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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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Tempels.
    Manchmal ist das alles, was noch übrig bleibt. Mittlerweile waren wir in Rufweite des Wasserfalls, aber niemandem war nach Rufen zumute. Nur Hoover hatte Carline gekannt, aber wir alle hatten McGovern gekannt und geliebt. Darum waren wir hier im fleckigen Mondlicht auf dem Weg durch das Tal des Todes auf einer selbst erfundenen düsteren Geisterprozession. Denn im Himmel einer jeden Freundschaft und Liebe gibt es kleine Fahrscheine in die Hölle, die wie Konfetti von den Sternen fallen. Am Anfang sieht man sie nie. Man bekommt erst einen, wenn die Freundschaft oder die Liebe vorbei ist.
    Es war kurz nach Cinderellazeit, als kühle, ungreifbare Dunstschleier wie feine Spinnennetze signalisierten, daß wir am Hiilawefall angekommen waren. Der Mond stand hoch und hell und hoffnungsvoll auf eine Weise, die nur die, die ihn vom Tal aus betrachten, sehen können. Unsere Hoffnung, McGovern lebend zu finden, war jedoch nach der makabren Entdeckung der Leiche im Heiau beträchtlich gesunken.
    Das ist eine der komischen Seiten der Hoffnung. Sie fällt vom Hochsitz der Seele aus ins Endlose oder klatscht auf einem Felsen zu Tode wie die Tränen einer Prinzessin, trotzdem schafft sie es immer wieder, sich aufzurichten und direkt zurückzukommen, um einen erneut zu verarschen.
    »Denkst du dasselbe wie ich?« fragte Rambam, nachdem wir etwas hinter dem Rest der Gruppe zurückgeblieben waren.
    »Vermutlich«, sagte ich. »Was denkst du?«
    »Tja, diese Menschen sind Heiden, richtig? Aber das heißt nicht, daß sie blöd sind.«
    »Das ist richtig«, sagte ich, »und es gibt nichts gefährlicheres als einen smarten Heiden.«
    »Also haben sie diese Reporterbraut tiefgekühlt, weil sie zu dicht dran war herauszufinden, wo der heilige Tampon von Königin Chi-Chi der Vierten…«
    »Die heiligen Ka ‘ai«, verbesserte ich.
    »Ist doch das Gleiche«, sagte Rambam und nahm eine Art Provinzialität an, die in New York immer weiter um sich greift. »Und was glaubst du, wie lange diese Leute McGovern schon in ihrer Gewalt haben?«
    »Knapp zwei Wochen«, sagte ich.
    »Ich weiß, McGovern sieht angeblich aus wie dieser Typ, Lono, aber was glaubst du, wie lange brauchen sie, um zu merken, daß er kein Gott ist?«
    »Knapp zwei Stunden«, sagte ich.
    »Darüber mache ich mir Sorgen«, sagte Rambam.
    Tatsächlich hatte auch ich denselben dunklen Gedanken. Die Priester der Maya hatten schon vor Jahrhunderten gewarnt, weiße Männer würden auf schwimmenden Häusern kommen. Und sie waren gekommen und hatten im Namen ihres Jesus den König ermordet und die Hälfte der Bevölkerung zu Tode gefoltert. Jetzt war es an der Zeit, etwas heimzuzahlen. McGovern war, vermutlich verführt von Carline, heiß auf ihre große Story, eher unfreiwillig in die Klauen dieser Menschen gefallen. McGovern war natürlich nicht ganz ohne Charme, dennoch waren zwei Wochen als Hauspest eine lange Zeit, um einem anderen nicht auf die Nerven zu gehen. Wenn Hoovers Reporterfreundin die Leute dahingehend düpiert hatte, daß sie glaubten, McGovern sei Lono, in der Hoffnung, daß sie sie dann zu den Ka ‘ai führen würden, hatte sie sowohl ihm wie auch sich selbst einen Totenschein ausgestellt. Neben dem was sie mit McGovern machen würden, würde Beim Sterben ist jeder der Erste vermutlich wirken wie Barfuß im Park.
    Sehr wahrscheinlich war die Katastrophe schon passiert. Vielleicht waren wir ein Bleichgesicht und ein schwimmendes Haus zu spät.

 
    41
     
     
     
    Eine halbe Stunde später planschten fünf Menschen und zwei Hunde in dem wunderschönen hüfttiefen natürlichen Pool, der den Felsen umgab, auf den die Tränen der Prinzessin schon viel länger fielen, als eine Frau je um einen Mann weinen sollte. Und obwohl es an der Zeit war, daß sie über ihn hinwegkam, wollte ich nicht derjenige sein, der ihr das sagte. Ich blickte ostwärts und erspähte den schmalen Durchgang, der einen einzigartigen Blick aufs Meer freigab, über dem vor einigen Stunden die Venus aufgegangen war.
    »Oje«, sagte Stephanie, die erstaunt aufsah. »Wer hat denn Acids in Gatorade getan?«
    »Man könnte fast anfangen, an Gott zu glauben«, sagte ich.
    »Oder an die Götter«, korrigierte McCall.
    »Eins kann ich euch sagen«, sagte Rambam. »In Brooklyn kriegt man sowas nicht zu Gesicht.«
    »Das würde man nirgendwo auf dem Festland sehen«, sagte Hoover. »Noch nicht mal in Disneyland. Das sind lunare Regenbogen. Es müssen Millionen sein.«
    Ich hatte noch nie von lunaren

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