Tanz der Aranaea (German Edition)
so geborgen. Erzähl mir etwas aus deinem Leben. Als du so alt warst wie ich. Was hast du damals erlebt? War es auch so spannend wie mein Leben jetzt ist, seit ich dich kennen gelernt habe?«
»Oh ja. Ich war damals schon ein Journalist und habe, obwohl ich Schweizer Staatsbürger bin, als Berichterstatter in der englischen Armee, im Afrikakrieg mitgewirkt.«
»Erzähl Said-Francesco!«
Ich erzählte ihr diese Geschichte aus jenem Teil meines Lebens, und als ich an die Stelle angelangt war, an der Tim Johnson eine Spinne mit dem Stiefelabsatz in den Sand getreten hatte, merkte ich das Zöpfchen tief und fest eingeschlafen war. Schon seltsam, da lag eine fast entkleidete dunkelbraune, gut gebaute Sandrose neben mir, hielt mich fest umschlungen, und ich, mit noch weniger Klamotten auf den Knochen, erzählte Gute Nacht Geschichten. Es war nicht immer von Vorteil, ein Grandseigneur zu sein.
Ich hatte noch immer kein Auge zugemacht obwohl es bereits sechs Uhr morgens war. Zöpfchen schlief wie ein Murmeltier und ich versuchte vorsichtig aus dem Bett zu steigen. Ich ging ins Badezimmer und trank danach noch ein kleines Glas mit Whisky, rauchte dazu eine Zigarette und machte mich hinterher ein bisschen frisch und rasierte mich. Eigentlich könnte ich jetzt ins Büro gehen, wenn Zürich hier in der Nähe wäre.
Das Zähneputzen war nicht so einfach zu bewerkstelligen, denn meine ganze Gesichtsfläche schmerzte noch von den Schlägen, die sie mir verpasst hatten. Diese Tatsache erinnerte mich wieder daran, dass ich in Afrika war und die „merde “ immer höher aufkochte. Ich ließ mich wieder in die Matratze fallen und schlief dann doch kurz darauf ein und träumte reichlich wirres Zeug. Ich träumte, dass Marie-Claire mich geringschätzig musterte, weil ich nicht ihr Cheliff war. Sie hielt in meinem Traum in einem Mundwinkel ihre Zigarettenspitze fest und ihr Augenlid ging abwechselnd mal rauf und dann wieder runter. Dann war das Traumbild wieder verschwunden und dafür tauchten Zouzou und Sabi Loulou auf und beide wetterten mit mir und machten mich fix und fertig, weil ich bei einer dunkelhäutigen Frau im Hotelzimmer schlief, und sie irgendwo in der Wüste auf mich wartend, im stehen Schlafen mussten. In der geträumten Apokalypse kam zu allem Elend noch Michelle La Toustelle hinzu. Sie stand vor mir, betrachtete mich wie ein armseliges Würstchen und grinste mit ihrem Mund, der von linkem Ohr bis zum Rechten, reichte. Langsam wuchsen ihr nun Teufelshörner aus der Stirn. Hossni mit seinem elend langen Riechkolben tauchte jetzt im Rücken von Michelle La Toustelle auf und immer wieder zeigte er mit dem Finger auf sie und rief mir zu: „Die ist giftig! Die ist giftig!“ Ich fühlte plötzlich wie sich etwas warmes Feuchtes auf mein Gesicht legte und Zöpfchens Stimme rief leise nach meinem Namen. Ich erschrak zutiefst und riss die Augen auf, doch ich konnte nichts sehen. Ein feuchtes Handtuch lag auf meinem Gesicht und in Panik zog ich es mit einem Ruck herunter.
»Said-Francesco, du musst keine Angst haben, ich bin es bloß!«
»Was ist los Zöpfchen? Ich habe fast keine Luft mehr bekommen.«
»Du hast schwere Träume gehabt Said, und warst so arg geschwitzt so dass ich dir einen warmen und feuchten Umschlag auf dein Gesicht legte. Es ist alles gut Said-Francesco.«
»Danke Zöpfchen. Wie viel Uhr ist es?«
»Es ist gleich zehn Uhr. Möchtest du noch etwas schlafen? Ich ziehe mich dann in der Zwischenzeit noch an und besorge ein Frühstück.«
»Nein Zöpfchen, ich will nicht mehr schlafen.«
»Dann lass uns jetzt lieben, Said. Ich möchte dich lieben.«
Sie legte ihre Arme um meinen Hals und zog mich sanft bei.
***
Nach dem Mittagessen verzurrten Zöpfchen und ich ihren nicht allzu großen Koffer auf dem Gepäckträger des Motorrades, welches Ibrahim besorgt hatte. Als ich ihn fragte, ob das Geld für die Maschine und für die Weihnachtsgeschenke gereicht hatten, nickte er freudig erregt mit dem Kopf und meinte, dass er mit dem Rest des Geldes noch eine Zeitlang gut Leben könnte. Es würde mich wundern, wenn sich Ibrahim nicht das alles so zusammengeklaut hätte und nun mit insgesamt fünfhundert Dollar minus ein paar Scheine Schmiergelder, so richtig die Schweine tanzen ließ.
Es war ein gutes fast neuwertiges Motorrad und besaß einen 250 ccm Motor. Nicht so tief im Rahmenbau, wie von mir
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