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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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Kaminsims aus an. Die terpsichorischen Schwestern Sapphos über mir übten jetzt ein Stück, das sie schon seit Jahren nicht mehr geprobt hatten. War das möglich? Ja, es war. »Gonna Wash That Man Right Out of My Hair.« Zusammen mit der Miss Texas 1987 war ich am Nurse’s Beach in Kauai gewesen, exakt der Ort, wo der Song und die Tanzszene für die Kinoversion von South Pacific gedreht worden waren. Die Schwestern waren natürlich schon lange verschwunden, die Zeit und Richard Speck hatten vermutlich ganze Arbeit geleistet. Miss Texas 1987 war auch verschwunden. Tatsache war, daß fast alles aus meinem Leben verschwunden war, außer dem Rauch meiner Zigarre, der sich mit dem Rauch aus dem Kamin mischte, der sich mit den Schatten und den Sonnenstrahlen in meinem Kopf mischte. Das Leben ist eine Tragödie, dachte ich. Liebe ist Krieg, dachte ich. Alle Farben verblassen, dachte ich.
    »Weißt du«, sagte ich zur Katze, »ich erinnere mich, vor einiger Zeit im National Enquirer gelesen zu haben, daß Jack Lord entweder gestorben ist oder Alzheimer hat, ich weiß aber nicht mehr, was es war. Vielleicht sind alle entweder gestorben oder haben Alzheimer und keiner weiß mehr, was es war.«
    Ich drehte mich, um zu sehen, ob die Katze wenigstens wach war, was nicht der Fall war. Selbst schuld, dachte ich.
    »Der Punkt ist, wenn jemand an einem Ort wie Hawaii vermißt wird, macht man sich nicht so schnell Sorgen, wie wenn er an einem gefährlicheren Ort wie Afghanistan oder Guatemala oder Florida vermißt würde. Genauso gut könnte McGoverns großer, sonnenverbrannter Körper am Nurse’s Beach liegen, und sogar sehr wahrscheinlich auf einer Schwester drauf. Scheiße, er könnte überall auf dieser wunderschönen Kette tropischer Inseln sein, die alle ihren Ursprung fanden, als ein Vulkan ausbrach, die Lava abkühlte und ein vorbeifliegender Vogel einen glücklichen fliegenden Schiß machte, der einen winzigen Samen enthielt, der dann die ganze Chose ins Rollen brachte. Das glauben zumindest die Wissenschaftler. Aber die hatten ja bisher noch nie Recht.«
    Als ich meine Tirade beendet hatte und meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, stellte ich fest, daß die Katze nicht mehr im Schaukelstuhl saß. Ob es eine Solidaritätsbekundung, Zufall oder ein einzigartig schlechtes Omen war, vermochte ich nicht zu sagen, aber die Katze sah mich durchdringend vom Aussichtspunkt auf McGoverns altem Sessel an.

 
    6
     
     
     
    »Warum müssen Haustiere sterben?« jammerte Stephanie am nächsten Morgen am Telefon.
    Ich hatte darauf nicht wirklich eine Antwort und glücklicherweise war auch keine nötig. Bevor ich die erste Zigarre an diesem Morgen überhaupt aus dem Mund nehmen konnte, war sie schon wieder bei der schmerzlichen Eloge eines kleinen Mädchens, das in einer traurigen Welt zu schnell groß geworden war.
    »Pyramus war so ein süßes, liebevolles Hündchen, sie hat keiner Fliege was zu leide getan, und alles, was sie wollte, war, bei mir zu sein, und jetzt ist sie gestorben, während ich weg war…«
    »Ja, aber sie ist ganz sanft entschlafen.«
    »Ich weiß, aber das Apartment ist ohne sie so leer. Baby Savannah sucht in jeder Ecke nach ihr…«
    »Dann bist du also wieder in der Stadt.«
    »Nein, Arschloch, ich rufe vom Südpol aus an.«
    »Es tut mir wirklich leid wegen Pyramus, aber wie schon mein Vater bei solchen Anlässen sagte: ›Sie ist jetzt in den Händen einer höheren Macht.‹«
    »Warum müssen Tiere sterben?«
    »Ich weiß es nicht, Herzchen. Meine Schwester sagt immer: ›Es gibt keine schlechten Hunde und es gibt keine guten Menschen.‹«
    »Hör auf damit, jeden aus deiner beknackten Familie zu zitieren.«
    »Ich entstamme einer kleinen, übellaunigen Familie, die ich immer wieder gern zitiere.«
    »Wahrscheinlich haben deswegen all deine Freunde die Stadt verlassen. Sie hatten die Schnauze voll davon, daß du die ganze Zeit deine Familie zitierst. Kannst du nicht einmal an etwas anderes als dich denken?«
    »Hm, ich bin keine beschissene Grußkarte, aber laß mich nachdenken. Wie wär’s damit: ›Du wandelst durchs Leben und hältst ihre Leine fester als du weißt.‹«
    »Das ist völlig klischeehaft. Vielleicht bist du doch eine beschissene Grußkarte. Übrigens, die Beerdigung ist heute Nachmittag. Ich begrabe Pyramus in einem kleinen Garten. Eine äußerst private Veranstaltung. Du und deine kranke Katze seid nicht eingeladen.«
    »Zu schade. Ich mag Beerdigungen irgendwie. Sie haben eine

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