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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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rennen können.«
     
                                              ***
     
    Das Aures Gebirge ist ein Traum für Touristen die Zeit und Muse haben um die überwältigende Schönheit die hier geboten wurde zu erleben und zu genießen. Der mächtige Berg Chelia, dessen Geschichte mich so fasziniert hatte und welche mich zu diesem Gedicht inspirierte, befand sich in der Nähe unserer Route. Chelia alleine ist schon eine Reise wert und beherrscht mächtig aber nicht bedrohlich wirkend dieses wunderschöne Stück Landschaft. Hier könnte ich alt, fett und faul werden. Eine Berghütte, ein paar Ziegen, Hühner und Gänse und einmal im Jahr zur Kur nach Biskra. Als erstes würde ich die Serpentinen in die Luft jagen. Sie waren für Zöpfchen und mich eine wahre Tortour. Für Zöpfchen eigentlich noch mehr als für mich obwohl mir auch schon speiübel war und das alles noch auf einem Motorrad. Abgrundtiefe Schluchten lösten sich mit Täler ab, die von den Wassern des Auresgebirge in jahrtausendlanger Arbeit ausgefräst wurden. Wir kamen uns winzig klein vor, als wir die Canyons befuhren, deren Felsen hunderte von Meter in fast wolkenlosen Himmel ragten.  Durch eine dieser Täler, auf sehr schmalem Weg ohne Ausweichmöglichkeit, wurde unsere Fahrt jäh unterbrochen. Mitten im Weg stand ein reichlich zerlumpter, ungepflegter junger Mann mit einem fast vollständigen Gesichtsbedeckenden Rauschebart. Ein Prachtexemplar eines Rumpelstilzchens, das uns mit einem Schnellfeuergewehr bedrohte.
    »Was machen wir Said-Francesco? Das ist ein Schawiya-Berber!«
    »Geduld Zöpfchen. Keine Panik. Ich rede mit dem Müllmann.«
    »Da kommt noch ein Müllmann, Said. Dort aus dem Schatten des Felsvorsprunges. Und noch einer. Mein Gott, da kommen ja immer mehr. Ich habe Angst!«
    »Tja Zöpfchen, der Müllberg wird tatsächlich immer höher. Wir müssen uns ergeben. Bist du sicher, dass dies Schawiya-Berber sind? Ja? Gut. Ich habe das Begleitschreiben von Marie-Claire dabei. Für freies Geleit. Weißt du noch?«
    »Ja Said. Hoffentlich können sie lesen?«
    »Der oder die Anführer kann, oder können bestimmt lesen Zöpfchen.«
    »Dein Wort in Allahs Ohr, und ins Ohr von deinem lieben Gott, Said. Die beiden müssen uns jetzt helfen.« 
    »Hä? Wieso die beiden?«
    »Jesus und Maria und Mohammed und meinetwegen auch der Papst, Said. Guck mal wie die mich anstarren. Du musst mich beschützen, Said.«
     
    Einer dieser verwahrlosten Bergpiraten forderte uns auf vom Motorrad zu steigen, und seitlich einen größeren Abstand zur Maschine einzuhalten. Wir verstanden seine Sprache nicht, aber die Geste mit seinem Schnellfeuergewehr wird vom Nordpol bis zum Südpol von allen Bevölkerungsschichten sehr gut verstanden. Zwei Männer zogen unser Gepäck herunter und durchwühlten unsere Sachen, während ein dritter schon mal Sitzprobe auf dem Motorrad nahm. Sie fanden meine Walther P38, die Munition und meine Drahtschlinge. Mit finsterer Miene sahen mich die verwahrlost erscheinenden Straßenräuber an. Inzwischen begann ein weiterer Müllmann mit dem befummeln von Zöpfchen, die mich fassungslos und hilfeflehend anstarrte. Die fürchterliche Angst ließ sie die Augen weit aufreißen, und langsam rückweichend, versuchte sie das Unheil abzuwenden. Ich schrie den Seifenfeind wild und wütend in deutscher Sprache an, was ihn zum Ablassen seines widerlichen Vorhabens brachte. Langsam drehte er sich um und bewegte sich auf mich zu. Wieder schnauze ich ihn kurz und hart an und mir schien, dass keine Sprache der Welt für das Befehle geben und das Anschnauzen so gut geeignet ist, wie das Deutsche. Natürlich kann man mit dieser Sprache auch herrlich "Dichten und Denken" aber den Schawyas kann ich jetzt nicht mit Schillers "Glocke" beikommen. Meine verbalen Ausschreitungen zeigen Wirkung, und ich überhäufte den Strolch mit einer Anzahl von unfeinen Schimpfwörtern, die ich nun auf englische Art hart und laut herausbellte. So etwas lernt man wiederum nur bei den Engländern. Da sind sie die Meister. Habe ich eigentlich noch etwas aus der Schweiz auf der Pfanne? Ich könnte schreien: " Ich habe das Fondue-Töpfli gestrichen voll, oder".
     
    Ich blieb bei dem allseits beliebten "Ihr Arschlöcher !" Das passte. Jedenfalls ging keiner mehr an die Wäsche von Zöpfchen, und sie warf mir dafür einen dankbaren Blick zu. Die Straßenräuber wendeten sich jetzt geschlossen in meine Richtung, und kamen Stück für Stück näher.

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