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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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übergeben hätte, aber mein Schutzengel war glücklicherweise genau in diesem Moment zur Stelle, und ich merkte, daß eine derartig unangemessene Aktion die Katze unweigerlich dazu veranlaßt hätte, mich für die nächsten Tage wie abgestandene Luft zu behandeln. Also übergab ich der Katze das Kommando und machte, daß ich rauskam.
    Auf der Hudson stoppte ich ein Taxi und fuhr bis zur Canal, wo ich mich ungefähr sechs Blocks von der Mott Street entfernt freikaufte, um die Atmosphäre der belebten Straße aufzunehmen. Ich war das letzte Mal vor die Tür gegangen, als Jesus noch ein Cowboy war. Es war nicht verkehrt, ab und zu mal rauszukommen und Leute zu treffen, die einen an andere Leute erinnerten, die einen daran erinnerten, daß kein Mensch eine Insel war, allerdings mit der möglichen Ausnahme von McGovern, der fast so groß und stark war, daß er eine sein könnte, von der man nur hoffen konnte, daß sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitten im Pazifischen Ozeans trieb.
    Machte ich mir Sorgen um McGovern? Darauf konnte man wetten. War ich wütend auf McGovern? Auch darauf konnte man wetten. Fast so wütend, wie ich auf mich war, daß ich nicht verhindern konnte, daß Haustiere abkratzten oder Freunde und Geliebte aus meinem Leben verschwanden. Vielleicht sollte ich an der Tür zum Loft ein Schild aufhängen: »Zutritt für Freunde verboten.« Vielleicht würden sie endlich klug werden und wegbleiben. Wenn McGovern tot war, müßte ich das zumindest nicht seiner Familie beibringen. Nur dem Mann im Spiegel. Das war’s schon. Nur dem Mann mit dem Cowboyhut und Mantel aus einer indianischen Decke, der eine Zigarre rauchte und sein müdes Spiegelbild in der Scheibe eines billigen chinesischen Coffee Shops anstarrte. Der Typ im Schaufenster wünschte sich, daß McGovern am Leben war. Der Typ im Schaufenster wünschte sich, daß Haustiere niemals sterben mußten. Der Name des Restaurants, der über dem Schaufenster stand, war Fuk Yu.
    Ich aß an diesem Abend allein im Big Wong und saß einem sehr, sehr alten Chinesen gegenüber, dem ein extrem langes weißes Haar aus einem Leberfleck auf seiner verwitterten Wange wuchs. Ich erinnere mich, daß ich dachte: »Das bin ich in sechs Monaten.« Ich ging den ganzen Weg zur Vandam durch die kalte Leere der bevölkerten nächtlichen Straßen zu Fuß. In meinem Kopf tanzten ein Mann und eine Frau. Dann fingen sie an, zu streiten.
    »Setz dich ins nächste Flugzeug nach Honolulu«, sagte der Mann. »Das ist verrückt«, sagte die Frau. »Warte wenigstens, bis du was von Hoover hörst.« Als ich zu Hause angekommen war, war der Typ Zigaretten holen gegangen.

 
    8
     
     
     
    Es passiert nicht oft , daß die Katze und ich Besucher in unserem bescheidenen Loft empfangen, aber wenn es passiert, sind wir gewissenhaft darum bemüht, diesen Besuch zu einem erinnerungswürdigen Erlebnis für alle Beteiligten zu machen.
    Später am Abend weihten die drei, Stephanie, Thisbe und Baby Savannah, unseren Loft mit ihrer Anwesenheit und das Ergebnis war eine sehr unheilige Allianz. Ich darf an dieser Stelle ungeniert die anfänglichen Häßlichkeiten überspringen und mitten ins Geschehen gehen.
    Stephanie zum Beispiel stand über einen Meter achtzig groß auf ihren blutroten Stilettos und war es zufrieden, mich an zwei Fronten gleichzeitig fertig zu machen: Warum ich ihr nicht schon früher von McGoverns Verschwinden berichtet und warum ich einen bestimmten französischen Wein nicht zu Hause hatte.
    Thisbe und Baby Savannah sprangen die Wände hoch und runter und imitierten tanzende Derwische quer durchs ganze Loft. Die Katze, die ich an der Innenseite der geschlossenen Schlafzimmertür hängend zurückgelassen hatte, stieß einen lauten, wehklagenden, schwach an eine palästinensische Totenwache erinnernden Schrei aus, der das ganze Haus durchdrang und, wie ich hoffte, auch bei der lesbischen Tanzklasse für einige Irritation sorgte.
    »Ich trinke keinen französischen Wein«, sagte ich angesichts der Umstände so ruhig wie möglich. »Ich gieße ihn auf dem Bürgersteig aus, als Protest gegen ihre Atomwaffentests im Südpazifik.«
    »Wo sich der arme McGovern gerade befindet.«
    »Nicht ganz«, sagte ich, »wenn ich im Südpazifik nach ihm suchen würde, würde ich ihn nie finden. Es ist ein ziemlich weit verbreiteter Irrtum, daß Hawaii im Südpazifik liegt. Tatsächlich liegt Hawaii im Nordpazifik.«
    »Faszinierend! Für ein junges Mädchen ist es eine absolut wunderbare Erfahrung,

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