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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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genug, Pyramus zu verlieren«, jammerte Stephanie. »Aber Pyramus war alt. Baby ist noch ein Baby!«
    Was den Vorsprung anbelangte, der sah so desolat aus wie die im Regen liegenden Pom-Poms eines toten Cheerleaders. Soweit ich das sagen konnte, war das Spiel verloren. Baby selbst war gerade mal so groß wie ein Pom-Pom, aber während es in einer Welt, in der Sieg und Schönheit alles bedeuten, immer jede Menge Pom-Poms geben würde, gab es nur ein Baby. Ich bezweifelte allerdings, daß Baby in späteren Jahren Cheerleader geworden wäre. Jetzt würde sie noch nicht mal schwarze Bändchen anläßlich meiner Beerdigung tragen.
    Gerade als ich diesen hübsch morbiden Gedanken reflektierte, hörte ich es. Ich hatte es vorher nicht hören können, weil es buchstäblich unter den Klangwellen, die vom Wasserfall selbst kamen, unterging. Aber je näher ich zu dem Vorsprung kam, desto deutlicher wurde es. Ein deutliches saugendes Geräusch, wie Ross Perot, der jedermanns Hoffnungen und Träume für die Zukunft wegsaugt. Unter dem Vorsprung verbarg sich eine alte Lavaröhre, in deren dunkles Inneres das Wasser so schnell hineinfloß, daß Baby, sollte sie hier herunter gesaugt worden sein, wahrscheinlich nur Zeit für ein oder zwei markerschütternde Jauler gehabt hätte, bevor sie das Meer erreichte. Allerdings war das Loch unter dem Vorsprung die einzige Möglichkeit, wie sie so schnell und unerklärlich hatte verschwinden können. Das war eine schlechte Nachricht für Stephanie. Alles was durch dieses Loch gesaugt wurde, konnte man mit Sicherheit abschreiben.
    Warum ich das tat, was ich als nächstes tat, kann mir vermutlich nur Woody Aliens Seelenklempner verraten. Vielleicht brauchen wir alle mal den Glauben an eine verlorene Sache. Vielleicht war es auch nur das fehlgeleitete Bemühen, all die kleinen Dinge im Leben und in der Liebe zu retten, die nicht gerettet werden konnten. Vielleicht war es auch etwas so Phantasieloses wie mein Wunsch, einmal als Held dazustehen. Was auch immer es war, ich rief Rambam irgendetwas wie »Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, treffen wir uns bei Willie Nelson auf Maui« zu. Dann kroch ich in das Loch und sofort nahm mich das Wasser mit wie auf einer Wasserbahn in einem Vergnügungspark in der Hölle.
    Der Lavatunnel war dunkel und zur Hälfte mit ziemlich kaltem, schnell fließenden Wasser voll. Er war so groß, daß ein Mensch durchpaßte und natürlich mit Sicherheit ein kleiner Hund, aber selbst wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre, hätte sein Durchmesser nicht ausgereicht, um mich umzudrehen und zurückzugehen. Ich weiß nicht, wie lange ich durch den verfluchten Eileiter der Mutter Erde glitt, aber schließlich schien er schräg nach oben auszulaufen und endete in einer Kammer mit ruhigem Wasser, die vom Mondlicht erhellt wurde, das durch einen kleinen Riß in der Decke schien. Wie ein Rückläufer der Evolution verließ ich das Wasser und betrat eine große unterirdische Höhle mit einigen Löchern in der Decke, die das Mondlicht hereinließen. Leider gab es nirgendwo eine Spur von Baby. Der Ort war so still wie ein Grab, was auch nicht weiter verwunderlich war, denn ich hatte jeden Grund zu der Annahme, daß es sich exakt um ein solches handelte.
    Zahllose in Rinde eingewickelte Knochenbündel lehnten gegen die dunklen Wände der Begräbniskammer. Riesige Walzähne hingen von der Decke herab an etwas, das aussah wie geflochtenes Menschenhaar. Hier lagen Umhänge, Leis, Gewänder, Trommeln und Helme, die das Bishop Museum wie eine Tauschbörse aussehen ließen. Es gab Schwerter, die aus Haifischzähnen gemacht waren und Speerspitzen, die mit ziemlicher Sicherheit aus menschlichen Knochen geschnitzt waren. An diesem geheimen, lang vergessenen Ort, dachte ich, lebt die Geschichte der hawaiianischen Rasse fort.
    In einem anderen Teil der Grabkammer konnte man ein großes Rennkanu bewundern, das aus äußerst seltenem Koa-Holz wunderschön geschnitzt war, eine Holzart, die heutzutage auf Hawaii nicht mehr verarbeitet werden darf, da der Baum, wie vieles andere der einheimischen Kultur, fast ausgestorben ist. Im Kanu befanden sich drei Skelette in vorbildlicher Ruderposition. Ich war gerade dabei, das makabre Spektakel zu verarbeiten, als eine Stimme sehr dicht an meinem Ohr mich fast dazu brachte, King Kamehameha auf den Schoß zu hüpfen.
    »Ich schätze, sie haben das Rennen verloren«, sagte Rambam verschmitzt lächelnd.
    »Wenn ich wüßte, was ich hier zu

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