Tanz der Aranaea (German Edition)
sie schon vorhin gezählt, als sie die Hügel herunter kamen.«
»Francesco, wie bewegen sie sich?«, fragte Sabi Loulou mit hochroter Gesichtsfarbe.
»Langsam und sehr vorsichtig«, gab ich zur Antwort.
»Francesco, ich meine, ob sie eine auseinander gezogene Kette bilden.«
»Sie bewegen sich wie eine Hammelherde, Sabi, eine Masse. Die vorderen geduckt, die in der Mitte suchen den Himmel ab und die letzten drehen sich ständig angstvoll nach dem Flugzeug um. Sie sind noch etwa 150 Meter von uns entfernt!«
»Flüchten wir Tonton - Sabi Loulou?«
»Nein Zouzou! Meinst du nicht auch Francesco? Wo sollen wir auch hingehen? Die Gegend hier ist uns völlig fremd und auf der Suche nach einem geeigneten Weg sollten wir keine Verfolger im Rücken haben. Die Schwarzen scheinen fürchterliche Angst zu haben und das müssen wir ausnützen.«
»Wir machen es folgend:«, sagte Sabi, »Francesco geht etwa zwanzig Meter nach links und Zouzou eben so viele Meter nach rechts und ich nehme mir ein halbes Dutzend Handgranaten und besteige diesen Baum hier. Lasst sie nahe genug herankommen doch sie dürfen um Gottes Willen nicht in den Wald eindringen. Ich werfe zuerst die Handgranaten in die Mitte der Truppe und ihr müsst die vordere Reihe und hintere Reihe unter Beschuss nehmen. Ihr müsst dafür sorgen, dass sie immer einen Haufen bilden und nicht in alle Windrichtungen Rennen können. Wenn euch mein Leben lieb ist, dann müsst ihr dafür sorgen, dass keiner von ihnen die Gelegenheit bekommt, meine Stellung in der Baumkrone zu beschießen. Sie müssen zurückgeworfen werden, in das freie Feld, nur so haben wir eine Chance unbehelligt den Wald zu begehen! Wie weit sind sie noch weg, Cello?«
»Etwa hundert Meter, Sabi Loulou!«
»Alors, Cello. Kinder, kommt wir beziehen unsere Posten. Denkt an die Buschmesser, an die Catanas! Sie hauen uns lebendig in kleine Stücke wenn sie uns kriegen, doch vorher geht noch unsere Unschuld flöten«, sagte die unschuldige Sabea Sabi Loulou Bergerac.
»Die hat die Tonton uns doch schon verflötet, Sabi Loulou!«
»Eine Vokabular habt ihr beide drauf, also echt. Ihr beide habt doch wohl meine Unschuld auf dem Gewissen, ich war einmal so ein harmloses unschuldiges Eichhörnchen.«
Sabea Sabi Loulou Bergerac, die Schwester von Solange Zouzou Zizanie Bergerac quittierte es nur mit einem gepfiffenen. „Pf“ .
Da waren sie wieder, die ehemalige Agentinnen der OAS. Sabea Loulou Bergerac, die noch vor drei Jahren in den Straßen und Gassen von Algier im Häuserkampf gegen die Bombenleger der FLN kämpfte und den Feinden von "Algerie Francaise" oftmals selbst die gefährlichsten Eier ins Nest legte. Und da war sie wieder, die Frau namens Solange Zouzou Zizanie Bergerac mit der ähnlichen OAS Vergangenheit. Mit einer Selbstverständlichkeit hingen die Handgranaten an die Knöpfe ihre Lederjacken, wie sie es bei anderen Gelegenheiten vielleicht mit einer Brosche aus edlen Metallen und Glitzersteine machen würden. Dabei prüften sie noch akribisch die Magazine ihrer Sturmgewehre und stopfen sich noch eine Handvoll Patronen in die Hosentasche. Viele Male, bei zahlreichem Scharmützel die wir im Kupfergürtel von Katanga mit den unterschiedlichsten Gruppierungen zu bestehen hatten, hatte ich die "besonderen Qualitäten" der beiden Bergerac Schwestern zu sehen bekommen. Im Kampf wirkten sie nach außen kühl und fast schon hochmütig und dabei waren sie in Wirklichkeit im innersten, verletzbar und voll der Gefühle.
Das hier war Bakongo-Land, im Norden Angolas. Nachdem wir unsere Angst in den Griff bekamen, fast schon wieder gewohnter Automatismus wurde, verteilten Zouzou und ich uns auf die Flanken; jeweils zwanzig Meter von Sabi Loulou entfernt, hinter einem Baum, mit freier Sicht auf die langsam heran nahenden Soldaten. Zouzou und ich würden unsere Gegner von beiden Seiten abwechselnd im Dauerschuss nehmen und mit gezieltem Einzelschuss kampfunfähig zu machen. Sabi Loulou würde mit den Handgranaten von der Mitte, aus den Baumkronen heraus das Chaos unter den Bakongo Kämpfer einleiten. Wir vermuteten, dass es sich um Rebellen des Volkes Bakongo handelte, denn hier war ihr Stammesgebiet, das vom Norden Angolas über den Südwestzipfel von Kongo-Leopoldville, bis hinein nach Kongo-Brazzaville reichte.
Die Gruppe der Rebellen befand sich nun etwa zehn Meter vom Waldrand entfernt, an dem wir Position bezogen hatten, als von der Baumkrone herab die erste von Sabi Loulou geworfene
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