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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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„Garewol“ feiern. Seit unzähligen Jahrhunderten veranstaltet ihr dieses Fest, das ist eine Kultur die ewig erhalten bleibt. Warum bleibt sie erhalten? Weil die Wodaabe zufrieden sind.
    Es gibt bei euch keinen Hass und keiner neidet dem anderen den Kuhschwanz, den der andere mehr in seiner Herde besitzt. Wenn sich ein Nomadenvolk einmal im Jahr trifft, um Spaß zu haben und nicht permanent Brot und Spiele brauchen, wie die alten Römer, dann ist ihre Volksseele in Ordnung.«
    »Du siehst das zu einfach Said. Wir gehen nicht nach In Gall um einmal im Jahr Spaß zu haben, sondern damit unsere Herden das salzhaltige Gras der Ebene Azaouak abweiden, das in der Regenzeit dort sprießt. Was du Spaß nennst Said, ist zwar Tanz und Musik, aber es ist in erster Linie der Versorgung unserer Herden zugedacht, und dann erst Spaß und Heiratsmarkt und Brautschau für die Hirten. Das ist ein Ritual wie wir es seit ewigen Zeiten kennen. Welches Volk der Erde wurde und wird davon Geistig und Kulturell beleckt? Keines! Nur Kuhschwanz, Sand, und natürlich Wasserlöcher suchen. Auch wenn es das Römerreich nicht mehr gibt, so lebte das was sie hinterlassen haben in Byzanz weiter und lebt auch heute noch in vielen Teilen Europas. Sogar ihre Sprache lebt, wenn auch viele sagen, das Latein heute eine tote Sprache sei. Was du sagst Said-Francesco, sehe ich nicht so. Latein lebt in der französischen, englischen, italienischen, englischen und ein wenig in der deutschen Sprache, die ich zwar nicht gut sprechen kann aber dank Marie-Claire doch sehr gut verstehe. Außerdem wird Latein in allen medizinischen Bereichen verwendet. Was ist dagegen unsere Sprache? Hast du jemals etwas von fulfulde gehört? Nein! Du schüttelst den Kopf Said-Francesco. Noch nicht einmal unsere Nachbarn, die bösen Tuareg verstehen sie.«
    »Dann lieg ich wohl total daneben mit meinem Weltbild Zöpfchen. Haben die Wodaabe je Eroberungskriege geführt? Nein! Ist das Überlebensprinzip der Wodaabe auf Unterdrückung der Nachbarvölker aufgebaut? Nein! Haben die Wodaabe auch nur ansatzweise Kriegsgedanken gegen die reichen Hirsebauern im Süden Nigers gehegt, obwohl diese Wasser und reichhaltige Vegetation besitzen? Nein! Die Römer aber haben sie gehabt und jedes europäische Land haben sie. Die Amerikaner mit ihrer imperialistischen Strategie, die Sowjetunion, die um keinen Deut besser ist. Europa verlor zwar alle afrikanische Kolonien Zöpfchen, aber glaube bloß nicht, dass ihr Aggressiv-Verhalten, und ihr Besitzdrang aufgehört haben zu existieren. Die Mittel zum Zweck haben sich nur ein wenig geändert, sonst nichts.«
    »Tja Said-Francesco. Unsere Nachbarn im Norden, die Tuareg und unsere Nachbarn im Osten, die Tubus und die Schwarzafrikaner im Süden besitzen dieses Aggressiv-Verhalten. Sie haben den Besitzdrang im Blut, und eines Tages werden harmlose, brave und friedliche Nomaden wie die Wodaabe nicht mehr existieren, weil uns diese Eigenschaften vollständig fremd sind.«
    »Dann müssen sie eben Lernfähigkeit entwickeln. Kämpft um die Wasserlöcher im Norden und  um die Weideflächen im Süden des Sahel.«
    »Wie einst die alten Römer, Byzantiner, Araber, Engländer, Franzosen, Deutsche und alle die anderen?«
    »Wenn es denn sein muss, Ja! Zöpfchen.«
    »Du widersprichst dich Said-Francesco. Was du vorhin gesagt hast, dass heißt du jetzt für gut?«
    »Nicht gut Zöpfchen. Es ist notwendig.«
    »Erobern und töten - zum Überleben?«
    »Darf ich mich erschießen Zöpfchen?«
    »Ich bringe dich um Said-Francesco, wenn du dich erschießt und mich hier alleine zurücklässt!«
     
    Zöpfchen und ich führten wohl für Außenstehende eine merkwürdig anzuhörende Konversation. Ich sprach zu ihr in deutscher Sprache, die sie ja sehr gut verstand und die ihr Marie-Claire exzellent beigebracht hatte aber dennoch kaum sprechen konnte, und sie antwortete in französisch, dass ich wiederum zwar gut verstand aber weniger gut sprechen konnte. Ich hatte so meine Probleme mit der Satzstellung und mit der richtigen Aussprache.             
    »Siehst du die tiefen Spurrillen der Wagenräder? Der Straßenbau der Römer ist schon bemerkenswert. Sie müssen von römischen Militärplanern angelegt worden sein Zöpfchen. Guck, sie liegen alle im rechten Winkel zueinander.«
    »Das hier war bestimmt die Hauptstraße, sie ist wesentlich breiter als die anderen Straßen. Siehst du da vorne die große Kreuzung? Da stößt eine weitere große Straße auf

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