cari war Hoovers Freundin. Sie war im Hawaiianischen Gefängnissystem als Spezialistin für Streßmanagement angestellt.
    »Leider nein«, sagte Hoover.
    »McGovern hat sich voll laufen lassen und versucht, dich zu vögeln?«
    »Leider nein.«
    »Jesus«, sagte ich, »was hat er gemacht? Vor dem Pearl Harbor Memorial masturbiert?«
    »Leider nein«, sagte Hoover. »Laß mich von vorn anfangen.«
    Mit einem leichten Schaudern zündete ich mir eine neue Zigarre an und lehnte mich zurück, um Hoovers journalistischer Berichterstattung über McGoverns Abenteuer als seine Hauspest zu lauschen. McGoverns Heldentaten waren der Stoff, aus dem Legenden sind, es bedurfte also einer dicken Story, um mich zu überraschen. Nichtsdestotrotz fühlte ich einen leichten Knoten im Darm als ich die Spur von Besorgnis heraushörte, die in Hoovers wie immer fatalistisch klingender Stimme mitschwang.
    »Letzte Nacht sind wir ein bißchen in Waikiki herumspaziert und ich hab McGovern die Statue von Duke Kahanamoku, dem Vater des modernen Surfens, gezeigt. Die Statue ist ungefähr drei Meter hoch und auf einer Plakette steht »Originalgröße«, aber das bezieht sich lediglich auf das Surfboard des Duke, das fast fünf Meter lang war. Die meisten Touristen wußten gar nicht, wer der Duke war, also habe ich immer wieder Kolumnen über ihn und seine Statue geschrieben und schließlich haben sie noch eine Plakette angebracht, auf der steht, wer er ist, und die Touristen haben nicht länger geglaubt, er wäre Jolly Green Giant oder Darth Vader oder so. Egal, das letzte Mal, als ich McGovern sah, war es fast Mitternacht und er stand nur da und starrte die Statue an.«
    »Du willst sagen, er hat den McGovern-patentierten polnischen Abgang aus der Trickkiste gezogen?«
    »Ich weiß noch, daß ich gedacht habe, ›Oh Gott, der Typ ist fast so lang wie das Surfboard des Duke‹, dann war ich wahrscheinlich kurz abgelenkt und als ich das nächste Mal hinsah, war er verschwunden.«
    »Das ist so ziemlich das Verrückteste an McGovern«, sagte ich. »Er ist der größte Mensch, den ich kenne, und er spaziert davon wie ein kleines Kind. Er hat das schon hunderttausend Mal gemacht, aber er kommt immer zurück.«
    »Aber das ist noch nicht alles«, sagte Hoover. »Ich habe mich detektivisch betätigt und bin seinen Fußspuren runter zum Strand gefolgt, was nicht allzu schwer war, da auch sie ungefähr so groß sind, wie das Surfboard des Dukes. Sie gingen bis ziemlich nah ans Meer und waren dann einfach verschwunden. Alles was noch da lag, war sein kleines Notizbuch. Irgendein Rezeptbuch, an dem er offensichtlich arbeitet.«
    »Eat, Drink and Be Kinky?«
    »Woher weißt du das, Kinkyhead?«
    »Ich lebe davon, solche Dinge zu wissen, Hoover.«
    »O.k. ich sage ja nur, daß ich mir Sorgen um den Jungen mache. Mir ist noch nie eine Hauspest abhanden gekommen und das soll auch so bleiben. Er ist nicht wieder aufgetaucht und er hat auch nicht angerufen.«
    »Entspann dich, Hoover. Er taucht dann wieder auf, wenn du es am wenigsten erwartest.«
    »In Ordnung«, sagte Hoover, »so lange es nicht mitten im Pazifischen Ozean ist.«

 
    4
     
     
     
    Man sollte seine Zeit nicht darauf verwenden, sich zuviel Sorgen um so kindliche Geschöpfe wie McGovern zu machen. Sie gehen, wohin sie gehen wollen, und tun, was sie tun wollen. McGovern hat sich mal die Haare gestriegelt, bevor er ein Rennpferd besuchte. Als ihn in New York ein japanischer Tourist nach dem Weg zum World Trade Center fragte, sagte McGovern: »Ihr habt doch auch Pearl Harbor gefunden.« McGovern war unberechenbar, sprunghaft, stur, neugierig, intelligent, freundlich und weit gereist, aber trotzdem auf merkwürdige Weise unschuldig und naiv, was die Welt und wie sie funktionierte anbelangte. All das zusammen ergab eine relativ komplexe,

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